Nobody knows

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Camerons Sicht

An diesem Tag war endlich der Prozess mit der Skype Übertragung. Ich machte mittlerweile wieder beim Training mit, nahm aber noch Schmerztabletten wegen meiner Schusswunde. Wegen der Zeitverschiebung dauerte es noch lange und wir waren gerade beim Abendessen. Es war echt laut und ich hörte gar nicht zu, was Caleb, Phil und Jennifer zu diskutieren hatten. Aber eine Auseinandersetzung zwischen Jason, der später dabei sein wird, und Colton ein paar Tische weiter bekam meine Aufmerksamkeit. Irgendetwas stimmte nicht, also stand ich auf und ging zu Jason um ihn zu fragen was los war, aber Colton kam mir zuvor "Ahhh, da ist ja der berühmte Freund der kleinen Schlampe", sagte er und lachte auf. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich spannte mich an als ich mich zu Colton umdrehte. "Ich hoffe mal du hast nicht mein Mädchen gemeint", knurrte ich. "Nein, weißt du, es gibt mehrere die es mögen von einem Pedophilen vergewaltigt werden, kannst dir eine aussuchen. Natürlich meine ich sie! Wo hast du sie eigentlich her? Sie muss ja ganz schön schlecht im Bett sein, wenn nur so jemand wie dieser Anderson sie nimmt". Okay, das reichte. Ich ging ein Schritt auf ihn zu und haute ihm eine Faust ins Gesicht - seine Nase blutete, gut so. Noch bevor er sich wieder fassen konnte packte ich ihn am Kragen und zischte "Wie dumm kann man sein, zu glauben, was ein kranker Stalker sagt?", dann schmiss ich ihn auf den Boden und setzte mich auf in. "Und nur damit du es weißt; sie ist fantastisch im Bett", mit diesen Worten fing ich an auf ihn einzuprügeln. Natürlich wehrte er sich und ich bekam auch ein paar Schläge ab, aber das war mir egal, dieser Dreckskerl hatte es verdient.

Eine halbe Stunde später stand Catrina vor mir und tupfte das Blut von meiner Lippe weg. "Was machst du nur für Sachen, Cam, hm?", fragte sie ruhig. "Er hat es verdammt noch mal verdient", presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen heraus, die Wut schäumte sich in mir auf. "Schh, ich weiß, ich weiß. Leg dich jetzt hin, ich hole gleich Jason dann geht ihr in den einen heiligen Raum und du siehst deine Aileen wieder, okay?", sie konnte mich echt gut beruhigen. Ich nickte und legte mich langsam hin.

Aileens Sicht

Meine Augen weiteten sich und ich schlug mir eine Hand vor den Mund. Cams Lippe war aufgeplatzt, an seiner Schläfe war eine tiefe Narbe aus der immer noch Blut quoll, und als er seine Hand hob war sie voller Wunden, als ob er sich geprügelt hätte. Ich öffnete meinen Mund und wollte etwas sagen, aber meine Anwältin ermahnte mich noch einmal. Auch bei Cam saß jemand nebendran, der ihm etwas zuflüsterte. Dann fing der Prozess auch schon an, aber ich konnte meine Augen nicht von Cameron abwenden. Die ganze Zeit schauten wir uns in die Augen und hörten nur halb zu.

Camerons Sicht

In ihrem Blick konnte ich Sehnsucht, Verlangen, Schmerz, Angst und Liebe erkennen. Ich versuchte sie auch ohne Worte zu beruhigen. Sogar durch die Kamera konnte ich erkennen, dass sie zitterte. Als ich dann verhört wurde musste ich meinen Blick wohl oder übel von ihr wenden. "...und glauben sie mir, ich kenne sie gut genug, sie hätte das nie im Leben gewollt", beendete ich meine Aussage kalt. Der Prozess wurde fortgeführt und als Anderson rein kam sah Aileen verängstigt zu mir. Oder dem Bildschirm. Wie ich das verfluchte! Wieso konnte ich jetzt nicht bei ihr sein? Anderson redete wieder völligen Wirrwarr vor sich hin. Dann war noch dieser Psychiater dran, der bestätigen konnte, dass das ganze nicht freiwillig passiert ist. Und dann wurde das Urteil ausgesprochen. Das hieß auch irgendwie Abschied nehmen. Wann werde ich ihr Gesicht wieder sehen? Außer auf einem Bild. Wir schauten uns einfach nur an. Anderson wurde gerade gesagt, dass er für eine gewisse Zeit lang ins Gefängnis kommen wird, wie lange genau war noch nicht ganz klar. Auf einmal rastete er aus, er sprang auf, schlug und tritt um sich, schrie und verfluchte Aileen und ihre Familie, die hinter ihr saß. Er wollte sogar auf sie losgehen, wurde aber zurückgehalten. Ich spannte mich komplett an und sah zu einer verängstigten Aileen. Nash ging gerade auf sie zu und nahm sie in den Arm. Er warf mir noch einen besorgten Blick zu den ich mit einem Nicken anerkannte. Die Leute standen langsam auf und gingen, Anderson wurde weggeführt und ich konnte noch einmal kurz mein Mädchen ansehen. Sie lächelte, was mir automatisch auch ein lächeln aufs Gesicht zauberte. Die Verbindung fing an abzubrechen, was anscheinend komisch war, denn sowohl derjenige neben uns, als auch die Technik Leute vor Ort im Gerichtssaal tippten hektisch auf Tasten rum.

"Angriff! Sofort Waffen und Schutzkleidung holen! Alle!", rief Cort uns zu. Als ich wieder auf den Bildschirm schaute war er schon schwarz und ich hatte nun keine andere Möglichkeit, ich musste jetzt um mein Leben kämpfen.

Aileens Sicht

Was? Hatte dort gerade jemand wirklich Angriff geschrien? Ich erstarrte und sah auf den schwarzen Bildschirm. Das musste ein Missverständnis sein...oder?

Anschließend schlief ich bis zum nächsten Morgen, ich war so erschöpft und kraftlos. Wie auch immer. Ich wusste nichts genaueres, mir wurde nichts gesagt und auch nachdem ich mindestens 20 Mal bei der Militärsstelle angerufen hatte konnte mir niemand etwas sagen. War es wirklich ein Angriff? Ist ihm was passiert?...aber niemand wusste irgendetwas. Es schien, als wären alle Leute dort wie vom Erdboden verschluckt.

In den nächsten Wochen kam auch nichts, ich ging aber trotzdem zur Schule etc. Ich wehrte mich mit allen Händen und Füßen dagegen, in das große, tiefe, schwarze Loch zu fallen. Skylynn hielt mich aber auch ganz schön auf Trab. Und jeden Abend schlief ich alleine im großen Himmelbett ein.

Mittlerweile war es Winter und es gab immer noch kein Lebenszeichen. Von niemandem dort. Gar nichts, kein Signal, nichts. Ich entschied mich eines relativ kalten Wintermorgens, das alte Haus und die Hütte zu besuchen. Das tat ich dann auch. Alles, aber auch wirklich alles hatte einen Bezug auf Cameron. Als ich dann auf dem Steg vor der Tür der Hütte stand, traute ich mich nicht rein und sah auf das weite Meer. Der kalte Wind zerzauste meine Haare. Ein Räuspern riss mich aus meinen Gedanken. Ich drehte mich um und sah meinen größten Albtraum vor meinen Augen. "Ms Eareckson, können sie bestätigen, jemanden mit den Initialien C. D. zu kennen?". Ich nickte langsam und wollte es nicht wahrhaben. "Würden sie dann bitte mit uns mitkommen?". Nein! Schrie ich innerlich, ging aber trotzdem schweigend mit.

Broken Glass (MagCon)Where stories live. Discover now