Untergetaucht

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Ich zerrte mich selbst so herum, dass ich in den Spiegel sehen konnte. Es war Anderson. Ich hatte einen Adrenalin schub, aber konnte mich trotzdem nicht befreien. Der Griff tat wirklich weh, und schreien konnte ich auch nicht mehr, ich hoffte einfach mal, dass die anderen mich gehört hatten. Das hatten sie, denn sie kamen alle die Treppe nach oben gerannt. Anderson zerrte mich so hin, dass ich zur Tür schaute. Ich spürte unter meinen Füßen das Blut des Vogels und musste nur noch mehr um mich herum schlagen. Hoffnungslos. Cameron stand in der Tür und als ich ihn sah hörte ich auf mich zu bewegen. Es war totenstill und die anderen starrten uns von der Tür aus an. Mir liefen die Tränen übers Gesicht. "Wenn du auch nur ein Schritt hierher machst, tu ich ihr was", rief Anderson Cam zu und hielt mir ein Messer an die Wange.  Meine Augen weiteten sich und ich musste schaudern, als ich die Kälte des Messers spürte. "Lass sie ihn Ruhe, sie hat dir nichts getan und du hast nicht das Recht...", Cameron bebte vor Wut. Ich war verloren. "Nein, ich werde sie mir noch nicht komplett holen, sie war viel zu unartig", er schnitt mir mit dem Messer in die Wange, was mich zu einem Schrei brachte, ließ mich los und sprang aus dem zerbrochenen Fenster. Ich hielt mir mit einer Hand die linke Wange zu um nicht allzu viel Blut zu verlieren. Cam rannte auf mich zu und setzte mich aufs Bett. "Es tut mir so leid! Gehts dir gut?", er sah total verzweifelt aus. "Mach dich nicht verrückt", sagte ich benommen. Die Anderen liefen ans Fenster um nach Anderson zu schauen oder gingen nach unten um alles zu verriegeln. "Was machst du da?", fragte ich Cam, der eine Reisetasche rausgeholt hatte und anfing alles Mögliche reinzuwerfen. "Wir werden für ein paar Tage untertauchen" "Cam...", fing Shawn an, aber er unterbrach ihn "Nein, Shawn. Sie brauch Zeit um sich von allem zu erholen aber ich werde sie in dieser Zeit nicht alleine lassen" "Okey...aber lass uns wenigstens einen Kompromiss schließen", schlug Carter vor "Ihr fährt weg und nach ein paar Tagen meldet ihr euch, und wir kommen hinterher und machen uns eine schöne Zeit. Wir haben Sommerferien!" "Deal", sagte ich schnell bevor Cameron etwas dagegen sagen konnte. Ich sah meine blutverschmierte Hand an, nahm eine andere Tasche und lief runter. "Wohin gehst du?", fragte Cam. "Ich brauch noch ein paar Sachen von unten", sagte ich beiläufig. "Ich geh mit ihr", sagte Brent. Ich blieb schlagartig stehen "Ihr müsst das hier nicht tun! Ehrlich, ich will euch nicht ins Kreuzfeuer schicken!" "Wir machen das, weil du uns am Herzen liegst und weil Freunde das nunmal so machen!", sagte Jacob und alle lächelten mich an. "Widerspruch zwecklos!", rief Sam. "Danke". Unten schmiss ich alles Mögliche an Medizin, Pflastern und Mulden in die Tasche. Dann rannte ich wieder hoch in mein Bad. Brent kam kaum hinterher "Weißt du, du könntest mich vorwarnen bevor du wieder losflitzt", sagte Brent lachend. "Sorry", murmelte ich nur lächelnd. Im Bad nahm ich noch Duschzeug & Kosmetische Sachen mit in die Tasche bevor ich wieder in mein Zimmer rannte und meine Hände auf Cams legte "Ich mach das schon", flüsterte ich ihm zu und küsste ihn um ihm zu zeigen, dass es mir gut ging. Ich wusste zwar selber nicht, ob es mir so gut ging, aber ich musste mich jetzt zusammenreißen. Ich packte noch Unterwäsche und Kleidung ein, sogar ein Bikini - Frau ist Frau und nimmt alles mit was man eventuell gebrauchen könnte. Erst jetzt sah ich in den Spiegel und musste laut einatmen. Ich sah vielleicht aus! Die eine Hälfte voll mit Blut,  zerzauste Haare und - mal wieder - verheulte Augen. Ich kämmte mir schnell die Haare durch und putzte das Blut ab, aber aus der Wunde kam immer mehr. Als ich merkte, dass ich immernoch keine Hose anhatte war ich peinlich berührt und zog mir schnell eine HotPan an. "Bist du fertig?", fragte Cam. "Ja", er hatte sich wieder im Griff, das merkte man. "Wir gehen jetzt...ich verspreche wir melden uns, passt gut auf euch auf!", sagte er zu allen. Wir verabschiedeten uns und ich schnappte mir noch meine Handtasche mit Handy, Ladekabel etc. und wir fuhren samt Gepäck los. "Warte! Was ist mit deinen Sachen?", fragte ich ihn im Auto. Er hatte es total vergessen "Wir fahren noch kurz zu mir rein, okey?", er lächelte mich an. "Ja aber...wenn mich jemand so sieht...", ich schaute in den Rückspiegel. Es kam immernoch Blut aus der Wunde. Ich fing an, mich mit den Sachen die ich mitgenommen hatte zu verarzten. Erst musste es aufhören zu bluten, ich presste mir mit Tüchern auf die Wange und lächelte Cam schief an, der mich mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. Dann holte ich das Desinfektionsmittel raus und tupfte es auf die Wunde. Es tat verdammt weh und ich verzog das Gesicht. Ich überlegte kurz, ein Pflaster drauf zu machen,  aber ich hatte keins das groß genug war. Das Desinfektionsmittel ist ziemlich stark und sollte erstmal reichen. Es hatte endlich aufgehört zu bluten und es war "nurnoch" eine riesen "Kratzer".  "Hat es sehr wehgetan?", fragte Cam. "Geht, ich hatte solche Schnittwunden schon öfter, das desinfizieren tut mehr weh. Ich liebe dich", sagt ich ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Und ich dich erst!", lächelte er mich an. Wir waren bei ihm angekommen. Er stieg aus, aber ich zögerte noch kurz. Er machte mir die Tür auf und streckte mir seine Hand hin. Wir liefen Hand in Hand ins Haus und kamen auch bis in sein Zimmer, wo er bereits anfing die Tasche zu packen. Als er ins Bad lief und ich in seinem Zimmer auf dem Bett wartete passierte dass, was ich vermeiden wollte: seine Mutter kam rein und schaute mich entgeistert an. Ich lächelte freundlich, ging auf sie zu und gab ihr die Hand "Hallo, Ms Dallas, ich bin Aileen Eareckson! Wie geht es ihnen?", fragte ich höflich. Sie schaute mich zwar immernoch verwirrt aber freundlich an "Hallo, bitte, nenn mich Kate! Mir gehts gut und dir?", fragte sie. "Auch gut", wow, sie musste wirklich Anstand haben, denn sie schaute meine ziemlich offensichtliche Wunde nicht einmal an. Cameron kam wieder ins Zimmer "Oh, hey Mom!", sagte er mit einem übertrieben Grinsen. "Schön, dass du dich auch mal dazu entschiedem hast dich hier wieder blicken zu lassen", antwortete sie ironisch. "Du, Mom, wir wollten für ein paar Tage wegfahren, ist das okey?", fragte er. Stille. "Na gut, aber passt auf! Ich will noch keine Oma werden!", antwortete sie lachend. "Moom!". So schnell wie wir drinnen waren, waren wir auch schon draußen. Ich rief noch meine Mom an um ihr Bescheid zu geben, es klingelte "Hey, Mom...warte was?"...

Broken Glass (MagCon)Where stories live. Discover now