Teil 28 Der Morgen danach

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Der spätere Vormittag verlief zunächst wie am Tag zuvor. Die Fitzgibbons hatte zum Frühstück vorbereitet, was ihre Kochkunst hergab und noch mehr, wohl in der Annahme, dass keiner von den Herren das Teetablett gefunden hätte. Dallas fand den ganzen Aufwand schon fast peinlich und bemerkte, dass es völlig ausreichen würde, wenn sie für ihn das gleiche wie für Dugan vorbereitete. „Papperlapapp", gab sie nur zurück. Dugan warf Dallas über den Frühstückstisch einen amüsierten Blick zu und kaum, dass sie nicht in Hörweite war, fand er, Dallas solle ihr den Spaß doch lassen. Als nächstes kam ihr Bruder und brachte die Zeitung, die Dugan, da er keine „Wolfsnacht" hinter sich hatte, so gut wie völlig ignorierte und zur Seite legte. Viel lieber wollte er die Gelegenheit nutzen und Dallas ein wenig ausfragen. 

„Wie bist du eigentlich zur Fotografie gekommen?", fragte er, während er nach einem frischen Scone griff.

„Keine Ahnung", antwortete der Rothaarige, „irgendwie habe ich das schon immer gemacht. Mit Dads Kamera, dann mit der ersten eigenen, 'nem Weihnachtsgeschenk meiner Granny..."

Dugan hörte interessiert zu, wie Dallas so eine Mischung aus Familiengeschichte und von unterschiedlichen Phasen seines Fotointeresses erzählte, während er gar nicht aufhörte zu essen. Doch dann hielt er plötzlich mit beidem inne, weil er einen zufälligen Blick auf die Zeitung geworfen hatte und irgendetwas... nicht stimmte. 

„Warte mal", setzte er an und griff nach der Zeitung. 

Dugans erster Gedanke war, dass es vielleicht doch noch einen Vorfall in vorletzter Nacht gegeben hätte...

„Was ist, was liest du?", hakte er nach. 

Dallas hatte die Zeitung aufgeschlagen und las aufgeregt. „Das kann doch nicht... das darf nicht sein..." Er wurde jetzt kreidebleich.

Dugan hielt das nicht mehr aus, er stand auf und ging um den Tisch neben Dallas, um auch auf die Titelseite schauen zu können. ‚Brutaler Überfall in Inverness. Gewaltopfer schwebt in Lebensgefahr.'

„Was ist das?", fragte er alarmiert, obwohl er bereits befürchtete zu wissen, was das war. Dallas brauchte einen Moment, weil er noch immer den Bericht überflog.

„Shit, shitshit, ich glaube, da geht es um Andy", brachte er dann heraus. 

Dugan hielt den Atem an. ‚...junger Mann... nachts auf dem Heimweg... Anthony F. ...mehrere, vermutlich mit Brecheisen bewaffnete Angreifer...'

„Ist Andy kurz für Anthony?"

„Kann doch sein? Er hat sich nicht gemeldet..." Dallas rang nach Fassung. Ihm wurde direkt übel.

„Das muss nichts heißen..."

„Aber hier steht ‚die Polizei vermutet eine Motivation der Täter aufgrund von Homophobie'. Da sind so fiese Typen hinter uns gewesen, nachts..."

„Das muss nicht heißen, dass es Andy ist", versuchte Dugan nochmals zu beruhigen, doch jetzt zeigte Dallas aufgeregt auf ein Foto. 

„Hier, das ist die Gasse, wo er wohnt. Bestimmt. Ich erkenne die wieder."

„Zeus! Bist du sicher?"

"Leider ja. So sah es in Andys Gasse aus und da hinten", er zeigte auf ein Detail im Hintergrund des Bildes, „sitzt einer von seinen Katern. Geronimo."

Dugan wusste nicht, was er sagen oder denken sollte. Er legte instinktiv seine Arme um Dallas und gemeinsam lasen sie den gesamten Bericht. Dallas zitterte regelrecht, wie Dugan feststellen musste. 

„Da steht, das Opfer wurde ins Raigmore Hospital gebracht", flüsterte er dann, „das heißt er lebt."

Dallas nickte. „Ich muss dahin. Vielleicht kann ich eine Aussage bei der Polizei machen..."

„Wir müssen dahin", ergänzte Dugan. Ihm war nicht ganz klar warum, aber auf keinen Fall würde Dallas allein fahren.

„Da steht nicht, was genau passiert ist. Was wenn die ihn gequält haben?"

Dugan konnte kaum ansehen, was das mit Dallas tat. Der Rothaarige wirkte völlig aufgelöst und hielt mit Mühe Tränen zurück, wohingegen er selbst eher Zorn und Wut empfand. „Egal was die getan haben, sie werden dafür geradestehen müssen und dann wird es ihnen leid tun, das kannst du mir glauben."

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