5. Chapter - Fragen (Patty's Sicht)

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Ich knallte die Tür hinter mir zu.

Was zur Hölle war falsch an dem Typ? Ich hatte schon von Anfang an mitbekommen, dass er mich verfolgte, aber nur weil ich ihn ignoriert hatte? Jordan ist ohne Grund ausgeflippt. Mich einfach so zu schlagen. War der noch ganz dicht?

"Hey, Schatz. Wie war dein... Oh mein Gott, Patty!", ertönte Mom's Stimme als sie von der Küche zu mir in den Flur kam. Als sie mich sah, legte sie die Schüssel, die sie gerade abtrocknete weg und kam auf mich zu.

Mom packte mein Gesicht und drehte es, damit sie meine blutende Nase begutachten konnte.

"Au, Mom, dass tut weh!", beklagte ich mich und zerrte Mom's Hände von meinem Gesicht.

"Patrick Brown, du willst mir nicht weißmachen, dass du dich direkt am ersten Tag geprügelt hast!", warnte die zierliche Frau und bohrte mir ihren Finger in die Brust.

Ich seufzte, legte meinen Rucksack in die Ecke und meinte: "Lass uns in die Küche gehen, ich will mich setzten. Außerdem dauert die Geschichte, also wenn du deinen Abwasch heute noch fertig machen willst..."

Mom packte mich an dem Arm, zerrte mich in die Küche und gab mir ein Taschentuch um die Blutung zu stillen.

"Jetzt erzähl!"

Und ich tat es.

***

Mom schwieg. Ich sah sie erwartungsvoll an, doch ihr Blick war auf das Glas in ihren Händen gerichtet, dass sie gerade abtrocknete.

"Was sagst du dazu?", fragte ich schließlich etwas neugierig.

"Es war falsch, dass du Jordan ignoriert hast. Wenn er beliebt und - wie du gesagt hast - recht stark ist, dann solltest du versuchen, mit ihm eine respektvolle Beziehung aufzubauen."

"Mom, dass klingt, als würdest du wollen, dass wir ein Paar werden sollen!", stöhnte ich zwischendurch.

"Patty, sei still. Ich war noch nicht fertig. Also. Es ist gut, dass John dich vor ihm gewarnt hat, aber du kennst ihn doch gar nicht. Er könnte dir gegenüber ein Freund werden. Mit dem ignorieren hast du dir diese Chance verspielt."

"Gibt es auch eine Sache, die ich nicht falsch gemacht habe?", fragte ich sarkastisch.

"Du hast ihn nicht zurück geschlagen. das war sehr erwachsen."

Mom legte das Glas weg und sah mich an.

"Vielleicht stimmt ihn das dir gegenüber wieder neutral und du kannst sein Kumpel werden. Das ist wichtig. Du brauchst Freunde, vor allem jetzt an der neuen Schule."

Ich stand auf. "Mom, ich hab John."

"Ich weiß."

Sie kam auf mich zu und legte ihre Hand an meine Wange. "Und das ist gut so." Mom lächelte mich an und tätschelte meine Wange.

"Mach jetzt deine Hausaufgaben. Ich muss jetzt weg. Lilly hat angerufen, ob ich mit ihr ins Kino will."

Ich nickte. "Viel Spaß."

Mom gab mir einen Kuss auf die Wange und verließ schließlich das Haus.

Ich seufzte. Heute hatten wir alle drei Fehler gemacht. John, Jordan und ich.

Aber ich glaube, dass ich den größten gemacht hatte.

"Verdammt!", knurrte ich und stützte meinen Kopf in die Hände. Ich hatte mir gleich am ersten Tag Feinde gemacht. Bester Start in das zweite Halbjahr.

Ich holte mir eine Schüssel voller Studentenfutter und setzte mich an den Esstisch um Hausaufgaben zu machen.

Nur mit größter Anstrengung löste ich die Aufgaben, denn meine Gedanken drifteten immer wieder ab.

Warum zur Hölle regte es Jordan so auf, wenn ich ihn ignorierte?

Warum hatte John mich vor ihm gewarnt?

Warum hatte ich seinen Rat befolgt?

"Ach, Scheiße!", fluchte ich und packte mein Schulzeug wieder ein. Ich würde die Aufgaben später vollenden.

Meine Schüssel war fast noch voll, also nahm ich sie mit hoch in mein Zimmer. Es war unordentlich - wie immer - und die Schränke waren weit geöffnet.

 Mein ganzer Schreibtisch war voll mit allem Möglichem, der Boden unter den Klamotten nicht mehr sichtbar, das Bett ein einziger Sauhaufen.

Es würde eine Ewigkeit dauern, all das aufzuräumen.

Wieder seufzte ich und begann mit der Arbeit.

***

Ich nahm meinen Mülleimer und ging die Treppe zum Untergeschoss herunter. Ich hatte beschlossen, den überquollenden Eimer nach etwa einem Jahr endlich mal wieder auszuleeren.

Ich fluchte, als mir die Hälfte des Inhaltes schon auf dem Weg verloren ging. Ich ging die Treppen zum Korridor herunter und entleerte meinen Mülleimer dort.

Dann drehte ich mich um und wollte wieder hoch in das Haus.

"Hör auf mich zu ignorieren!"

Jordan stand mir unangenehm nah. Ich konnte sein Deo riechen. Es roch unheimlich männlich.

"Was willst du hier? Du wohnst hier nicht!", fauchte ich.

Konnte er mich nicht mal in Ruhe lassen?

Es nervte jetzt schon, dass er überhaupt hier stand.

"Ich wohne hier nicht, dass stimmt. Aber ich sehe es nicht ein, dass du mich ignorierst."

"Mach ich doch grad gar nicht.", gab ich keifend zurück.

Jordan schien einen Moment verunsichert, doch er fasste sich sofort.

"Willst du dich nicht entschuldigen?"

"Was?" Jetzt war ich sprachlos. Jordan wollte, dass ich mich bei ihm entschuldigte?! "Du solltest dich wohl eher entschuldigen. Immerhin hast du mich doch geschlagen!"

"Weil du mich provoziert hast."

"Hab ich nicht."

"Doch."

"Nein. Und jetzt lass mich in Ruhe. Komm nicht noch mal auf die Idee, hier her zu kommen!"

"Und komm du nicht auf die Idee, dich besser zu fühlen als ich."

"Das mach ich auch nicht."

"Ach, lass es einfach."

"Mein Gott, du bist doch hier her gekommen!", ich wusste nicht warum, aber dieser Typ machte mich wahnsinnig. Nur weil ich ihn ignoriert hatte, macht er einen Riesen Aufstand, denkt, ich finde mich besser als ihn.

Was ist falsch mit ihm?

Jordan knurrte und drehte sich um. Während er mit schnellen Schritten den Hof verlässt, fuhr er sich durch das dunkelbraune, fast schwarze Haar.

Ich atmete genervt durch die Nase aus und nahm meinen Mülleimer.

Zornig stapfte ich über den Korridor und die Treppen hoch zu unserer Wohnung.

"Mein Gott!"

Ich knallte die Tür hinter mir zu und widmete mich wieder meiner Aufräumarbeit.

Ich grummelte Beschimpfungen für Jordan.

Was zur verdammten Hölle war bei seiner Geburt falsch mir ihm gelaufen?

Ich fragte mich das noch den ganzen restlichen Tag und den Abend durch.

Und ich fand keine Antwort darauf.

~~~

Das Bild zeigt Patty's Mom. Mary Brown.

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