Teil 20 Reden!

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„Tut mir leid, war echt bescheuert von mir. Du hast was Besseres verdient", begann Dallas sich zu entschuldigen, gleich als sich sein Atem und Puls halbwegs normalisiert hatten.

„Ist nicht weiter wild. Manchmal ist das Leben eben nicht ganz fair", fand Andy, grinste, und in der Tat schien er kein bisschen verärgert. „Den kanntest du noch nicht, als du zuletzt hier warst", stellte er fest.

„Das stimmt. Kennen ist auch zu viel gesagt. Das war eine Nacht."

„Trotzdem hat er mächtig Eindruck hinterlassen." Damit hatte Andy allerdings recht.

„Du hast das auch und tust es jetzt gerade wieder."

„Mag sein. Aber das mit diesem Dugan scheint was Anderes zu sein. Red' mit ihm."

„Er hat mich erst scharfgemacht und dann einfach abserviert." Wie Dallas das so sagte, klang es mehr beleidigt als er so zugeben wollte.

„Aber das passiert, oder? Gerade bei One-Night-Stands. Und trotzdem macht es dir was aus. Also: was war so...beeindruckend?"

Wieder ein guter Punkt. „Sag mal, woher kennst du dich so gut mit Menschen aus?"

„Ich bin Friseur. Da reden die Leute viel." Andy strich Dallas wie zur Bestätigung durch das zerwühlte Haar. Der zögerte noch immer mit seiner Antwort, denn ihm war selbst nicht ganz klar, was es mit dem jungen Laird auf sich hatte. Dallas stand auf die freche, fordernde Art und die Sache mit den Wölfen war höchst ungewöhnlich und nicht zuletzt sah Dugan umwerfend aus und warf auch um, als sie zusammen waren. Aber das alles war es noch immer nicht ganz. „Okay, du wirst mich wahrscheinlich für verrückt halten", begann er.

„Nicht mehr als sowieso schon," bemerkte Andy ironisch und schmiegte sich ermutigend an ihn. „Also, ich höre."

„Da war so eine Frau, 'ne Art Wahrsagerin, und die hat mir aus der Hand gelesen. Das passte auf Dugan. Es schien so zu sein, als wäre er der Typ, auf den ich warte."

„Das klingt ganz schön heftig."

„Ja. Und es passte so viel zusammen. Wie er war, das schwarze Haar. Doch sie hat mich auch gewarnt. Und er hat gesagt, er sei gefährlich für mich, wollte aber nicht sagen wieso."

Andy schaute halb amüsiert, halb kritisch. „Also du sagst selbst, dass ihr euch gerade mal einen Tag und eine Nacht kanntet und dann bist du beleidigt, weil er dir nicht gleich sofort alles anvertraut hat?"

Wenn Andy es so formulierte, klang es beinahe lächerlich. „Du meinst, ich habe zu viel erwartet?"

„Ich meine, ihr solltet reden. Und wir sollten damit aufhören..." Damit lehnte Andy sich vor und begann, Dallas zu küssen. Der überlegte kurz, ob es eine gute Idee wäre, wenn sie eine zweite Runde drehten, aber Andys Initiative zeigte wohl, dass er wirklich kein bisschen nachtragend war. Toller Typ. Dallas wusste auch schon genau, was sie jetzt tun könnten. Er küsste weiter und begann, sich langsam nach oben zu drehen. 

„Diesmal bist du unten, Mr. Todd."

Andy lachte. „Nur zu gerne, Mr. Lovett."

...

Der Morgen danach war anders als beim letzten Mal. Andy musste am Wochenende nicht zur Arbeit und Dallas wollte nicht zur Arbeit. Als Andy wach wurde und ins Bad ging, war es schon nach halb zehn, wie Dallas feststellte, als er sein Handy suchte, um Tariq und den anderen eine Nachricht zu schicken, die sagte, dass er bestimmt nicht vor Mittag zurück sei. Dann zögerte er einen Moment, bevor er die Fotogalerie mit den Fotos von Lanark öffnete. Das hatte er bisher vermieden, weil er versucht hatte, Dugan zu vergessen. Jetzt, wo er die Bilder sah, war ihm auch klar wieso. Der Typ sah umwerfend aus, egal wie man ihn fotografierte. Mit zerzaustem Haar, im Gegenlicht, im Profil, egal... Sie würden wirklich reden müssen, wie Andy gesagt hatte. Vielleicht würde Dugan ihm die Wahrheit sagen, wenn Dallas seinetwegen noch einmal in die Highlands zurückkehrte. Vielleicht gab es eine ganz logische Erklärung für alles...

Als Andy aus dem Bad kam, wollte er wissen, was Dallas zum Frühstück nahm. 

„Was gibt's denn?"

„Naja, Tee mit Toast, Toast oder Toast."

„Super, ich nehme den Toast."

Als Dallas aus dem Bad kam, stellte er fest, dass Andy eindeutig untertrieben hatte. Er setzte sich zu ihm und den beiden Katern in die Küche und es gab auch Marmelade, Butter und leise Musik aus dem Radio, was alles zusammen wie ein perfektes Frühstück wirkte. 

„Ist schön mit dir", bemerkte Dallas spontan.

„Mit dir auch. Aber du musst trotzdem zu deinem geheimnisvollen Highlander." Andy sagte das, während er einen der Kater auf den Schoß nahm und ihn hinter den Ohren kraulte.

Dallas nickte. „Ja, je eher, desto besser. Aber ich habe kein gutes Gefühl, wenn du hier allein bleibst."

„Ich bin nicht allein." Andy deutete auf seinen Schoß und den anderen Kater auf der Fensterbank.

„Das meine ich nicht."

„Und was meinst du?"

„Wegen der Typen von gestern Abend. Was ist, wenn die wiederkommen?"

Andy schien unbeeindruckt. „Du meinst, die machen sich so viel Mühe wegen uns? Das glaube ich nicht."

„Und wenn doch?" Dallas hatte keine Lust sich das vorzustellen, aber er machte sich wirklich Sorgen wegen der Männer und ihrer offenkundigen Gewaltbereitschaft. Wie weit würden die gehen? Er musste nicht lange weiter überlegen. 

„Hör mal, wie wär's, wenn du für eine kleine Weile hier verschwindest? Du nimmst Cochise und Geronimo und ich gebe dir meine Londoner Schlüssel. Wenn du 'ne Weile nicht zuhause bist, dann verlieren die bestimmt die Lust daran, hier herum zu lauern."

Andy schaute etwas irritiert. „Du bietest mir deine Wohnung in London an?"

„Ich will nicht, dass dir was passiert. Die liegt ganz nett, in der Nähe vom Hyde Park und soweit ich weiß, gibt es da keine Queer Basher." Er legte die Schlüssel auf den Tisch und schob sie zu Andy herüber.

„Wie viele Schlüssel gibt's dafür?" Andy war offenbar noch immer nicht überzeugt.

„Meinen und deinen. Den geb' ich nicht jedem." 

Dallas schaute Andy eindringlich an. Es war ihm absolut ernst. Er machte sich Sorgen und obwohl die Sache mit Andy bisher nicht viel mehr war als die Wiederholung eines One-Night-Stands, mochte er ihn wirklich sehr und wollte nicht, dass ihm irgendwas passiert. Und vielleicht könnte auch mehr daraus werden.

„Okay. Danke. Aber ich warte da nicht ewig auf dich." Andy schaute nicht weniger eindringlich zurück.

„Nein, schon klar. Was Dugan und ich zu klären haben, kann nicht ewig dauern."

„Gut."

„Gut." 

Highland SagaWhere stories live. Discover now