Dunkelheit

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Viel Blut spritzte durch die Hallen Thranduils, jedoch was sie erfuhren, war nicht viel.
1. Man konnte die Nekromanten nicht töten durch Waffen, nur indem man ihr verkrüppeltes Herz heraus riss.
2. Sie hatten kein gewöhnliches Verdauungssystem, sondern waren auf frisches Fleisch angewiesen(deshalb auch die Spitzen Zähne)
3. Sie dienten einem, ihnen nicht bekannten Herrn, der sie lenkte und ihnen Befehle gab, doch niemand von den Gefangenen hatte ihn je gesehen.
4. Sie spielten bloß und reagierten alle auf Jaselayas glühende Augen mit den gleichen Worten: „...Wenn er nur wüsste..."

Jaselaya blies eine ihrer lockigen Strähnen aus ihrem Gesicht, da sie sie nicht mit ihren blutverschmierten Händen hinter ihre Spitzen Ohren stecken wollte.
Es bereitete Jaselaya Spaß, sie zu quälen und sie badete in den Schreien und qualvollen Schluchzen der Nekromanten. Es fühlte sich wie ein leichtes prickeln in ihrem Bauch an, sodass Jasealya immer mehr davon wollte. Es brachte ihr weniger Freude sie gleich zu töten, sie jedoch Leiden zu lassen gefiel ihr um so mehr.
Sie merkte schon, dass dies ziemlich unnatürlich war und tyrannisch, doch das Gefühl besiegte ihren Geist und ihre Zweifel waren wie weg geblasen. Irgendwann war es Thranduil, der Jaselaya zurück schickte, damit sie nicht gleich alle an einem Tage zu töten vermöge. Eingeschnappt machte Jaselaya kehrt, schnickte das Blut größtenteils von ihren Händen und lief weiter. Als sie auf der Höhe von Thranduil ankam, stoppte sie und warf ihm einen unauffälligen und zugleich so giftigen Blick zu, das selbst der Herr des Waldlandreiches zurückzuckte und spürte wie es wie ein Kälteschauer seinen Rücken herunter lief. Da war noch etwas anderes, nicht nur das Wasser!

4 Tage waren seit dem vergangen und nun war die Schule wieder geöffnet, da die Gefahr fürs Erste beseitigt schien. Jaselaya hatte Zweifel, ob sie wieder allein sein würde?
Ob die anderen sie nun noch mehr hassen und verspotten würden? Jaselaya war gerade aufgewacht und lag noch immer in ihrem Bett. Die Augen geöffnet und auf die kahlen Äste des Baumes über ihren Bett starrend. Sie atmete tief durch, dann setzte sie sich auf. Ihre Haare fielen ihr ins Gesicht. Jaselaya hob ihre zierliche Hand und steckte sie hinter ihre Ohren. Sie war müde, das sah man ihr an, ebenso hatte sie Angst. Eine unbegründete Angst, denn sollte sie sich nicht eher vor sich selbst fürchten? Dann stand sie auf und zog sich an. Draußen schien die Sonne und es war wärmer geworden. Sie fühlte sich im Moment jedoch so fremd und fern. Am liebsten hätte sie ein Buch aus ihren Bücherregalen genommen und wäre in die Welt der Geschichten eingetaucht. Doch wenn sie nicht im Unterricht erscheinen würde, würde sie die anderen gewinnen lassen und sie wollte nicht als schwach abgestempelt werden.
Es war nicht so, als genieße sie das Gefühl nicht, wenn das Wasser in sie strömte und sie umschlang wie einen alten Freund, ebenso der Wind, der sie so unfassbar behutsam in die Lüfte hob, doch es machte das Alles nicht gerade einfacher zu verstehen. Ihre Mutter, die Herrin des Lichts hatte Jaselaya eine Gabe vererbt, die nichtmal sie besaß und trotzdem glich sie die ihrer Mutter von Reinheit und Gefühl fast gänzlich. Ihre Gabe war stark und beinahe unkontrollierbar, wie es ihr schien, doch wenn sie mehr lernen würde, würde die Gabe noch stärker werden und darauf war sie angewiesen, wie könnte sie auch sonst finden, wonach sie so sehnsüchtig suchte?
Deshalb hatte Jaselaya in den letzten Tagen ununterbrochen Das Kämpfen geübt und einen Weg gefunden, den normalen Schwertkampf mit dem ihrer Gabe zu kombinieren, selbst das Bogenschießen hatte sie aufs feinste zu präzisieren versucht. Dann hatte sie Nekromanten die Herzen heraus gerissen und das Blut von ihren Händen geleckt. Dann hatte sie weiter geübt. Denn sie wusste, wenn sie das nicht täte, würde ihre Gabe womöglich außer Kontrolle geraten.
Sie lief den Weg entlang und sah Miaka. Sofort blieb sie stehen, ließ augenblicklich ihre Bücher fallen und rannte nach vorn, auf dem Weg bleibend.
„Miaka!" rief sie und Miaka drehte sich zu ihr. Sie saß am Boden, nicht etwa in ihrem Rollstuhl, denn diesen hatten die Flammen verschlungen. Mit einem leeren Blick schaute sie die Elbe an, dann hob sie ihre dünnen Arme und Jaselaya kniete sich neben sie um ihre neu gewonnene Freundin zu umarmen.
„Ich habe hier auf dich gewartet!" sagte sie mit kratziger Stimme.
Jaselaya merkte wie schwer es ihr viel, zu verstehen wie sie sich fühlte. Sie ließ ihre Arme sinken und schaute sie einfach nur an, hatte sie überhaupt Mitleid?
Ja, redete sie sich ein und sie schenkte Miaka ein mitfühlendes Lächeln.
„Du hast uns alle gerettet, Jaselaya!"
„Warum bist du nicht bei den anderen und bei deiner Familie hinter den Mauern, warum sitzt du hier alleine ungeschützt?"
„Weil sie mich nicht herein lassen, der Herr Legolas hatte mich zwar hinter die Mauern gebracht, doch ich gelte dort als Krüppel, der bloß das Essen, welches die Elben uns bereitstellten, esse. Ich gelte als Last!"
„Das bist du nicht!" flüsterte Jaselaya und hielt die Hand der Menschentochter fest gedrückt.
„Wo ist deine Familie?" fragte sie schließlich. Miaka schaute traurig zu Boden.
Jaselaya wartete auf eine Antwort.
„Mein Vater wurde gefressen, meine Mutter ließ mich im Stich um meine Brüder zu retten."
Jaselayas warmer Blick schwand.
„Sie tat es um deine Brüder zu schützen, lässt aber ihre wahre erste Tochter im Stich?!" flüsterte Jaselaya angewiedert.
Miaka schaute zu der Elbin, die jetzt wie ausgewechselt schien.
„Hat deine Mutter überlebt?" fragte sie kalt.
„Ja...warte, was hast Du vor?"
Doch Jaselaya war bereits aufgestanden: „Ich werde deine Mutter lehren, was es bedeutet, Reue zu empfinden!"
Miaka sah sie mit ängstlichem Blick an.
Würde sie ihr weh tun?
Wollte sie, das ihre Mutter starb?
Wollte sie, das sei Leiden möge?
„Tu es nicht!" sagte sie ruhig.
„Warum nicht?" fragte Jaselaya.
„Weil ich es tun will, ich will sie das fühlen lassen!" sagte Miaka mit fester Stimme.
Jaselaya lächelte schief und beugte sich zu ihr herunter: „Dann hole ich deine Mutter hier raus!"
Miaka knabberte an ihrem Daumennagel, während Jaselaya weg war. Sie zweifelte nicht daran, dass Jaselaya sie holen würde, auch nicht das sie zu schwach dafür war, eine ausgewachsene Frau hinter sich her zu zerren.
Sie zweifelte an sich selbst.
Würde sie es überhaupt schaffen, ihrer Mutter weh zu tun, wenn sie in die Augen der Frau sah, welche sie hatte kaltblütig verraten?
Sie schüttelte den Kopf und schloss ihre grauen Augen. Die ihrer Mutter waren Gift grün, die ihres Dämonen Vaters hatte sie nie gesehen. Ihre, von Miaka vergiftete Schwester, hatte ihn ja schließlich getötet.
Morden war offenbar etwas in ihrer Familie, das nicht sehr ernst genommen wurde. Die Last auf ihren Schultern war groß und in ihr fraß ein Loch ihr Inneres. Sie würde nie wieder normal leben können, denn sie konnte nicht vergessen und das machte sie verletzlich und schwach, das wusste ihre Mutter. So sehr Miaka sie hasste, wie sehr sie sich danach sehnte, ihrer Mutter einen Zahn aus zu schlagen und ihr viele blaue Flecken zu verpassen, vielleicht auch eine gebrochene Nase, mal sehen...
Da sah sie, wie Jaselaya aus dem Tor lief, ohne Hektik und neben ihr, natürlich nicht auf dem Elbenweg, zog sie ihre Mutter an ihrem Kragen, hinter sich her.
Miaka fand das Bild äußerst belustigend. Doch Jaselaya war dem ganzen Müde geworden und schleuderte ihrer Freundin die zappelnde Frau vor die Füße. Dann sah Miakas Mutter zu ihrer Tochter, die neben ihr im rauen Gras saß und sie abfällig ansah.
„Miaka, Schätzchen, du lebst!?" stellte ihre Mutter unecht fest.
„Tu nicht so, als wüsstest du das nicht!
Tu nicht so, als würde ich dir stets etwas bedeutet haben, als würde ich dir etwas bedeuten! Du hast mich im Stich gelassen und deinen Mann, du hast nicht getan als feige davon zu rennen! Du bist eine abscheuliche Mutter! Du hast mich mit den anderen Dorfbewohnern vor das Tor geworfen, damit ihr das Essen alleine fressen könnt! Du hasst mich und das war immer so! Ich war nur eine Last, immer schon! In deinen Augen bin ich nicht deine Tochter, ich bin ein massenmodernder Krüppel!" ihr liefen die Tränen herunter, während sie ihre Mutter zusammenschlug.
Dann hielt sie sich schluchzend die Hände vor die Augen.
„Du hast recht! Du bist nichts als ein nutzloses Ding! Früher hätte man dich wenigstens teuer verheiraten können, mit deinen langen braunen Haaren und der Fähigkeit eines Tages als Hausfrau zu dienen. Doch nun bist du ein wertloses Ding, das bloß mit Glück dem Tod 4 mal entfliehen konnte. Du bist feige und ein Krüppliges Kind, das glaubt, die wahre Liebe verloren zu haben, obwohl es ihn nur 3 Jahre lang kannte. Denk mal darüber nach, er wäre nicht gestorben, wenn du ihn nicht dazu überredet hättest, mit dir zu kommen! Du bist eine Mörderin. Und es ist mir peinlich, das ich dich jemals meine Tochter nannte! Ich bin nicht feige, ich habe nur die richtige Entscheidung gewählt und zwei Leben gerettet und über das einer Massenmörderin gestellt. Denn sie sind jünger und meine Söhne, es ist doch nur verständlich, denn so habe ich meine Familie gerettet. Hier bin nicht ich die Böse, Miaka. Es bist du! Du bist es, die ihre eigene Mutter zusammenschlägt und ihr eigenes, so wertloses Leben über das ihrer Brüder stellt. Du bist verrückt und egozentrisch! Du lässt deine Mutter von einer Elbe verschleppen und dazu war es noch die schwache Elbe, welche eine Welle erschuf und sie über unser Dorf brechen ließ. Sie war es, die die Kontrolle verlor und danach schwach umkippte. Kein Wunder, das du dir von so einer Hilfe holst. Erinnert mich an John. Wie du auch ihn manipuliertest um zu tun, wonach dir gerade war!"
Miaka wischte ihre Tränen ab. Sie hatte Angst!
Sie war die Böse!
Jaselaya hatte zugehört und das war nicht gut.
Kontrolle! Ihr Puls wurde stärker und ihre Wut größer. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten.
Kontrolle! Miaka wollte das zu Ende bringen, also sollte sie einfach ruhig bleiben.
Dann atmete sie tief ein und schloss ihre Augen. Sie lockerte ihre, zu Fäusten geballten Hände und holte tief Luft.
„Nutho quetol!" versuchte sie sich selbst du beruhigen (Sei ruhig!)
Miaka schaute ihre Mutter ängstlich an. Die giftgrünen Augen ihrer Mutter stachen in sie wie ein Pfeil und sie saß wehrlos am Boden, doch bevor sie ihre Tochter zusammenschlug, schaute zu Jaselaya, die noch immer hinter ihr stand. Wehrlos und ruhig.
Dann schlug sie Jaselaya, sodass diese auf den Boden fiel. Jaselaya keuchte und wischte sich das Blut, welches aus ihrer Nase floss mit dem Handrücken weg. Ihre Nase war nicht gebrochen, doch sie blutete stark.
„Jaselaya!" rief Miaka ängstlich und versuchte auf den Weg zu kriechen.
„Ach ja, du darfst den Weg nicht verlassen, das ist dir doch ausdrücklich verboten worden, oder? Was birgt es in sich? Schutz? Hahahahaha, das ich nicht lache. Mal sehen, was wir da machen können." Miakas, nun völlig durchdrehende Mutter nahm Jaselayas Hand und versuchte sie vom Weg zu ziehen.
„NEIN!" rief sie. Wenn sie das tat, würde sie die Regel brechen, die Thranduil ihr gegeben. Die wichtigste Regel!
Jaselaya schrie und hielt sich mit aller Kraft an einem Stein fest. Sie durfte nicht ausrasten und nicht das Wasser rufen!
Doch noch weniger dürfte sie den Weg verlassen.
„Na, was ist? Hast du Angst? Du schwaches Ding!" Die Frau lachte psycho und zog nun mit aller Kraft an ihr. Das Blut tropfte auf den Weg.
„Hilfe!"schrie die Elbe. Miaka schrie und versuchte am Bein ihrer Mutter sie zurück zu ziehen, doch ihre Mutter kickte den Kopf ihrer Tochter nach hinten, sodass er auf einem Stein landete und Miaka bewusstlos wurde.
„Nun weiter zu dir! Was ist? Hast du Angst? Willst du nicht auf dem Boden laufen? Ist es so wichtig, auf dem Weg zu bleiben?" Sie lachte spöttisch.
„Hören Sie auf! Bitte!" Jaselaya weinte und je länger die Frau an ihr riss, desto schmerzhafter wurde es, das Wasser daran zu hindern, sie zu beschützen. Ihre Hand hielt sich krampfhaft an einem Stein fest und die Haut an ihren Knöcheln war wund und aufgeschürft. Es war nicht nur das Wasser, welches drohte, sie ihrer Kontrolle zu entziehen, da war noch etwas anderes, stärkeres!
„Hör auf, wenn du nicht willst, dass ich dich töte!" flüsterte Jaselaya. Sie wusste, wenn sie das Wasser kommen lassen würde, würde diese Frau sterben. Das würde sie sich niemals verzeihen, auch wenn sie eine Tyrannin war, sie hatte eine Entscheidung getroffen um ihre beiden Söhne zu retten. Sie hatte nicht blindlings gehandelt.
Doch die Mutter lachte und riss so heftig an ihr, sodass sie sich nicht länger halten konnte und über die Steine schrappte. Jaselaya schrie, als sie wieder zu griff und auf den Weg stieg. Es war der Weg der Eldar und es war verboten, ihn als Mensch zu betreten, doch das war nicht der Grund, warum Jaselaya ihn auf keinen Fall verlassen durfte. Doch auch die Frau kümmerte sich darum nicht und riss die Elbe, die schreiend und zappelnd in ihrem kalten, starren Griff gefangen war, vom Weg. Jetzt lag sie beinahe auf dem Gras und sie konnte nicht zu ihrem kleinen Messer greifen, da die Frau sie so starr hielt, dass es in unerreichbarer Weite war, doch sie zog an dem Stoff ihres Kleides und ganz vorsichtig zog sie das kleine Messer heraus.
„Was ist? Willst du mich etwa damit abstechen?" ein Tritt reichte und das Messer landete auf der anderen Seite des dünnen Weges. Die Frau hatte Jaselaya in ihrem Griff, als würde sie diese kaltblütig umarmen oder ersticken wollen. Dann hob sie das Messer auf, ohne den Griff um Jaselaya zu lockern und hielt ihr das Messer an die Kehle. Sie stach ganz leicht zu.
Dann schrie sie noch einmal.
Warum hörte sie nur keiner?
Wieso war sie alleine im Dunkeln?
Wieder?
Jaselaya schmeckte, wie das Blut aus ihrer Nase in ihren Rachen floss, es schmeckte wie Eisen und es war warm.
Das war nicht fair, warum wieder sie? Sie war wieder alleine im Dunkeln und so nahe am Abgrund, in den sie zu fallen drohte. Sie hatte so viele Male versucht, dieses Gefühl zu unterdrücken, ihre Angst zu bekämpfen, doch es war etwas, was man nicht durch Worte oder gar Waffen regeln konnte. Diese Angst war da, seit sie das erste Mal die Augen öffnete und in tiefe Dunkelheit blickte. Erst kurze Zeit darauf erschien ein Lichthauch. Doch das Dunkle war immer da, als stünde es hinter ihr und umklammere sie, wie die Frau es gerade tat und das Dunkle sagte ich bin hier und warte auf Dich!
So war das schon immer gewesen. Und so würde es immer sein!
„Bitte! Noro lim palan, adan bardog!"
(Verschwinde, grässlicher Mensch!)

Fradrim Jäger

Die Elbe des Wassers ___Meine größte SehnsuchtWhere stories live. Discover now