Kühle Gewässer

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Sie sahen Feuer sich ausbreiten und rannten auf die Lichtung. Die meisten rannten davon, doch nicht Jaselaya. Sie sah, wie die Menschen abgeschlachtet wurden, sie sah wie Elben kämpften und starben. Sie sah sie nicht.
Miaka! Jaselaya raufte sich die Haare und stand auf dem steinernen Weg. Diesen durfte sie nicht verlassen.
Aber was konnte sie denn schon tun?
Etwa gar nichts?
Sie schaute auf die abgeschlachteten Elben und stand dort, die Hände auf den Ohren, um nichts zu hören, doch sie konnte nichts tun, als dort zu stehen und zu zuschauen. Das Dorf brannte und die Elben mit ihm. Jaselaya ballte ihre Hände zu Fäusten, dann hielt sie sich die Augen zu. Das konnte sie nicht mehr sehen.
Es war zu viel.
Viel zu viel!
Da wurden die Monster auf sie aufmerksam. Jaselaya schrie und stolperte nach hinten. Doch die Kreatur bewegte sich nicht. Sie blieb in der Hocke sitzen, drehte sich um und biss in ein frisches Stück Elbenfleisch. Jaselaya sah ihn mit verstörendem Blick an. Das war zu viel. Dann kam die Kreatur näher und legte das blutige Fleisch, welches ein Teil eines Beines war, auf ihren Schoß. Die Kreatur brüllte, während Jaselaya ihre blutigen Hände hob um ihre Augen zu verschließen. Sie schrie nicht, sie blieb auf dem Weg sitzen. Das Blut lief ihre Arme herab und das Stück Fleisch auf ihrem Schoß färbte ihr Kleid in der Farbe des dunklen Blutes. Dann ließ die Elbe ihre Hände herunter und ergriff das glitschige Stück und stieß es von ihrem Schoß. Ihre Augen hielt sie verschlossen.
„Jaselaya!"Es war Legolas.
Da öffnete Jaselaya ihre Augen und sah in das Fratzengesicht der Kreatur. Diese schrie und die Haare Jaselayas flogen wie eine Löwenmäulchen umher, dann setzte sich das Ding auf Jaselayas Beine und kam immer näher. Dann viel es. Jaselaya schob das zappelnde Ding von ihrem Schoß und stand auf. Gekonnt hob sie ihre Hand und fing das kleine Messer auf, welches Legolas ihr zu warf.
„Geh jetzt rein!" schrie er. Jaselaya gehorchte und rannte los. Damit sie schneller war, hielt sie mit ihren Händen ihr langes, blutgetränktes Kleid hoch, sodass ihre langen Beine um so schneller rennen konnten, ohne vom Stoff gestoppt zu werden. So konnte sie auch größere Schritte machen. Sie rannte durch das Tor, gefolgt von einem grinsenden Monster. Jaselaya flog die letzten Meter beinahe und rannte die Hügel hinauf. Die goldene Sonne schien warm auf das Gras und die Bäume, von außerhalb der Mauer hörte man Schreie und nicht nur die von den Kreaturen. Auch menschliche und durch dringliche Todesschreie. Da hörte Jaselaya eine flüsternde Stimme.
Du weist noch, was ich zu dir sagte?
Aber natürlich weißt du das!
„Willst du nicht kommen und dich zeigen? Komm ins Licht und wandle nicht im Schatten!"
Ach ja, tue ich das? Ich bin genau hier
Ein seltsames Gefühl breitete sich in der kleinen Elbe aus und sie wankte.
Ich bin hier, Jaselaya, ich bin Du! Willst du aufgeben und dich feige verstecken?
„Nein!"
Dann gehe raus und kämpfe!
„Aber ich darf den Pfad nicht verlassen!"
Das musst du nicht! Vertraue mir und renne jetzt und kämpfe!
Ein unbeschreibliches Gefühl glitt durch Jaselayas Venen. Sie schaute geradeaus ins Nichts, ohne einen bestimmten Punkt zu fixieren und stellte es sich vor. Wie sie kämpfte und ihr Schwert herunter sauste. Wie sie diese Biester ein für alle Male besiegen würde, wie sie beschützen würde und fliegen. Dann wurde ihr Blick starr und kalt. Ihre Hand wurde schwach und sie ließ das Messer fallen, welches Legolas ihr zugeworfen. Dann veränderte sich etwas in der Haut der Elbe, es fing in den Fingerspitzen an und zog sich über ihre ganze Haut, als bestünde sie aus Wasser, welches unter ihrer Haut weilte und ihre Augen leuchteten. Ihre Haare wurden in den Spitzen beinahe durchsichtig und waren ebenso wässriger Erscheinung. Festen Schrittes drehte sie und lief wieder zur Mauer zurück. Ihre nackten Füße begannen zu schweben. Galant und als hätte sie nie etwas anderes getan, landete sie wieder am Boden. Dann kreisten viele Wasserwellen um sie, als schlossen sie sich um sich und sie fühlte dieses unbeschreiblich schöne Gefühl. Als würde ihr Herz davonfließen. Ein Blick in ihre blauen Augen und der Tod würde folgen.
Ein Blick auf ihren zierlichen Körper, der lief, wie eine Feder, die von einem Windhauch getragen und man begann zu hoffen. Alle Augen wandten sich ihr zu.
„Jaselaya, geh rein!" schrie Thranduil. Doch eine Handbewegung Jaselayas reichte um ihn davon zu schleudern und ein Windhauch blies den Staub am Boden auf. Alle hörten es wie Trommeln. Jaselaya lief, oder schwebte. Der Wind blies ihre langen Haare wie eine Welle umher und eine riesige Welle donnerte hervor. Weißer Schaum, dunkelblaues Wasser. Dann sah es aus als ritte sie auf dieser gigantischen Welle und ihr Kleid wehte hinter ihr, während sie auf dieser Welle stand und nach unten sah.
Leerer Blick.
„Geht. Rennt. Sterbt!"
Dann krachte die Welle nach unten. Doch sie blieb oben stehen. Alle sahen sie und waren sprachlos und fassungslos. Miaka sah sie und war sich sicher. Sie war es, die eine!
Alle sahen sie und waren wie vereist.
Jaselaya griff nach hinten, hinter ihren Rücken und hatte sogleich ein wunderschönes riesiges Schwert in der Hand. Es glänzte silbern und wunderschöne blaue Ranken schlangen sich von der Schneide nach unten zum Griff und in glänzender Schrift war nén elleth hinein graviert.
Die Schneide in der das Schwert steckte, war silbern und mit einem gewöhnlichen Lederband an ihrer Schulter befestigt. Das war ihr Schwert.
Das Schwert der Elbe des Wassers.
Gekonnt schwang Jaselaya ihr Schwert umher und zog er aus der Schneide. Normaler weise waren die Schneiden an der Seite der Hüfte, ihre war am Rücken. Dann rutschte Jaselaya die Welle hinab und donnerte auf die Kreaturen herunter. Endlich erwachten die Elben aus ihrer Starre und sprangen einer nach dem anderen mit ihr ins Dorf.
Da schleuderte der Wind die Elbe zwischen den Bestien umher, sodass sie währenddessen alle in ihrer Nähe liegenden außer Gefecht setzten konnte. Doch tot waren sie nicht. Dann stand Jaselaya wieder auf dem Pfad.
Jaselaya war wie in Trance und steckte ihr Schwert in die Schneide. Dann hob sie ihre Hand und eine kleine Welle floss aus ihrer Haut.
Dann schrie sie und die tobenden Wassermassen löschten sowohl Feuer, als auch die Kreaturen. Sie verschwanden, hatten sie einen Rückzug bekommen? Waren sie überwältigt worden?
Niemand wusste es, doch es war vorbei. Dann wich das Wasser und schoss in Jaselayas Körper zurück, aus dem es zuvor kam. Jaselaya schaute verwirrt auf ihre Handfläche. Das Wasser unter ihrer Haut war verschwunden und sie sah wieder normal aus, verschmutzt und blutig, doch noch immer wunderschön.
„Was?" flüsterte sie und fühlte sich mit einem Male wahnsinnig schwach. Sofort war Thranduil da und bevor sie umzufallen drohte, hob er sie hoch und trug sie hinter die Mauern.
„Was habe ich? Ich meine wie habe ich?" fragte Jaselaya schwach und schaute auf das Schwert, welches Thranduil ihr vom Rücken gezogen hatte.
So schön, dachte sie und legte ihren Kopf an seine Brust.
„Ist sie okay?" fragte Tauriel ängstlich.
Thranduil nickte und setzte die kleine Elbe auf seinen Hirsch.
„Halt gut fest," flüsterte er Jaselaya zu und meinte damit ihr Schwert. Dann drehte er sich um und sprach zu seinem Sohn und Tauriel: „Ihr werdet euch hier kurz um alles kümmern. Ich muss Jaselaya sofort rein bringen!"
Dann stieg er auf den Hirsch und ritt los. Sie sah nur, wie Bäume an ihr vorbeiratterten und alles verschwommen war.
„Ich habe...wie?" Jaselaya fehlte die Kraft für mehr, doch sie hielt die kühle Schneide, in der sich das Schwert befand, gut fest und drückte es gegen ihren Körper.
„Es ist alles gut, wir schaffen es noch rechtzeitig!"
„Rechtzeitig-für-was?" fragte Jaselaya brüchig.
„Um Dich in Sicherheit zu bringen. Das ist meine Aufgabe und Pflicht!"
Jaselaya beließ es dabei. Warum nur fühlte sie sich jetzt so schwach? Alles tat ihr weh und fühlte sich Schwert an und so tief, als würde sie ins Dunkel fallen. Tiefer und tiefer ins Schwarze Loch. Ins Nichts.
Dann irgendwann, Jaselaya hatte jegliches Zeitgefühl vergessen, hob Thranduil sie hoch.
Sie ließ ihr Schwert nicht los!
Dann wurde sie in eine warme Decke gewickelt und in eine warme Matratze gelegt. Es fühlte sich beinahe so an, als würde etwas sie strangulieren. Und dann schlief sie.
Träumte und vergaß.

 Träumte und vergaß

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Flut

Die Elbe des Wassers ___Meine größte SehnsuchtWhere stories live. Discover now