Teil41

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Auf das Bad folgte ein ausgiebiges Frühstück, nach dem Dallas seine Nachrichten checkte. Er grinste zufrieden und Dugan wusste, was das bedeutete. „Tariq kommt?"

„Ja, wenn er jeden Verbindungszug kriegt, dann ist er gegen Mittag in Inverness und er bringt Robert mit."

„Hast du denen erklärt, was wir von ihnen wollen?"

„Nicht wirklich. Ich wollte nicht, dass mich Tariq für total durchgeknallt hält. Ich habe ihm gemailt, dass wir ihn dringend brauchen, weil etwas Schreckliches passiert ist. Vielleicht hat er die Zeitung gelesen und weiß, worum es geht. Außerdem sollten wir das mit dir und was du bist nicht an die große Glocke hängen."

„Da mach dir nicht so viele Gedanken. Wenn die zwei nicht vorher ausflippen und mitmachen, ist das erstmal das Wichtigste."

„Du hast echt Nerven."

„Man gewöhnt sich daran."

Als nächstes machten sie sich daran, den Plan nochmal auszufeilen. Dass Tariq kam, war die eine Sache, mit der sie im Prinzip gerechnet hatten. Seine Rolle wäre hauptsächlich, im rechten Moment den Weg für die Schläger abzuschneiden, bis Dugan sie in die geplante Richtung treiben konnte. Mit Robert wäre da noch jemand, der den Wagen fahren könnte, um sicher zu gehen, dass er genau da war, wo sie ihn brauchten, wenn sich Dugan darin verwandeln sollte. Das gefiel Dallas viel besser, als die Vorstellung, dass er das irgendwo in einem Hinterhof tat. Mit zwei Helfern boten sich in jedem Fall bessere Möglichkeiten. Dugan war inzwischen beinahe gut gelaunt, wenn er sich vorstellte, wie er seine Fähigkeiten einsetzen konnte, um wirklich mal, wie er es sagte, etwas „Sinnvolles" zu tun. Nachts in Wolfsgestalt durch die Highlands zu streifen war sicher düster- romantisch und aufregend, aber nicht das gleiche, wie eine regelrechte Verbrecherjagd. Und außerdem wäre er dieses Mal nicht der Übeltäter, sondern der unerkannte Rächer der Verfolgten und die unerwartete Faust der Gerechtigkeit. Er wäre wie Batman, nur eben Wolfman. Dallas fand die Idee durchaus überzeugend, denn sie passte zu Dugan, dem Wolfhüter, in den er sich verliebt hatte. „Du kannst allerdings nicht deine Gummistiefel tragen", fand er und machte sich daran, sowas wie ein Outfit für sich und Dugan zusammenzustellen, in dem sie aussehen würden wie zwei Party-Typen, auf der Suche nach einem One-Night-Stand. Ihre aus Lanark mitgebrachten Sachen gaben dafür nicht viel her, aber in Andys Kleiderschrank gab es sicher genug zu finden. Es kostete Dallas tatsächlich einiges an Überwindung, oben im Schlafzimmer den Schrank zu durchforsten. Es sah alles so aus, wie er es in Erinnerung hatte und, was noch schlimmer war, so als sei Andy gar nicht tot, sondern nur kurz weg. Als wäre das noch nicht genug, nutzten Geronimo und Cochise die Gelegenheit und huschten an Dallas vorbei mit ins Schlafzimmer, um sich dort aufs Bett zu legen. Dallas setzte sich erst ein wenig zu ihnen und kraulte die beiden Kater ein wenig hinter den Ohren, bis sie zufrieden schnurrten. Ganz sicher vermissten sie Andy nicht wenig. Dallas nahm sich schließlich zusammen und durchkramte Andys Sachen. Auf gar keinen Fall könnte er etwas nehmen, worin er Andy gesehen hatte, aber es gab genug Sachen zur Auswahl. Andy hatte doch tatsächlich ein schwarzes Latex-Hemd. Sieh mal einer an... Dugan würde darin zum Niederknien aussehen und es gab eine kleine Auswahl an Band- T-Shirts. Dallas suchte eines von Queen aus, so ein gelbes, mit rotem Blitz. Gelb wäre sicherlich auffällig und darum ging es ja.

Dugan fand die Auswahl okay, schlug aber vor, dass Dallas in Latex ginge und er in dem Flash T-Shirt. „Ich soll da doch schnell herauskommen. Wie stellst du dir das denn vor?!"

Dallas sah ein, dass es so besser wäre. In Dugans schwarze Jeans würden sie einfach ein paar Löcher machen, da wo es sexy aussähe, kurz unterm Po und an den Schenkeln. Die Lösung für Dallas sah vor, das er einfach eine Jeans von Dugan anzog. Die wäre so richtig eng, im Sinne von eigentlich zu eng. Dallas hoffte nur, dass er darin auch schnell genug laufen könnte, wenn es darauf ankam. Gerade als sie soweit waren, dass sie die Outfits trugen und sich im Spiegel betrachteten, klingelte es an der Tür. Das konnten nur Tariq und Robert sein. Dallas und Dugan öffneten gemeinsam und tatsächlich standen der junge Pakistani und der ältere Schotte auf der Türschwelle. Beide waren ganz offenkundig über Dallas und Dugan in ihren jeweiligen Styles überrascht.

„Wow, hi", kam es von Tariq. „Du hast gesagt, es sei dringend. Und jetzt ist hier 'ne Party, oder was?"

Robert blickte nur auf die Jeans von Dugan. „So holst du dir 'ne Erkältung, Junge." Dann sah er das schwarz-gelbe Absperrband der Polizei mit dem „Tatort"- Schriftzug, das Dallas und Dugan abgenommen und achtlos hinter die Tür geworfen hatten. „Was ist denn hier passiert?"

„Schön, dass ihr da seid. Tut gut, euch zu sehen. Kommt rein, wir erklären euch alles", schlug Dallas vor. Bevor er die Tür schloss, schaute er sich nochmal um, ob jemand von den Nachbarn vielleicht beobachtet, was vor sich ging, aber es schien alles ruhig zu sein. Umso besser. Sie könnten kein ungebetenes Publikum brauchen.

Highland SagaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt