Geschichten

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Jaselaya lag in ihrem großen Himmelbett. Ihr Zimmer lag in einem der weiter abgelegenen Flure nördlicher Richtung. Mitten in ihrem Zimmer wuchs ein Baum durch den Boden. Er war breit und verwinkelt. Seine Äste bildeten den Rahmen des Bettes und von ihnen hingen, wie üblich bei einem Himmelbett, Tücher herunter. Sie waren weiß und durchschimmernd. Ihre Bettdecke war ebenso in warmen milchigem weiß, ihre Kissen hatten verschiedene Farben, aber die meisten waren hellgrün, ebenso wie die dünne Tagesdecke, die Jaselaya in der Nacht jedes Mal unbewusst herunter schubste. Ihr kleiner Balkon bot ihr einen wunderschönen, weiten Blick weit über das Waldlandreich, den Flüssen, Bächen und weiten Ebenen, bevor der Wald begann.
Vor ihrem Himmelbett lag ein kleiner Teppich aus fransigem Stoff gestrickt und die milchigen Vorhänge, die der Wind herum wehen ließ, hingen vor dem kleinen Balkon.
Von den Ästen des Baumes hangen kleine Fäden mit bunt schimmernden Kristallen und Perlen und der Tisch, der an der Wand stand war aus Eichenholz geschnitzt und auf ihm lagen die blaue Schreibfeder, mit dem metallischen Griff und dem Tintenfläschchen. Diese meerblaue Feder hatte Jaselaya von ihren Eltern bekommen.
Ihre Mutter, die Herrin des Lichtes, Galadriel war die Herrin des Waldes von Lórien und Hüterin des weißen Elbenringes Nenya. Sie hatte noch eine Tochter Celebrían, diese nahm Elrond zum Mann und hatten eine Tochter, Arwen.
Jaselaya hatte ihre Schwester Celebrían nie kennengelernt, ebenso ihre Eltern. Der Unterschied war nur, Celebrían war tot, ihre Eltern in den unsterblichen Landen...
Vor ein paar Jahren noch hatte Jaselaya in Bruchtal gelebt, im Hause Elronds, doch man hatte beschlossen sie den Unterricht im Waldlandreich besuchen zu lassen und da sie die Tochter von Galadriel war, empfang Thranduil sie mit Freuden, jetzt lebte sie schon fast 3 Jahre unter Thranduils Schutz. Und Schutz würden alle Elben nötig haben, da man noch immer nicht den Menschen traute, welche aus den Katakomben Mordors herausgekrochen kamen. Man wusste rein gar nichts, woher sie kamen, oder wer sie waren. Man wusste nur, das sie so urplötzlich verschwanden, wie sie kamen, als der erste Sonnenstrahl auf die Erde viel.
Jaselaya schrieb mit der Feder einen ihrer vielen Briefe an ihre Mutter. Sie war sich unsicher, ob ihre Mutter je nach Mittelerde zurückkommen würde. Warum hatte die Herrin des Lichts sie nicht mitgenommen in die unsterblichen Lande? Warum hatte sie in Mittelerde verweilt, bis sie Jaselaya gebar und hatte sie dann in die Obhut der Elben in Bruchtal gegeben?
Immer wenn Jaselaya schrieb wurden ihre Hände dreckig von der Tinte, es wollte ihr einfach nicht gelingen, entweder sie steckte die Feder zu tief hinein in die Tinte, oder sie kleckerte. Jedenfalls schrieb ihre Mutter ihr stets zurück, obgleich Jaselaya sie am anderen Ende der Welt vermutete und sie sich fragte, ob ihre Brieftaube gar so weit fliegen konnte. Während sie schrieb fasste sie sich an die Traubenkette, die sie von Tauriel bekam und lächelte. Sie würde jetzt viel lieber am Meer sein und in den Ozean waten. Lief hinein ins dunkle Blau und immer weiter und weiter...
Als sie ihren Brief vollendet hatte, sie hatte über die letzten paar Wochen geschrieben, über den Unterricht, die heruntergefallenen Blätter auf den Wegen, über das Geschenk Tauriels, Legolas und das Waldlandreich, sowie über Thranduil, der mit ihr auf seinem majestätischen Hirsch geritten war. Dann rollte sie das Pergament zusammen und band eine rote Schleife darum. Sie ging auf den kleinen Balkon und streckte ihre Hand aus dem Fenster. Ihre wallende, knielange Lockenmähne wehte im Wind, während ihre grau-schwarz melierte Taube auf ihrem Am landete. Sanft tätschelte Jaselaya den kleinen Kopf ihres Freundes und band ihm sachte den Brief an ein Bein. Dann sagte sie: „Hannon le!" das so viel wie: „Ich danke dir!" bedeutete. Ein Wimpernschlag genügte und die grau-schwarz melierte Taube schoss in die Lüfte. Ihre Federn glitten durch den Wind und sie schien von Windböe zu Windböe zu schweben.
Lächelnd sah Jaselaya ihr nach. Obgleich Sie noch nicht oft mit ihrer Mutter geredet hatte, kannte sie ihre Stimme und sie redeten, nicht einander sehend, sondern telepathisch. Ihre sanfte Stimme glitt in Jaselayas Gedanken und sie lauschte jeden Abend ihren Geschichten und Erzählungen. Manchmal schien es, als gäbe es keine weiteren, als würde Galadriel dem ganzen irgendwann müde, doch sie war schließlich älter als der Mond und viel weiser als man glauben mag. Ihre zärtliche Stimme füllte jeden Abend, bis tief in die Nacht hinein die Gedanken der Jungen Elbin und ließen sie sanft in das Reich der Träume gleiten. Am liebsten mochte sie die Geschichte über Frodo und Sam, ihre Freunde, ihre Abenteuer und den zerstörerischen Ring. Immer wenn sie diese Geschichte hörte fühlte sie sich, als wäre sie dabei gewesen, so lebhaft konnte ihre Mutter erzählen. Jedes Mal wenn ihre Mutter etwas über Frodo erzählte musste Jaselaya schmunzeln. Sie liebte diese Stellen am meisten. Wie Frodo diese schwere Last tragen musste und dem Ring ganz zum Schluss langsam verfiel, wie er trotzdem unfassbar stark war und die Qualen ertragen hatte.
Sie konnte diese Momente fast schon vor sich sehen und am liebsten hätte sie ihn umarmt und ihm Mut zugesprochen, doch da hatte sie ja noch nicht einmal gelebt. Jaselaya wurde noch im Dunkeln geboren, genau in dem Moment, indem die Schatten wichen und ihr erster Blick in dieser Welt sah die schwindende Dunkelheit, doch tief in ihr lauerte sie noch, die Dunkelheit...
Jaselaya seufzte, als ihre Taube nun so weit entfernt hinter den Baumwipfeln verschwunden war, sodass sie sie nicht mehr sehen konnte. So gerne wäre sie einfach mitgeflogen.
Sie drehte sich um und lief in ihr Zimmer zurück. Dort schnürte sie das braune Korsett auf und legte die Schnur auf ihren Nachttisch. Das milchweiße Unterkleid zog sie sich über den Kopf und hängte es zu ihrem dunkelgrünen Cape, welches an einem herunterhängenden Ast hing. Dann ließ sie sich aufs Bett fallen und drehte ihren Kopf so, dass sie die untergehende rot glühende Sonne sehen konnte. Hier im Zimmer war ein warmes Licht und dieses füllte auch das ganze Waldlandreich, jeden Winkel, jede Ecke, jeden Strauch und jedes noch so kleine Zimmer, selbst dort, wo kein Fenster war.
Jaselaya setzte sich auf und fuhr mit ihren Fingern durch ihr langes Haar. Oft flocht Tauriel ihr Haar, damit es nicht, widerspenstig wie es war, überall herumflog, doch selbst ein Zopf vermochte es nicht ihr wildes, lockiges Haar zu zähmen.
Dann griff sie nach einer Schublade und holte ein schlichtes, kurzes Kleidchen heraus, zog es sich über und lief herunter.
„Spät..." murmelte Thranduil.
„Hm?" fragte Jaselaya verwundert.
„Du bist zu spät,"vollendete Legolas den Satz seines Vaters, dieser warf ihm einen amüsanten Blick zu.
„Ich bitte um Entschuldigung," sagte Jaselaya höflich und setzt sich an den gedeckten Tisch.
Tauriel schmunzelte amüsiert und fing als erste an, in ihrem Essen herum zu stochern.
„Was ist tagtäglich so interessant oben im Zimmer?"fragte Thranduil.
Jaselaya wusste nicht, was sie antworten sollte.
Sie zuckte die Achseln: „Würde ich dort nicht solch ein weiches Bett haben, fiele es mir durchaus leichter, das Zimmer zu verlassen!"
Thranduil warf ihr einen liebevollen Blick zu und begann zu essen.


Luin Blau

Die Elbe des Wassers ___Meine größte SehnsuchtDonde viven las historias. Descúbrelo ahora