Teil 8 Dinner und Spukgeschichten

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Als der Landrover zum Tor kam, war das bereits geöffnet. Ein deutliches Zeichen dafür, dass man sie bereits erwartete. Als Robert die Allee entlang fuhr, hielt Dallas genauesten Ausschau, ob er im Dunkeln den Abzweig zum Wildgehege sehen würde, doch da hatte er kein Glück. Indem sie den alten Kastanien folgten, kam das Haus bald in Sicht. Es war offensichtlich sehr alt, denn es wirkte wie eine Zusammenstellung ursprünglicher Gebäudeteile und weiterer Anbauten im Laufe der Jahrhunderte. Der älteste Teil, linker Hand, bestand aus zwei runden Ecktürmen, die noch Schießscharten und nur kleine, vergitterte Fenster aufwiesen. Diese flankierten einen massiven, mehrstöckigen Pallas, der offenbar in mindestens drei historischen Phasen angebaut wurde. Die unterschiedlichen Größen und Formen der Fenster und schließlich sogar Erker und Porticos entsprachen sicher der jeweiligen Stilrichtung in der Architektur. Typisch für das Revival des Mittelalters im 19. Jahrhundert gab es auch kleinere, zusätzliche Türmchen, an denen Rosen und Efeu emporrankten. Am Ende der Auffahrt gab es zwei große Laternen, die den derzeitigen Haupteingang zwischen scheinbar mittelalterlichen Säulen einrahmten. Das gesamte Gebäude schien auf einer alten Wehranlage erhöht zu stehen, weswegen die Auffahrt letztendlich ihrem Namen alle Ehre machte. Robert fuhr einfach bis direkt vor die Tür, etwas unsicher, ob da vielleicht noch ein extra Parkplatz wäre. In dem Moment öffnete sich auch schon die Tür und ein älterer Herr im Livree öffnete. Dallas hatte bis zu diesem Moment glatt vergessen, dass so ein riesiges Anwesen wahrscheinlich mehr als den Traum seiner schlaflosen Nächte und dessen Torwächterin beherbergen würde. Mister Fitzgibbons begrüßte die Gäste, beruhigte Robert, das Auto könne dort stehen bleiben und führte alle dann in eine riesige Empfangshalle. Die war tatsächlich anders als zu erwarten. Offensichtlich ging es dem Laird von Lanark nicht darum, seine Gäste in einem Museum zu begrüßen. Rechts und links führten große Treppen aus antiker schottischer Eiche noch oben, wo sie in einem Umgang auf der zweiten Etage endeten. Aber direkt über der Halle war eine gläserne Kuppel, durch die man sicherlich den Sternenhimmel sehen könnte und in der Mitte des Raumes gab es ein rundes Bassin mit einem glitzernden Mosaik und Seerosen. An den Wänden hingen zeitgenössische Gemälde und Fotografien und andere Arten moderner Kunst. Das Einzige, was an einen alten Herrensitz erinnerte war eine ebenfalls moderne Version des Familienwappens an der Balustrade. Darunter, wenn man um die Seerosen herumging, war eine große Tür mit zwei Flügeln. Die öffnete sich jetzt und Dugan stand vor ihnen. Er sah umwerfend aus, in einem dunkelblauen Anzug und einem aquamarin- farbenen Hemd, das exakt seiner Augenfarbe entsprach. Nachdem der erste Moment alle sprachlos gemacht hatte, ergriff Fitzgibbons professionell das Wort. „My Laird, Ihre Gäste sind da."

„Ich seh's", sagte Dugan, wobei er den Blick zuerst auf Dallas und dann höflich in die Runde schweifen ließ, „Willkommen auf Lanark. Ich bin Dugan Roarke McLanark, der neununddreißigste Laird. Ich hoffe, Sie haben gut hierher gefunden." Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Als er wieder auf Dallas schaute, fiel dem ein, dass es seine Aufgabe wäre, die anderen vorzustellen. Er fing mit Janice an. Ladies first. 

"Dugan, das ist meine Kollegin Janice Taylor, sie organisiert die Reise, dann haben wir unseren Fahrer, Robert Bean und last but not least, unseren Techniker, Tariq Kang."

Dugan lächelte. „Freut mich sehr, ich hoffe, dass wir ebenso schnell Freunde werden, wie Dallas und ich."

Er schien ein echter Profi darin zu sein, erst einen imposanten Auftritt hinzulegen und dann gleich darauf das Eis zu brechen. Dallas war erleichtert und wieder einmal beeindruckt. Janice war jetzt die Erste, die das gebrochene Eis für sich nutzte. „Wow, Dugan, tolles Haus! Wie habt ihr euch denn so schnell angefreundet?"

Dugan war bereits im Begriff zu antworten, als Dallas das lieber eilig selbst übernahm: „Wir haben ein Spielzeug für die jungen Wölfe aufgehängt." Er nickte, wie um seine Aussage zu bestätigen.

Highland SagaWhere stories live. Discover now