Teil38

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„Ich hab' nur einmal gesehen, wie du es tust", fiel Dallas irgendwann ein, als sie noch immer Arm in Arm auf dem Teppich lagen.

„Du siehst ständig, wie ich es tue, so wie eben." Dugan lächelte etwas verwirrt. Vielleicht vom Tanzen, vielleicht vom Sex. 

„Ich meine deine Verwandlung", stellte Dallas fest und stupste Dugan mit der Nase an der Nase an. „Also die IN den Wolf. Ich war zu überrascht und verwirrt in jener Nacht."

Dugan blickte mit einem Mal ernst. „Das stimmt. Ist kein schöner Anblick. Das weißt du schon."

„Das bist du, also auch du", begann Dallas und fand seine Worte irgendwie seltsam, aber genau genommen nicht seltsamer als das, worüber sie sprachen. „Ich habe dich schon als Wolf gesehen. Also macht es mir nichts aus."

„Das ist nicht das, was ich meine. Es... es tut weh und als Mensch bin ich... empfindlicher. Der Wolf empfindet weniger... Schmerz."

Dallas war über diese Worte einigermaßen erstaunt. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, aber was wusste er auch über Wölfe in Menschengestalt oder Menschen in Wolfsgestalt oder was immer der Mann in seinen Armen nun genau war? „Ich wäre beim nächsten Vollmond wieder dabei. Und ... wir sollten genau wissen, wie lange es dauert." Er schaute Dugan in die Augen, wie um ihn zu versichern, dass es sein voller Ernst war. Dugan zwinkerte erst, dann nickte er langsam und einsichtig. Dallas würde sich früher oder später daran gewöhnen müssen und er müsste es ertragen, so wie Dugan das musste.

„Also schön. Bleib hier." Dugan stand auf und ging, um irgendetwas zu holen? Dallas verstand nicht sofort. Erst als Dugan aus dem Bad zurückkam, verstand er. Der Lockenkopf hielt ein Feuerzeug und einen Joint in der Hand. Mit der anderen griff er noch einen Aschenbecher von Andys Fensterbank. Dann setzte er sich wieder hinunter zu Dallas auf den Teppich, wo er den Joint in den Mund nahm und ihn anzündete. Das schien dazuzugehören. Er nahm einen langen, tiefen Zug und hielt Dallas dann das Teil hin. „Hier, wirst du brauchen", raunte er.

Dallas nahm die glimmende Tüte und zog daran. Vorsichtig, denn er hatte keine Ahnung, wie stark das Cannabis darin war. Er sah Dugan dabei an und der zwinkerte, was wohl ein Zeichen sein sollte. Dallas hatte nicht viel Erfahrung mit sowas, aber was er da schmeckte, war ganz sicher gute Qualität und haute voll rein.

„Woah", konnte sich Dallas prompt nicht verkneifen, als er merkte, dass sich sein eigener Körper schwer und schwerere anfühlte und sich seine Sinne vernebelten. Er zwinkerte ebenfalls, und versuchte so klarer zu sehen. Das konnte es bei Dugan auch gewesen sein. Der junge Laird lächelte jetzt und nahm Dallas den Joint wieder ab. „Reicht für dich", flüsterte er, beugte sich vor, um Dallas zu küssen und nahm dann einen weiteren, inhalierenden Zug. Dallas kam es so vor, als wäre Dugans Stimme noch tiefer gewesen als sonst. Ging es so los? Dugan nahm noch einen Zug, anschließend drückte er den Rest im Aschenbecher aus und schob den zur Seite. Als nächstes kniete er sich auf allen Vieren hin. Seine Finger krallten sich in den dicken Teppich. „Schau auf die verdammte Uhr", wies er Dallas an. Der nickte, setzte sich auf Knien Dugan gegenüber und nahm seine Hände. Er wusste nicht genau warum, aber das schien ihm besser als der Teppich. Dann schaute er zu einer Uhr neben dem Fernseher. 17.43 Uhr. Er nickte Dugan zu. In dem Augenblick ging es mit einem markerschütternden Aufschrei los. Erst dachte Dallas, der käme von Dugan, aber das war er selbst, denn Dugan hatte sich gerade schmerzhaft in Dallas' Hände gekrallt. Hellfire! Er schaute ihn an und Dugan begann schwer zu atmen, seine Brust hob sich, dann plötzlich folgte ein lautes, überdeutliches Knirschen und Knacken, wie wenn Knochen brechen. Und wieder eins und wieder... Das musste wirklich so sein, denn Dugan verfiel jetzt in wilde Zuckungen und seine sowieso langen Gliedmaßen verzogen sich in Länge und Form. Sein Rücken krümmte sich und sein Kopf schlug erst heftig vor, dann zurück. Wieder ein Aufschrei, wieder von Dallas. Diesmal vor Schreck, denn Dugan riss den Mund auf, nein, das Maul weit, denn das war nicht mehr Dugans Mund und darin bildeten sich ungeheure, weiße Reißzähne und eine riesige Zunge kam hervor. Ohne Vorwarnung ertönte ein lautes Heulen und Dallas riss sich jetzt los und robbte ein Stück von Dugan ab. Überall an ihm spross jetzt wie im Zeitraffer dichtes, schwarzes Fell und er begann sich zu winden und zu krümmen. Noch immer knirschte und knackte es überall und als wäre das nicht genug, ragten plötzlich ein paar enorme Ohren aus seinem Schädel hervor und es wuchs ein riesiger, buschiger Schwanz, mit dem er um sich schlug. Dallas hielt sich die Ohren zu, konnte aber den Blick nicht abwenden, als der Wolf begann, sich aufzurichten. Erst die kräftigen Hinterläufe, dann die vorderen. Auch hob er den Kopf nun empor und stimmte ein weiteres, lautes Heulen an. Endlich schüttelte er sich und blickte auf Dallas. Dugans Augen. Unverkennbar. Dallas erinnerte sich und wandte seinen Blick davon ab und schaute auf die Uhr. 17.45 Uhr. Hellfire! Dann spürte er etwas an seiner linken Hand. Dugan, der Wolf, hatte begonnen, ihm mit seiner langen, rauhen Zunge das Blut abzulecken, das von den Kratzspuren an den Händen tropfte. Das war ziemlich überraschend und unglaublich und kitzelte etwas, aber wahr. Dallas lächelte den Wolf geradezu dankbar und vor allem erleichtert an. Okay, er war auch nicht eben wenig bekifft, aber vor allem froh, dass Dugan Recht hatte, als er sagte, er sei auch als Wolf keine Bestie. Er erkannte Dallas und er wusste, was vor sich ging. Da war ein menschlicher Verstand in dem Raubtier. Wenn Dallas daran gezweifelt hatte, dann war das hier der Beweis, der ihn ganz davon überzeugte. Ehe er sich versah, hatte der Wolf das Blut abgeleckt, auch an der zweiten Hand und machte es sich regelrecht auf Dallas' Schoß bequem, indem er seinen Kopf dort ablegte, als wäre das die normalste Sache von der Welt. Dallas begann, ihm das Fell zu kraulen, das sich weich und samtig anfühlte. Tatsächlich wie Dugans Haar und nicht wie das eines wilden Tieres. „Das mit deinen Krallen hättest du ja mal sagen können", fand Dallas und grinste den Wolf an. Der rollte etwas mit den silbernen Augen. Oder war das Einbildung? Dallas würde nachhaken. Ganz sicher. Aber nicht jetzt. Er fühlte sich schläfrig, wohl aufgrund der Wirkung des Cannabis. Also zögerte er nicht und hob den Kopf des Wolfes an, damit er sich richtig zu ihm legen konnte. Er grinste noch immer, nun bei der Vorstellung, dass er das wohl kaum irgendjemandem erzählen könnte: Er legte sich zu einem Werwolf! "Zzsssss." Der Wolf schaute ihn an und leckte ihm einmal über die Nase. "Bild' dir bloß nichts ein, wir schlafen jetzt." Rollte der schon wieder mit den Augen? Hellfire!



>>>> Ich fand den Bowie passend;)


Highland SagaWhere stories live. Discover now