Teil 11 Und nun?

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Am Morgen erwachte Dallas mit dem Gefühl, dass es genauso sein müsste. Da lag ein junger Mann mit völlig zerzaustem Haar und Knutschflecken in seinen Armen und er konnte sich ungefähr vorstellen, wie er selbst wohl aussah. Auch kam ihm die Idee, dass es ihm nicht weniger gefiel, Dugan im Schlaf zu beobachten, als es ja andersherum auch der Fall war. Wie war er nochmal hierher geraten? Und wo genau war er hier? Er blickte sich um. Das Zimmer war größer, als es nachts mit der Lichtquelle vom Raum nebenan den Anschein hatte. Auch hier war so ein großes Fenster mit Sitzbank im Erker. Eine Tür führte sicherlich nebenan ins Bad. Es gab einen Kamin und davor lagen Kissen und Schaffelle auf dem Boden, der aus alten Dielen bestand. Ein kleiner Stapel mit Büchern deutete an, dass Dugan offenbar gern vor dem Kamin lag, um zu lesen. Es gab eine moderne Stereoanlage, einen großen Standspiegel und einen großen Kleiderschrank. Auf einem Nachttisch entdeckte Dallas das Walkie-Talkie. Er lächelte vor sich hin, bei dem Gedanken, dass Dugan ihn bereits aus dem Schlafzimmer angefunkt hatte und erst recht bei dem Gedanken, was sie vor dem Kamin so alles tun könnten, wenn – das alles hier nicht eine einmalige Sache wäre. 

Fuck! Daran hatte er noch gar nicht gedacht. Er war nach eigenen Aussagen für die BBC auf der Durchreise und vielleicht war es ja gerade das, was ihn für den sexy Laird so interessant gemacht hatte. Keine langen Reden, keine Verpflichtungen, keine Komplikationen, heißer Sex und das war's. Es würde nicht mal jemand merken, dass Dugan auf Männer stand, wenn Dallas danach wieder verschwinden würde. Vielleicht stand er auch auf Frauen und das erste Mal bezog sich nur auf Sex mit einem Mann? Dallas hasste es, dass er so ins Grübeln kam. Also gut. In dem Fall hatte er eine der besten Nächte seines Lebens und es blieb bei der einen Nacht. Was sonst? Lanark war ganz offenkundig Dugans Zuhause, das er nicht so einfach verlassen würde, wenn er es überhaupt könnte. Also was? Eine Fernbeziehung? Man sieht sich am Wochenende und verzehrt sich den Rest der Woche nach dem anderen, bis es zur lästigen Gewohnheit wird? Shitshitshit. In Gedanken ruderte Dallas nochmal zurück. Vielleicht sollte er sich erstmal darüber klar werden, was er überhaupt für den anderen empfand. Er fand ihn äußerst attraktiv. Das war klar. Der Sex war heiß und ganz gewiss interessant, wenn das denn eine Kategorie war. Interessant war Dugan allemal. Er lebte hier allein in einer Art Burg, umgeben von Natur und wilden Tieren, für die er sich engagierte. Er war gebildet, belesen, frech, humorvoll, intelligent, interessierte sich für Kunst, meist dominant, dann aber auch gelegentlich super-sanft. In gedanklichen Klammern ergänzte Dallas stinkreich. Und da war noch etwas, was er so nicht recht zu fassen bekam. So etwas wie ein Geheimnis. 

Es musste irgendeinen Grund geben, warum so ein Hottie allein und einsam lebte. Vielleicht war er todkrank? Gen-Defekt hatte er gesagt. Ansteckend? Dieser seltsame Traum...?! Oder lebte er gern allein? War er deshalb so gierig über Dallas hergefallen? Alles lief letztendlich darauf hinaus, dass er nicht genug Zeit haben würde es herauszufinden. Er müsste fragen. Bei all der Grübelei hatte er unbewusst mit einer Strähne von Dugans Haar gespielt und der machte jetzt im Schlaf einen wohligen Seufzer, was Dallas wieder in die Realität zurückbrachte. Er würde die Zeit mit Dugan nicht mit Grübeln vergeuden. Er strich ein paar Strähnen zur Seite und beugte sich vor, um in Dugans Ohr zu flüstern. „Guten Morgen, Hellfire", brummte er sanft und pustete ihm in den Nacken. Zu seiner Überraschung fand er dort etwas oberhalb der Schulterblätter eine kleine Tätowierung. Sieh mal einer an... Das war der riesige, kämpfende Hund aus dem Familienwappen. Dallas konnte nicht widerstehen und küsste die Stelle. Jetzt rührte sich Dugan, griff hinter sich und zog Dallas zu sich für einen richtigen Kuss. „Mmmmm, Ginger", brachte er murmelnd hervor. 

„Für jemanden, der nicht viel schläft, schläfst du ganz schön fest", scherzte Dallas.

„Mmmm, du hast mich erschöpft..."

„Ich hatte schon Angst, das wäre nicht möglich."

„Angeber."

„Du willst es so."

„Stimmt."

„Was willst du noch?"

Dugan küsste nochmal.

Dallas küsste zurück. Aber das war nicht das Verlangen nach weiterem Sex, es war mehr wie eine selbstverständliche Zärtlichkeit. „Gib' mir mal das Walkie-Talkie", bat Dugan dann und Dallas langte hinter sich, um es ihm zu geben. Dugan wechselte den Kanal. 

„Was machst du?", fragte Dallas neugierig.

„Ich sorge für Frühstück. Keine Ahnung wie es dir geht, aber ich bin hungrig wie ein Wolf."

Dallas grinste, während Dugan Miss Fitzgibbons erklärte, sie seien in einer Stunde unten.

„Wieso in einer Stunde?"

„Ich bin auch noch hungrig nach dir."

„Geht mir nicht anders."

„Dann frag nicht so dumm."

„Sei nicht so frech."

„Da stehst du drauf."

„Stimmt."

Highland SagaWhere stories live. Discover now