№28

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Yoongi

"Genießt die nächste Zeit, wer weiß wie viel ihr nach unserem Angriff noch haben werdet", sagte Taehyung mit verbitterter Stimme und verließ anschließend das Zimmer, um mich und Jimin alleine zu lassen.
Er hatte recht, es wurde Zeit dass wir in die Offensive gingen und es war niemandem klar, ob überhaupt einer von uns dort wieder lebend herauskommen würde. Es war gefährlich und keiner konnte seine Angst leugnen, auch wenn sie es mit aller Macht versuchen wollten.

Durch meine eingesperrte Zeit hatte ich gelernt, durch die Fassade eines Menschen zu schauen und auch, wenn sie eine so starke Persönlichkeit wie Taehyung oder Namjoon zu haben schienen, das Innere eines Menschen differenzierte sich immer von dem, das sie der Außenwelt zeigten und mir war bewusst, dass ich mit meiner Furcht nicht alleine war.

"Denkst du, wir überleben das überhaupt? Ich will nicht, dass ihr etwas wegen mir riskiert", warf ich in den Raum und schaute verunsichert zu Jimin, der sich gerade durch seine Haare raufte. Am Ende würde es meine Schuld sein, wenn ihnen etwas passierte und auch, wenn es ihre eigene Entscheidung war, mich zu retten und diese wohl auch dem Wohl der Allgemeinheit galt, so konnte ich das unter keinen Umständen verantworten.
Wollte ich auch nicht, denn diese Leute waren mir in einer kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen, ich hatte das Gefühl, einen Teil meiner Menschlichkeit wiedererlangt zu haben und dafür war ich ihnen unendlich dankbar.

Ihnen durfte einfach nichts geschehen und ich würde dort alles in meiner Macht stehende tun, damit alles gut verlaufen würde.

"Es ist unsere Entscheidung gewesen und dass es gefährlich werden würde, war uns allen schon von Anfang an klar", erwiderte er und auch, wenn ich noch nicht sonderlich überzeugt von dieser Antwort war, da ich mir das selbst schon mehrfach ins Gedächtnis gerufen hatte, nickte ich verstehend mit dem Kppf und ein tiefes Seufzen verließ meine Lippen.

Ich wusste nicht, wie das Ganze ausgehen würde, wie denn auch? Ich konnte leider keinen Blick in die Zukunft werfen und meinem Schicksal wollte ich mich nicht beugen, weshalb ich gegen den Strom ankämpfen musste, auch wenn das eventuelle Folgen mit sich birgen konnte.
Auf jeden Fall wird es gefährlich werden, wenn man bedachte dass man die Anzahl an Verbündeten gerade mal an einer Hand abzählen konnte und wir trotz unseres massiven Nachteils versuchen wollten, eine komplette ganze Basis und die sich darin befindente Organisation zu zerstören.

"Wie kommt es eigentlich, dass du so... dass du, beziehungsweise ihr mir helfen wollt? Ich verstehe es einfach nicht", fragte ich mit leiser Stimme und war dabei mehr als unsicher. Ich konnte mir das nicht erklären und nachfragen traute ich mich nie, aber je näher wir dem entscheidenten Moment kamen, desto mehr Aufregung verspürte ich und desto mehr verlangte mein Inneres nach Klarheit.
"Ich rede nicht gerne darüber, aber du weißt, dass jemand, der mir sehr nahe stand, so war wie du es bist und sie...", fing er an sich zu erklären, doch machte eine Pause und hielt inne, da ihn dieses Thema offenbar belastete und es ihm nicht einfach fiel, darüber zu sprechen.

"Du musst nicht weiterreden, ich verstehe es schon", sagte ich mit einer verhältnisweise beruhigenden Stimme und legte meine Hand vorsichtig an seine Wange, um ihn sanft darüber zu streicheln und ihm ein Gefühl der Geborgenheit zu geben, er sollte wissen, dass er nicht alleine war. Er schaute auf und wir blickten uns gegenseitig in die Augen. Lange und intensiv, ich konnte die Partikel in seinen Augen genau erkennen, seine Farbe, die Wärme und auch einen kleinen Einblick in seine Gefühle. Seine Augen strahlten Mut und Stolz, aber auch Kummer und Verzweiflung aus und genau das war es, das ihn bedrückte, aber auch interessant auf mich wirken ließ. Ein kleines Lächeln machte sich auf meinen Lippen breit und ich konnte meine Augen nicht mehr von ihm abwenden, viel zu gefesselt war ich von ihrer Tiefe und diesem Ausdruck.

"Jedes mal, wenn ich dich ansehe, verspüre ich etwas, das ich so noch nie erlebt habe", flüsterte Jimin mir leise zu und auch, wenn ihm das Ganze vielleicht unangenehm war, weil er kein Mensch von großen Reden war, vertraute er mir das trotzdem an, weshalb ich kurz die eigenen Augen schloss und überlegte.
"Durch dich fühle ich seit Ewigkeiten wieder was, ich wusste nicht wie schön sowas sein kann", erwiderte ich, was auch ihm ein kleines Lächeln auf die Lippen zauberte.

Wie ein Mensch, wie ein ganz gewöhnlicher Junge ohne Probleme.
Ich dankte ihm für all die Momente, die eher unbewusst ausgelöst wurden, für mich aber endlos wichtig waren.

"Nicht mal bei meiner Schwester war das so...", sagte er mit leiser, zögernder Stimme und ich konnte ganz klare Konfusion in seinem Blick erkennen, doch mir ging es da nicht anders.
Nie hatte ich ein solches Gefühl erleben dürfen und selbst wenn es mich beflügelte, so verzweifelte es mich gleichzeitig, weil ich damit nicht umzugehen wusste.

Ich legte meine andere Hand ebenfalls an seine Wange und legte meinen Kopf leicht schief.

Langsam kamen sich unsere Gesichter immer näher, näher und noch näher.
Er schloss seine Augen, wohlwissend, was gleich passieren würde.
"Yoongi ich-", fing er an, doch kam nicht weiter.

Denn da lagen meine Lippen bereits auf seinen und lösten in mir ein Feuerwerk der Gefühle aus, welches sich so gut anfühlte, dass ich es für immer in mir tragen wollte.

•~•

[Überarbeitet]

Deadly Sin メ YoonminWhere stories live. Discover now