Teil 10 Hellfire

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Sie mussten kurz darauf eingeschlafen sein, denn das nächste, was Dallas erinnerte, waren einzelne Fetzen aus einem seltsam verstörenden Traum. Der hatte irgendwie mit der unsinnigen Geschichte zu tun, die Janice im Pub gehört hatte. Er sah das totgeborene Kind der Frau, aber es war nicht tot, es schrie und hing im Maul eines riesigen Wolfes, der damit über die Heide lief. Er schien gehetzt. Dann sah Dallas das Kind reglos durch die Luft fliegen und der Wolf lag blutüberströmt auf der Straße. Im Scheinwerferlicht eines heranrasenden Wagens sah er Dugan in roten Gummistiefeln, der in dem Blut stand und versuchte, den toten Wolf von der Straße zu zerren. Dann hörte er seine eigene Stimme Dugans Namen rufen und immer wieder rief er, „komm da weg, komm, lass, komm da weg..." Dugan blickte ihn mit funkelnden Augen an, dann kam er auf ihn zu gerannt und sprang, als wolle er ihm an die Kehle... In dem Moment erwachte Dallas. Er riss die Augen auf und atmete schwer. „Schtscht", hörte er Dugan flüstern. „Du hast nur schlecht geträumt." Dallas war sich nicht sicher. Er empfand sein Entsetzen im Traum als ziemlich real. „Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe."

„Hast du nicht."

„Nicht?"

„Nein, ich liege hier und schau dich an. Ich ... schlafe nicht viel." So war das wohl. Dugans Stimme klang auch kein bisschen schläfrig. Entspannt, ja. Schläfrig, nein.

„Du beobachtest mich im Schlaf?"

„Ich sagte, ich habe dich angeschaut. Nicht beobachtet. Du bist sexy. Was ist los?"

Genau genommen hatte Dallas überhaupt gar keinen Grund mit irgendetwas hinter dem Berg zu halten. Seit ihrer ersten Begegnung war Dugan eher zu offen und ehrlich. Also, warum sollte Dallas nicht wenigstens ehrlich sein. Er beschloss, entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, zu sagen, was los war. „Du bist mir irgendwie nicht ganz geheuer." So, das war raus und Dallas kam sich paranoid vor. Wie konnte er nach dem unbändigen Sex von vorhin, nachdem er der Erste war, mit so einem Schwachsinn kommen. Dugan schaute ihn verwirrt an. „Vergiss es, ich bin paranoid", sagte Dallas und bereute, überhaupt etwas gesagt zu haben.

„Nein", begann Dugan neugierig, „Sag schon. Warum bin ich nicht geheuer?"

Dallas zögerte. Wie sollte er die Bilder aus seinem Traum in Worte fassen? Dann begann er von vorne.

„Was ist mit deinen Augen?" Die waren faszinierend, wie sie ihn fixierten, die langen Wimpern, das Aquamarin... aber sie reflektierten im Dunkeln!

„Meine Augen?", fragte er überrascht.

„Ja, du hast sofort deine Kapuze abgenommen, damit es nicht so auffällt. Sie... reflektieren."

„Ach... das. Ist nur ein seltener Gen- Defekt. Kommt in meiner Familie vor. Ich kann damit auch richtig gut im Dunkeln sehen. Dafür sehe ich manche Farben anders. Rot, wie dein Haar, sehe ich richtig gut." Er beugte sich vor, um Dallas einen Kuss zu geben. Das gefiel dem mehr als gut, denn Dugan war nicht nur ein Naturtalent, sondern auch extrem lernfähig beim Küssen. Trotzdem wollte Dallas mehr Antworten. „Mmmm... Mmmmhhh... wieso hast du an mir gerochen?"

„Mmmmmrrrrr was wird das hier? Rotkäppchen?" Dugan wollte lieber weiter küssen. „Du hast auch an mir gerochen."

„Du hast angefangen", beharrte Dallas.

„Ja, okay. Der Geruchssinn und auch das Hören, bevor du fragst, sind bei mir sehr...ausgeprägt. War's das jetzt?" Dugan begann damit, Küsse vom Hals über die Schulter zu verteilen und strich mit einer seiner Hände an der Innenseite von Dallas' Schenkeln. Dallas musste sich zusammenreißen, was regelrechte Superkräfte erforderte. „SSSsss der Trrraum... er war, beängstigend. Ich hatte Angst um dich."

Dugan schaute auf und wirkte beunruhigt. „Wieso hast du Angst um mich, du kennst mich kaum?"

„Hör einfach zu, okay?"

„Ich höre." Dugan ließ etwas unwillig von Dallas ab und stützte seinen Kopf erwartungsvoll auf seinen Arm.

Dann erzählte Dallas, was er noch erinnerte von dem Kind, dem Wolf, dem blutenden Tier und Dugan im Scheinwerferlicht: „... und es war furchtbar, weil ich dich warnen wollte und ich dachte, du wärst bei mir in Sicherheit, aber du... hast mich angegriffen." Die ganze Zeit hatte Dugan fast reglos zugehört und nur das eine oder andere Blinzeln hatte verraten, dass er der Traumgeschichte folgte. Jetzt schüttelte er ungläubig den Kopf. „Das ist doch... absurd."

„Ich weiß. Aber was ist, wenn es auf irgendeine reale Situation übertragbar ist. Im Traum sieht man die seltsamsten Bilder und der Wolf oder das Blut oder du in dem Blut, das ist vielleicht eine Warnung vor irgendwas?" Dallas hatte gehofft, dass dem anderen etwas dazu einfallen würde, irgendetwas, das ihn beruhigen könnte. Dugan schaute ihn mit diesen faszinierenden Augen an und legte ihm eine Hand an die Wange, fast so, als wolle er ein Kind beruhigen. „Du machst dir zu viele Gedanken, Ginger. Das ist diese dumme Geschichte aus dem Dorf, die da in deinem Traum herumspukt. Und vielleicht bin ich auch ein bisschen über dich hergefallen, aber mehr ist das nicht."

So wie Dugan das wiedergab, fand Dallas es jetzt beinahe zum Lachen, weil ihn das wirklich so beunruhigt hatte. „Das war... echt dumm von mir", begann er und Dugan schüttelte den Kopf. „Nein gar nicht, ist irgendwie...süß von dir."

„Süß?! So hat mich lange keiner genannt."

„Dann wurd's Zeit."

„Und was hast du noch gesagt? Ginger?"

„Komm schon, das passt wirklich."

„Wegen der Haare..."

„Nein, weil du so scharf bist."

„Du lenkst jetzt doch vom Thema ab..."

„Echt? Ich dachte, ich lenke drauf hin..."

„Hellfire!"

„Hellfire?"

„Hab' ich das laut gesagt?"

„Ja. Ich hoffe, es ist nicht dein Name für mich."

„Passen würde es."

„Bloß nicht!"

„Was willst du dagegen machen, Hellfire?"

„Ich denke, ich mache dich völlig willenlos..."

„Ach, denkst du das?"

„Mmmmhhmmm."

Und wieder diese Küsse und wieder seine Hand da, wo sie garantiert keinen Willen übriglassen würde. Hellfire! Was er da tat sorgte ganz sicher nicht dafür, dass er sich einen anderen Namen aussuchen könnte. Dallas' konnte spüren, wie sich das Feuer seiner Lenden neu entzündete, mit jedem Kuss und jeder Bewegung von Dugans Hand an seinem Schaft. Ohjeohjeohjehellfire... Dallas liebte es, beim Küssen die Augen zu schließen, aber wie er gerade feststellte, liebte er es noch mehr, in Dugans Augen Lust und Verlangen zu erkennen, wenn sich ihre Blicke zufällig trafen. Er legte eine Hand an Dugans Kinn, um ihn in seinen Blick festzuhalten. „Ich ... will in deine... Augen sehen,... wenn ich... kommmmmmmmmmmmmmmme..." Dugan gehorchte und sah ihn an. Da war es längst zu spät, was beide zum Lachen brachte. Dugan sofort, Dallas erst, als er realisierte, was passiert war und als er wieder genug Luft dafür erübrigen konnte. „Hellfire, Dugan...", brachte er dann endlich hervor, „du bist unglaublich... heiß. Es fällt mir kein besserer Name ein." Dugan schaute und lächelte. „Ich ...muss wohl einsehen, dass du es so meinst, aber sag das nie vor den alten Fitzgibbonses!"

Dallas lachte. „Ohjeohje! Nein! Du hast mein Fotografen-Ehrenwort!"

„Da bin ich aber froh."

„Leck mich:"

„Wo?"

Hellfire!


Highland SagaHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin