№6

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Yoongi PoV

Langsam erwachte ich wieder aus meinem scheinbar guten und tiefen Schlaf. Ich hatte schon fast vergessen, wie es sich anfühlte, richtig zu schlafen und ausgeruht aufzuwachen. Dazu kam, dass ich das erste Mal seit Ewigkeiten wieder einen friedlichen Traum hatte, sodass ich nicht schweißgebadet und in Ketten aufwachen musste. Auch wenn ich nach wie vor nichts sehen konnte, so war es dennoch ein befreiendes Gefühl.

Mein Kopf brummte allerdings etwas, weshalb ich mich in aller Linie fragte, wo genau ich mich denn überhaupt befinden würde.

Langsam kamen die Erinnerung an das, was vor dem wegnicken passiert war, wieder hoch. Ich wurde gerettet, ich war frei und konnte nun endlich ein Leben führen, wie ich es mir nur im Zweifelsfalle hätte erträumen können.

Das alles fühltd sich an wie ein zu guter Traum, doch selbst nachdem ich mich selbst gekniffen hatte, wachte ich nicht auf. Es war die Realität und ich konnte es noch gar nicht fassen.

Aber warum fühlte es sich hier so leer an? Ich könnte schwören, dass es sich anders angefühlt hatte, als ich hier eingeschlafen war. Diese angenehme Wärmequelle war nicht mehr hier, beinahe würde ich sogar sagen, dass ich sie vermisste, doch über dieses Gefühl war ich mir noch viel zu sehr im Unklaren.

Ich bemerkte erst nach einigem Tasten, dass ich alleine hier war und Jimin scheinbar schon wieder weg war. Aber war ich nicht neben Jimin eingeschlafen? Wo war er hin?

"Jimin?", rief ich nach ihm, doch erhielt darauf keine Antwort, jedoch verwunderte mich das auch nicht wirklich, denn er würde sich bestimmt nicht in der Nähe aufhalten. In solchen Momenten wünschte ich mir, meine Augenbinde abnehmen zu können, doch darauf musste ich verzichten.

Die Frage war aber, ob überhaupt noch hier in seiner Wohnung sei. Ich konnte es nicht sagen, doch es würde sich herausfinden lassen.

Vielleicht könnte ich die Chance auch einfach nutzen, um alles hier etwas mehr zu erkunden, immerhin war mir hier sogut wie alles noch unbekannt und ich wollte nicht noch einmal gegen irgendetwas rennen.

Vorsichtig tapste ich Richtung Tür, die sich nach meinem Gedächnis links vom Bett befand. Ich musstr mich konzentrieren und meinen Erinnerungen vertrauen, während ich meine Hände vor meinen Oberkörper hielt, um nicht irgendwo dagegen zu stoßen.

Ich öffnete die Türe vorsichtig und trat in den Flur. Wohin jetzt?

Bevor ich weiterdenken konnte, kam mir ein seltsamer Geruch in die Nase, weshalb ich beschloss, diesem zu folgen. Es fühlte sich so toll an wieder fühlen, riechen oder schmecken zu können. Ich fühlte mich irgendwie... menschlich.

Ich lehnte mich etwas an die Wand und lief vorsichtig den Gang entlang, um der Ursache des Geruches auf den Grund zu gehen.

Es war kein schlechter Geruch. Ich würde ihn sogar als gut bezeichnen, doch er war mir noch zu unbekannt. Dazu wusste ich leider nicht mehr, was gut und schlecht bedeutete.

Ich folgte dem Gang immer weiter und stand vor einer Tür, die größtenteils geschlossen war. Nur ein kleiner Spalt war offen und von drinnen war Musik zu hören. Ich runzelte mit der Stirn und begann zu überlegen.

Ich blieb am Eingang stehen und lauschte der Musik, dabei öffnete ich so leise wie möglich die Tür.

"Huh, Yoongi?", kam es überrascht von der Stimme, der Person, die ich bis eben noch vermisst hatte.

"Was machst du hier?", fragt er mich verwundert und unterbrach offenbar sein Tun, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu fokussieren.

"Ich bin aufgewacht und hab bemerkt, dass du nicht mehr da bist. Ich hab beschlossen die Wohnung zu erkunden, um mich nicht wieder irgendwo anzuhauen. Allerdings hab ich etwas gerochen und bin dem Geruch dann einfach gefolgt. Und nun steh ich hier", erklärte ich locker und schulterzuckend, um nicht wieder irgendeiner Peinlichkeit ausgesetzt zu sein.

"Ich mache Essen, immerhin hast du bestimmt Hunger", erklärte er mir und klang dabei freundlicher als sonst. Ich war an seine kalte Seite gewohnt, deshalb war es komisch, wenn er ganz normal mit mir redete.

Bestimmt hatte ich auch Hunger, zumindest wenn man diesen Begriff mit der Leere meines Magens definieren konnte. So fühlte es sich bestimmt an, doch sicher war ich mir dessen leider nicht.

"Warum hast du nicht auf meinen Ruf reagiert?", fragte ich Jimin so beiläufig wie möglich und stand noch immer planlos mitten im Raum herum.

"Hab's nicht gehört", erklärte er mir dann und ich könnte mich selbst dafür schlagen, dass ich da nicht selbst drauf gekommen war. Was denn auch sonst?

"Komm, Essen ist fertig", sagte er mir, weshalb ich dem Klang seiner Stimme folgte und auf ihn zuging.

Ich tat was er sagte und gelangte schließlich an einen bereits gedeckten Tisch. Ich setzte mich vorsichtig auf den Stuhl und Jimin brachte uns beiden die Pfannkuchen, die er selbst gemacht hatte.

Wie sollte ich das anstellen, ohne etwas sehenzu können? Ich hatte keine Lust wieder gefüttert zu werden, so viel stand auf jeden Fall schonmal fest.

Zum Glück wusste ich noch, was Pfannkuchen überhaupt waren und dementsprechend waren sie auch einfach zu essen, weshalb ich dies auch ohne weitere Probleme schaffte. Ein prickelnd und genüssliches Gefühl war zu spüren, sie waren wirklich lecker und ich bemerkte zunehmends, wie sehr ich das Gefühl von richtigem Essen zwischen meinen Zähnen vermisst hatte.

Sie fühlten sich angenehm an. So fühlte es sich wohl an, wenn jemandem etwas sehr gut schmecken würde. Das machte mich neugierig und auch, was für Gefühle es noch geben würde, die ich über die Jahre alle verloren hatte. Sie alle wollte ich neu erforschen, sie wieder zurück erlangen, aber dafür hatte ich ja nun genügend Zeit.

Das Essen verlief recht still, keiner von uns beiden sagte etwas und eine etwas komische Ruhe herrschte zwischen uns beiden, doch ich war zu sehr auf das Essen auf meinem Teller beschäftigt, um mich damit zu befassen.

Plötzlich aber stand Jimin auf und verließ den Raum, mit der Begründung, dringend telefonieren zu müssen.

Ich dachte mir nichts weiter dabei und aß einfach zu Ende, bis ich das Gefühl in meinem Bauch verspürte, welches jeder andere wohl als 'satt sein' definieren würde.

Vorsichtig stand ich auf und beschloss, wieder in mein Zimmer zu gehen, da ich nicht wusste, was ich sonst tun konnte.

Auf dem Flur hörte ich aus Jimin's Zimmer seine Stimme, die sich zugegebenerweise echt angenehm in meinen Ohren anhörte und man ihr ziemlich gerne lauschen würde.

"Ja, es ist alles gut verlaufen, Hobi", hörte ich ihn sagen, weshalb ich anfing mit der Stirn zu runzeln.

Hobi, der Name kam mir so bekannt vor, doch unter den Leuten, die ich in den letzten Jahren zu hören bekam, war keiner von ihnen als Hobi bekannt.

Seltsam...

•~•

Yes

[Überarbeitet]

Deadly Sin メ YoonminWhere stories live. Discover now