№4

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Yoongi PoV

Unsicher setzte ich mich erneut auf und überlegte kurz, ob ich Jimin wirklich wegen so etwas Unwichtigem nerven sollte. Es war wirklich banal, schließlich hatte er mit ziemlicher Sicherheit Dinge zutun, die weitaus wichtiger waren, als mir beim Einschlafen zu helfen. Allerdings meinte er, dass wenn was sei, ich immer zu ihm könne und genau deswegen spielte ich auch nicht mehr länger mit diesem Gedanken und fasste schnell einen Entschluss.

So kam es, dass ich mir mein Kissen schnappte und unsicher aufstand. Zunächst schwankte ich noch unsicher auf meinen Beinen, was daran lag, dass ich schon seit Ewigkeiten keinen selbstständigen Marsch mehr unternommen hatte und es nun nicht besonders einfach war, in all diese Erfahrungen wieder hinein zukommen. Nichtsdestotrotu fing ich mich wieder und schnaufte einmal tief durch.

Die Tür müsste eigentlich geradeaus liegen, wenn ich mich recht erinnerte. Vorsichtig ging ich Richtung Tür, ohne mich dabei irgendwo festzuhalten. Umso erleichterter war ich, als ich endlich die Tür erreicht hatte und diese dann auch problemlos öffnen konnte.

Was hatte er nochmal gesagt, wo sich sein Zimmer befinden würde? Genau gegenüber war es doch, oder?

Vorsichtig tapste ich durch den Flur, in der Hoffnung die Tür zu finden, welche mich momentan von Jimin trennte und die Grenze zu seinen Zimmer bildete.

Als ich diese zu meiner eigenen Überraschung recht flink gefunden hatte, zögerte ich noch einen kleinen Moment und überdachte das Ganze kurz, ehe ich dann doch festentschlossen leicht an seiner Tür klopfte. Es dauerte nicht lange und ich hörte Schritte aus dem Zimmer, welche der Tür immer näher kamen und mir klarmachten, dass er mich bemerkt haben musste.

Ja, so ausgebildet war mein Hörsinn schon. Wenn man jahrelang nichts tun kann, außer den Lauten von außen zu lauschen, kannst du Geräusche viel intensiver als andere Menschen wahrnehmen. Dies war sicherlich ein Vorteil, hob mich aber auch ein wenig von dem Standart-Menschen ab.

Na ja, ich war auch nicht normal, also was solls...?

Die Tür vor mir wurde geöffnet, weshalb Jimin nun direkt vor mir stand und mich sicherlich irritiert musterte. Er fragte mich verwundert, was denn los sei und ich überlegte für einen Moment, denn es war im Grunde schon etwas komisch.
Ich erzählte ihm schließlich dass ich nicht schlafen kann und nicht weiß, was ich noch alles tun sollte.

Eine Weile antwortete er nichts darauf, weshalb ich dachte, dass er jetzt sauer sei, weil ich ihn wegen sowas störte. Ich senkte leicht meinen Kopf und bereitete mich innerlich schon auf eine dumme Anmache seinerseits vor. Umso verwunderter war ich aber, als er einfach mein Handgelenk packte und mich langsam mit rein in sein Zimmer zog.

Er führte mich zu seinem Bett, auf welchem ich mich anschließend vorsichtig niederließ und dementsprechend auch weiter nach innen rutschte, um nicht durch eine dumme Panne wieder nach draußen zu fallen.

Ich spürte, wie sich die Matraze neben mir etwas senkte, was darauf hindeutete, dass Jimin sich nun ebenfalls auf seinem Bett befand.

Ich wusste nicht, was ich tun sollte und in wie weit mir das jetzt weiterhelfen sollte, weshalb ich beschloss, erst einmal nichts zutun.

Jimin allerdings legt seine Hand behutsam an meinen Kopf und legte ihn vorsichtig an seine Brust, zu meiner Überraschung fing er dann noch an durch meine Haare zu streichen. Verwundert weiteten sich meine Augen ein klein wenig, allerdings wurde mir die Sicht nach wie vor von meinem Band geraubt, sodass ich nichts weiter als die Farbe Schwarz vernehmen konnte.

Verrückt. Vorhin war ich noch in diesem krankhaften Labor und jetzt befand ich mich hier, zusammen mit meinem Retter, der mir eigentlich komplett fremd war, zusammen in einem Bett und er kraulte meinen Kopf. Es war verrückt, gleichzeitig herrschte eine angenehme Atmosphäre hier in diesem Raum, sodass auch ich mich recht wohl dabei fühlte.

Jimin PoV

Ich wusste nicht, warum ich so urplötzlich so nett zu jemandem sr. Normalerweise hätte es mich nicht einmal interessiert, was mit ihm wäre und ob er nicht schlafen könne. Allgemein war ich ein sehr kalt eingestellter Mensch, was das Ganze noch irritierender für mich machte. Man konnte denken, ich wäre eine Maschine, denn mein Auftreten war gefühlskalt und gefasst. Aber auch nur seitdem meine Schwester verstorben war und ich hilflos mit ansehen musste, wie sie sich langsam vor meinen Augen auflöste.

Warum ist es also bei ihm anders? Ich wollte ihm helfen, aber wieso? Etwa aus Mitleid? Weil er dem selben Schicksal wie meiner Schwester ausgeliefert sein würde? Ja, das musste es sein. Eine andere Erklärung fiel mir dazu beim besten Willen nicht ein und ich wollte mir den Kopf auch nicht mehr länger damit zerbrechen.

Vorsichtig, in der Angst, ihn irgendwie zu erschrecken, streiche ich mit meiner Hand immer wieder sanft durch seine Haare. Sie waren flauschig und überhaupt nicht kaputt, so wie die seidenen Haare meiner Schwester damals - vielleicht lag es in ihrer Natur, aber so etwas konnte mir wohl keiner beantworten.

Mich wunderte allerdings, dass er meine Nähe auf einmal nicht abwieß, zumindest wenn man bedachte, wie er sich am Anfang des Tages mir gegenüber verhalten hatte.
Aber wenn es ihm unangenehm wäre, hätte er es bestimmt schon längst gestoppt, aber ihm schien es sogar zu gefallen. Dies merkte ich spätestens dann, als er sich vorsichtig näher an mich heran kuschelte.

Woran das lag, wusste ich zwar nicht, aber ich hatte einen plötzlichen beschützerinstinkt und das Ziel, diesem Jungen zu helfen. Denn scheinbar haben diese ganzen Jahre hinter eisernen Gittern seine Psyche Stück für Stück eliminiert. Ich schüttelte leicht meinen Kopf, schließlich wollte ich nicht wieder in Wut entbrennen, nicht in einer Situation wie dieser hier.

Nun, da wir hier so seelenruhig herumlagen, bekam ich zum ersten Mal wirklich die Chance ihn von Nahem zu betrachten. Sein Gesicht, zumindest den Teil, den man sehen konnte, war makellos und wunderschön. Seine Körperform ist eher klein und zierlich, er wirkte sogar ein wenig zerbrechlich, doch es war sein Geist, der unter all dem vermutlich am meisten zu leiden hatte. Ich wollte nicht wissen, wie es ihm dort ergangen sein musste.

Ob er wohl Narben hatte?

Das würde ich bestimmt noch bald herausfinden, aber alles zu seiner Zeit. Ich wollte ihn auch nicht überfordern und fragen konnte ich ihn auch nicht, da er es bestimmt selbst auch nicht wusste. Wie gern wüsste ich, wie seine Augen aussehen würden, aber ihm schien es echt wichtig zu sein, sie zu verdecken. Er schien sogar eine panische Angst davor zu haben, aber das konnte ich auch nachvollziehen. Meine Schwester wollte das auch nicht, aber sie trug nie eine Augenbinde.

Es war derzeit still zwischen uns, keiner brachte auch nur einen Mucks raus. Es war keine peinliche Stille. Im Gegenteil, es war sogar eine sehr angenehme und ich genoss sie sogar ein wenig. Es war mal etwas anderes, mit einer anderen Person einfach in einem Bett zu liegen, in aller Ruhe und mit den Gedanken umherschweifend. Ich fragte mich aber, ob er wohl schon schlafen würde.

Die Frage wurde mir allerdings im nächsten Moment beantwortet, als er sich ein wenig bewegte und sich sein Mund öffnete, da er scheinbar etwas zu sagen hatte.

"Vielleicht mag das etwas privates sein, doch es hatte mich die letzten paar Minuten doch sehr beschäftigt. Ich wollte gerne wissen, was das denn für ein Bild in deinem Zimmer ist?"

•~•

Was wird es wohl sein ? :3

Deadly Sin メ YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt