Teil 7 Die Einladung

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Zurück im Hotel brauchte Dallas erstmal etwas Stärkeres als den Tee, bei dem die anderen saßen. Er durchquerte den Gastraum, grüßte im Vorbeigehen nur flüchtig und ging zum Erstaunen aller durch bis zur Bar. Dort bestellte er einen Whiskey, mit dem er dann zu den anderen stieß. „Was ist los, Sunny, hast du einen Geist gesehen?", fragte Robert ohne Zögern und zwinkerte Tariq und Janice zu. Dallas schmunzelte verlegen, weil es die Sache irgendwie traf. 

„Und wenn's so wäre?"

„Na dann wollen wir ihn kennenlernen!", fand Tariq.

„Und wir wollen ihn auf Foto", ergänzte Janice. Jetzt schauten ihn alle neugierig an.

„Erzähl schon", drängelte Robert. Dallas nahm erstmal einen Schluck Whiskey.

„Also ich bin zu diesem Herrenhaus, Lanark. Und wir sind da heute Abend zum Dinner eingeladen."

Die drei gerieten halb aus dem Häuschen. 

"Wie hast du das hingekriegt?" 

"Waas?" 

"Von wem ist die Einladung?" 

"Ich habe nichts anzuziehen!" 

"Was hast du gesagt?" 

"Nur wir vier oder wer noch?"

Dallas wartete ab, bis sich die erste Überraschung gelegt hatte. Er gab der Bedienung ein Zeichen und bestellte sich noch einen Cream Tea. Dann merkte er, wie alle ihn neugierig anschauten. Jetzt würde er antworten müssen. Ich habe diesem heißen Laird so lange auf den Hintern gestarrt, dass ich annehme es ist ein Date und ihr seid nur anstandshalber mit eingeladen weil...keine Ahnung.

„Das ist die Gastfreundschaft hier in der Gegend. Da passiert nicht viel und man freut sich, wenn mal Fremde kommen und es was zu erzählen gibt. Der Laird von Lanark ist offenbar sehr an unserer Arbeit interessiert und möchte mehr erfahren. Und ich nehme an, dass er uns auch mehr über den Naturschutz hier berichten möchte."

„Wow", kam es von Janice.

„Hast du irgendwelche Tiere gesehen?", wollte Robert wissen.

„Ja hab' ich. Es gibt Wölfe. Und der Park ist etwas verwildert und riesig. Das Haus habe ich gar nicht gesehen."

„Aber du hast den Laird gesprochen", flötete Janice.

„Ja."

Endlich kam der Cream Tea und Dallas fiel direkt über die Scones her.

„Die viele frische Luft macht hungrig", bemerkte Robert und grinste etwas schief.

Nach dem Tee und kaum, dass er allein auf seinem Zimmer war, konnte Dallas nicht anders, als nochmal über jedes Detail seiner Begegnung mit Dugan nachzudenken. Wann war der Moment gewesen, an dem er sich verraten hatte? Schwer zu sagen. Möglicherweise schon, als Dugan die Kapuze abnahm und Dallas sein Gesicht sah, mit diesen Augen und diesem Haar. Schwarz. „Du musst auf den Schwarzen warten... er wird sich dir zeigen..."  War er das, den ihm die Frau in Rot prophezeit hatte? Hatte Dugan, der Schwarze, sich gezeigt, als er die Kapuze abnahm? Was hatte er zu ihm gesagt? „Ich bin der, den Sie suchen." Das war doch alles Mumpitz, wie diese Fitzgibbons sagen würde. Und doch, wenn es wirklich so wäre? Wenn dieser Typ in roten Gummistiefeln, mit den wilden Locken, die Dallas so richtig zerzausen würde, der seltsames Zeug redete und offenbar auf ihn stand, wenn das nun der vom Schicksal bestimmte Mann für ihn war? Laird von Irgendwo, hast du nicht gesehen. „Behalt das Walkie-Talkie", hatte er gesagt, mit dieser Stimme wie ein Jaguar unter einem Blecheimer... Wo war das Walkie-Talkie? Hatte das einen so weiten Empfang? Dallas kramte es aus seiner Jacke und stellte es an. Sollte er sich melden? Wie ging das? Man drückte auf diesen Knopf an der Seite. Er hörte nur ein Rauschen. Also kein Empfang. Shitshitshit... Er sah auf die Uhr. Kurz vor sechs. Sie sollten versuchen, ab sieben zum Dinner auf Lanark aufzutauchen. Also war es höchste Zeit für Duschen, rasieren und was halbwegs Angemessenes anziehen. Zum Glück hatte er auf den Rat seiner alten Tante Betsy gehört und sein dunkelblaues Tweed Sakko eingepackt. Damit sei man im Notfall immer gut gekleidet, hatte sie gesagt. Die Jeans war nicht so das, aber sie war noch sauber, im Gegensatz zu den Outdoor-Hosen. Ein Hemd erwies sich als schwierig. Da war keines gebügelt. Dallas würde einfach sein schwarzes Bad Seeds T-Shirt verkehrt herum anziehen. Die Rückseite war schlicht schwarz. Als er aus der Dusche kam, sah er wieder das Walkie-Talkie. Er zog sich an und plötzlich, ohne Vorwarnung hörte er eine Stimme aus dem Gerät, nein, nicht eine, sondern die Stimme. Dugan.

"Hallo, ist da jemand? Hier ist der Wildhüter, bitte melden, hallooo?!"

Dallas griff nach dem Teil und drückte auf den Knopf.

„Ja, hallo, ich bin da. Dallas Muir, hier."

"Sehr schön.... Fitzgibbons lässt fragen, ob du oder dein Team irgendwelche Lebensmittelunverträglichkeiten haben."

Wenn Dallas gerade eines völlig egal war, dann das Essen.

„Nein, soweit ich weiß ist alles okay. Sogar unser Pakistani isst alles."

"Das ist gut. Sie ist völlig aus dem Häuschen."

Das war Dallas auch. "Das macht doch nichts."

"Wir rechnen mit euch um sieben Uhr."

„Ja, das hatten wir auch so vor."

"Gut. Und was ...hast du noch so vor?"

Dallas stockte der Atem. Der Typ war echt und er war echt interessiert. Und ganz schön schnell.

„Gehst du immer so ran?"

"Nein. Und du?"

„Manchmal."

"... Bis nachher. Ich freu' mich."

„Ich auch. Bis dann."

Das Rauschen des Walkie-Talkies verriet, dass Dugan ausgeschaltet hatte. Dallas bekam bei dem Gedanken, was alles an diesem Abend noch passieren könnte weiche Knie. Dann musste er sich beeilen, damit sie auch wirklich pünktlich ankamen. Er war schon fast aus der Tür, da fiel ihm ein, dass er alles für Safer Sex mitnehmen sollte. Unbedingt.

Highland SagaWhere stories live. Discover now