Teil40

598 72 15
                                    

Andys Bad war nicht so groß wie das auf Lanark und die Badewanne erst recht nicht, aber es gab doch genug Platz für zwei darin, wenn man sich dicht zusammen setzte. Dugan lehnte sich rückwärts bei Dallas an und bekam erst eine Kopf-, dann eine Schulter- und Nackenmassage. Er lächelte, als er dabei die Tätowierung betrachtete und schließlich küsste er sie, als er fertig war.

„Du magst das Tattoo, stimmt's?", fragte Dugan, völlig relaxed.

„Ich mag alles an dir. Auch wenn mir nicht alles ganz geheuer ist. Aber das hier ist mir schon bei unserem ersten Mal aufgefallen. Nur hab ich es für einen großen Hund gehalten. Ganz schön dumm von mir." Er zeichnete die Konturen des Bildes ein wenig mit dem Finger nach.

„Das hat ein Typ hier in Inverness gemacht. Nachdem mein Vater verschwunden ist."

„Was meinst du mit verschwunden?"

„Wenn ich das wüsste, würde ich es anders sagen. Er ist verschwunden. Eines Nachts bei Vollmond. Er muss den Park verlassen haben und in die Berge oder zum See gelaufen sein. Wir haben ihn nicht gefunden."

Dallas war nicht sicher, ob er richtig verstand. „Du meinst, er ist nicht mehr wiedergekommen, nachdem er sich in einen Wolf verwandelt hat?"

„Ja. Ich denke, dass ihm irgendwas zugestoßen ist. Jemand hat ihn erschossen oder mit dem Auto erwischt und irgendwo liegen lassen oder verscharrt."

„Wenn man ihn nicht gefunden hat, wie kannst du dann sicher sein, dass er nicht mehr lebt?"

Dugan zögerte, bevor er sprach. „Beim nächsten Vollmond hat bei mir die Verwandlung eingesetzt. Da war es klar. Mein Vater hat sich das erste Mal verwandelt, nachdem mein Großvater gestorben ist. So läuft das mit diesem Erbe, Fluch, Zauber, was immer es ist."

„Oh nein. Wie furchtbar..." Dallas war wirklich zutiefst erschüttert. Wieso hatte er sich bisher noch nie gefragt, wo Dugans Eltern waren, warum er offenbar allein in diesem Schloss gelebt hatte?

„Ist nicht so wild, ist lange her, ich war sechzehn...", begann Dugan, aber seine Stimme klang traurig und belegt. Es ließ ihn alles andere als kalt, wenn er das jetzt erzählte.

„Doch, das ist mehr als wild. Es tut mir so leid für dich. Ich... ich hätte nie gedacht, dass... Kümmerst du dich deswegen so um diese Tiere?" Er zog Dugan noch dichter an sich und legte ihm den Kopf von hinten auf die Schulter, küsste ihn hinterm Ohr. Dugan ließ ihn.

„Vielleicht. Ich meine, das sind normale Tiere, keine Werwölfe. Aber ich ertrage nicht, wenn ihnen etwas zustößt."

„Weil es... dir auch zustoßen könnte und weil du glaubst, dass es deinem Vater zugestoßen ist." Dallas kam das zum ersten Mal so in den Sinn. Wie konnte er so naiv sein?

„Wie es aussieht, bist du als Mensch auch nicht gerade sicherer als ich in Wolfsgestalt. Oder als Mensch, egal."

Dallas dachte darüber nach, während er Dugan den Nacken und die Schulter küsste. „Also das ist es, was du tust. Du hilfst diesen Tieren und du hilfst mir bei der Suche nach Andys Mördern, weil man uns etwas antut."

„Ja. Und weil ich nicht will, dass dir etwas geschieht."

„Du bist unglaublich fürsorglich und loyal, weißt du das?"

„Bin ich das?"

„Ja. Und ich liebe dich."

„Genug, um das alles in Kauf zu nehmen? Die Verwandlungen, die nächtlichen Streifzüge, das zurückgezogene Leben, die ganze Heimlichtuerei und immer die Gefahr, dass ein wütender Dorfbewohner, ein Jäger oder ein Auto mich erwischt?"

Dallas küsste wieder und sprach leise und liebevoll und ohne Zögern. „Ja sicher. Weil du etwas vollkommen Außergewöhnliches bist und ich mit dir zusammen sein will. Du musst das alles von nun an nicht mehr allein tun."

„Was bist du für ein Mensch, Dallas Muir, der sich in einen Freak verliebt?"

„Du bist kein Freak. Du bist, was du bist und ich liebe dich."

„Ich liebe dich auch. Aber ich bin nicht gut für dich."

„Das hast du schon mal gesagt und das ist absolut und überhaupt nicht wahr. Denk nicht, dass ich schwach bin und nichts aushalte, nur weil ich ein normaler Mensch und nicht ein halber Wolf bin."

„Dass du schwach wärst, würde ich nie denken. Aber mit jemandem wie Andy hättest du ein normales Leben führen können."

„Das hätte ich. Aber das ist nicht mehr wichtig, denn ich habe jetzt dich und Andy ist nicht mehr. Und wir werden auf einander aufpassen."

Dugan drehte den Kopf so, dass sie sich richtig küssen konnten. „Das werden wir", versprach er dann.

Highland SagaTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon