Teil44

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Der Abend war kalt, aber das merkte Dugan kaum, als er durch die inzwischen vertrauten Straßen und Gassen von Inverness bis zu diesem Club mit dem Regenbogenbanner streifte. Allein der Türsteher des Clubs schien sich ein wenig darüber zu wundern, dass der junge Mann nur im T-Shirt auftauchte. Er grinste und fand Dugan in jedem Fall heiß genug. Er bekäme Einlass in jeden Club. Im Club selbst würde es auch schon heiß hergehen. Dugan kam bereits im Eingangsbereich die warme Luft von unzähligen Scheinwerfern entgegen, und die Musik, die bis hierher dröhnte, ließ ihn gleich seine Ohren mit Stöpseln verschließen, die er dafür in der Hosentasche mitgebracht hatte. Er wurde etwas nervös, denn diese Art Musik war völlig anders als die, mit der er geübt hatte. Offenbar war ausgerechnet heute ein anderer DJ am Auflegen. Als er weiterging, kamen ihm vereinzelte Typen entgegen, die offenbar zum Rauchen nach draußen wollten und es sich nicht nehmen ließen, Dugan mit mehr oder weniger offenen Blicken zu mustern. Einer leckte sich sogar ziemlich auffällig über die Lippen, als Dugan an ihm vorbei ging. Der Teil lief in jedem Fall so wie geplant: Dugan fiel ins Auge. Als er den Clubraum betrat, fand er alles so, wie Dallas es beschrieben hatte. Die Tanzfläche, die Bar, das DJ-Pult... Und wie verabredet, stand Dallas mit einem Drink an der Bar. Er hatte schon getanzt und sah einigermaßen erhitzt aus, was zusammen mit seinem roten Haar und dem Latexhemd einen echten Hingucker ergab. Wie zu erwarten, flirtete er auch ein wenig mit einem ziemlich massigen Typen mit auffälliger, tätowierter Glatze. Die vier Schlägertypen würden den attraktiven Rothaarigen nicht übersehen und ganz sicher wiedererkennen, wenn sie hier wären. Dugan sondierte die Männer in unmittelbarer Nähe der Bar, sah jedoch keine offensichtliche Vierergruppe, die noch dazu eher Touristen wären. Länger nur zu starren wäre zu auffällig, also begann Dugan, sich an die Musik zu gewöhnen, indem er erst ein wenig mitging und sich schließlich mit dem Tanzen versuchte, indem er mehr oder weniger imitierte, was die anderen taten. Zum Glück war das Timing so gut abgestimmt, dass es tatsächlich nur einen Augenblick dauerte, bis Dallas sich von der Bar losmachte, um in Dugans Richtung zu tanzen.

Dugan im gelben T-Shirt war bereits umringt von anderen Tänzern und potentiellen Interessenten und Dallas konnte nicht anders als zu bemerken, dass er eine durchaus überzeugende „Vorstellung" als Tänzer gab. Er bewegte sich mit der Musik und die über den Kopf getreckten Arme und ein verflucht sexy Kopfwiegen, das seine Locken hin und her warf, taten den Rest. Er war groß, schlank, kräftig und biegsam und so auffallend hinreißend, dass genug Typen versuchen würden, sich an ihn 'ran zu werfen, auch wenn Dugan starr und steif wie ein Besenstiel herumstehen würde. Dallas begann, ihn erst wie zufällig zu umkreisen, dann, als Dugan Blickkontakt mit ihm hergestellt und ihm zugenickt hatte, tanzte Dallas ihn so richtig an. Wenn sie das hier hinter sich gebracht hätten, sollte er Dugan unbedingt dazu kriegen, auch mal aus reinem Spaß zu tanzen. Wenn... Dallas warf sich jetzt schwer ins Zeug, um den Schwarzhaarigen auf der Tanzfläche anzumachen. Er tanzte dicht vor ihm und machte nach, was Dugan vorgab und anders herum. Sie drehten sich immer dichter umeinander, ihre Hüften berührten sich zunächst noch spielerisch, dann immer eindeutiger. Dallas ging hinter Dugan und schlang ihm die Arme um die Mitte, legte ihm das Kinn auf die Schulter, nestelte an deinem Haar und seinem Ohr. Unter anderen Umständen wäre er längst hart... „Siehst du was", musste er ihm laut ins Ohr rufen. Dugan lächelte, als wäre es ein geiler Anmachspruch gewesen.

„Nein."

„Shit."

Sie tanzten weiter. Vielleicht waren auch nur zu viele Leute auf der Tanzfläche und sie müssten ihre Position verändern. Dallas schob Dugan in Richtung der Toiletten, vorbei an ein paar Sitzgelegenheiten. Aber da war keine Vierergruppe zu sehen.

„Schau dich um, lass dich nicht anbaggern, ich checke die Klos aus."

Dugan nickte. „Ich komme gleich nach."

Hellfire! Dugan mochte zum ersten Mal in so einem Club sein, aber er schien sofort zu verstehen, wie das hier lief. Dallas betrat den Toilettenraum und ging zu einem der Waschbecken, um sich ein wenig abzukühlen. Er ließ sich Wasser über den Puls laufen, dann spritzte er sich über dem Becken etwas ins Gesicht. Das war deutlich besser. Als er mit dem Gesicht wieder hochkam, sah er in den Spiegel. Hinter ihm kam ein Typ aus einer Kabine, der schien Dallas kurz zu mustern.

„Heißer Abend, was?" Der Typ sprach nicht wie ein Schotte.

Dallas grinste, so als ob nichts wäre. „Ja Mann, da geht so richtig was."

Der Typ grinste auch, aber sein Grinsen war irgendwie falsch, unangenehm. Dallas wartete, bis der ging und schaute im Spiegel hinter ihm her. Der Typ trug Cowboystiefel. Fuck! Dallas brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. Natürlich würden er und Dugan keine Vierergruppe sehen, wenn die Typen nicht alle zusammen waren. Er ging zurück in den Clubraum und zielsicher zu Dugan, der am Rand auf ihn wartete.

„Hast du gesehen, wo der Typ hin ist, der gerade vor mir raus ist?"

Dugan deutete mit dem Kopf in eine Richtung. „Da lang."

Er zog Dallas mit sich auf die Tanzfläche und begann erneut mit ihm zu tanzen. Der Song war etwas ruhiger, ideal, um dicht zu tanzen, sexy zu tanzen, sich beim Tanzen richtig näher zu kommen. Dugan übernahm direkt die Führung, sodass er Dallas nach und nach dorthin bugsierte, wo der Typ vom Klo verschwunden war. Und dann sah Dallas die Gruppe als erster. „Da, schau", rief er in Dugans Ohr und tat, als würde er daran knabbern. Dann drehte er Dugan so, dass der sie sehen konnte. Da waren vier Typen, der mit den Cowboystiefeln, einer mit Schnauzer, einer mit Ringen, Rauchen war im Club nicht gestattet. Ein Blickkontakt mit Dallas reichte jetzt aus. Sie waren sich einig. Das waren die Typen. Andys Mörder. Sie tranken fröhlich und lachten und Dallas spürte, wie ein Zorn in ihm aufstieg, den er nur schwer im Griff halten konnte. „Tanz weiter!", rief Dugan, der natürlich merkte, was los war und den Moment gekonnt überspielte. „Mir ist heiß!", lautete die kurze Ansage, dann zog er sich das Flash T-Shirt vorn aus der Hose und hoch und zog es so über den Kopf, dass er seine Brust freilegte, nur um Dallas an sich 'ran zu ziehen. Dallas tanzte weiter.

„Hellfire, Dugan, es reicht, wenn uns die Typen gleich folgen, du musst denen keinen Ständer bescheren!"

Dugan knabberte an Dallas' Ohr. "Wird das letzte Mal sein, dass sie sich an Jungs aufgeilen, die sie dann prügeln!"

Hellfire, da hatte Dugan recht. Dallas ließ sich jetzt auch gehen und schob Dugan immer wieder ein Bein zwischen die Beine. Sollten diese Wichser doch sehen, wie zwei Männer tanzten, die auf Männer stehen und sich dafür nicht schämten. Dugan setzte schließlich noch eins drauf, indem er sich so dicht an Dallas drängte, das tanzen unmöglich wurde. Stattdessen ergriff er Dallas am Schopf und küsste ihn, so richtig offensichtlich mit Zunge. Dallas hatte Mühe klar zu bleiben, aber er sah, dass die vier Typen aufgeregt die Köpfe zusammensteckten und sich über irgendwas austauschten. Nein, nicht irgendwas, sie schauten her. Sie hatten definitiv angebissen. Das reichte. Er beendete den Kuss, griff Dugan völlig schamlos an den Arsch und deutete mit dem Kopf zum Ausgang. Dugan lächelte und ließ sich von Dallas wegführen, vorbei an der Bar Richtung Ausgang. Ohne Worte kramte Dallas nach seinem Handy, um Tariq und Robert in Bereitschaft zu versetzen. Es geht los. So lautete die Nachricht, unmissverständlich.

Highland SagaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt