Abgebrochen

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Nashs Sicht

Verdammt! Ich rannte zu Aileen und half ihr sich wieder hinzusetzen. Anderson war noch nicht im Saal - gut so, er musste sie nicht so sehen. "Es tut uns leid! Es ist nicht so wie es aussieht!", entschuldigte sich einer der Soldaten. Aber Aileen war total aufgelöst und obwohl ich auf sie einredete beruhigte sie sich nicht. Ich hatte keine andere Wahl, ich musste ihr eine Backpfeife geben. Sie hielt sich die Wange und schaute mich mit verheulten Augen an. "Sorry, aber das musste sein! Er ist nicht tod!", flüsterte ich. "W-was?", stotterte sie. "Komm her", sagte ich und nahm sie in den Arm. "Es gab einen Angriff", erklärte der andere Soldat "Er ist nicht gefallen, aber er wurde verletzt. Wir wollten sie nicht...egal, auf jedenfall ist es unsere Pflicht sie trotzdem zu informieren. Außerdem müssen wir auch aussagen - für ihn".

Ich setzte mich dauerhaft neben Aileen. Sie hatte sich erschöpft an mich gelehnt und der Prozess ging weiter. Ich drehte mich zu den anderen um. Sorge war ihnen ins Gesicht geschrieben. Ging es Cameron gut? Welche Verletzungen? Der Prozess war auf einmal Nebensache...

Camerons Sicht

Ich lag auf einer Liege. Im Krankenzelt. Wie war ich hier her gekommen? Das letzte woran ich mich erinnern konnte, war, dass ich zu Phil und Jennifer gerannt bin. Die Ärztin kam mit einem lächeln zu mir "Guten Morgen Cameron. Ich denke du hast fragen: der Angriff ist vorbei, weder Phil, Caleb oder Jennifer sind tod. Aber wir sind jetzt nur noch 42 von 50...Phil liegt gleich da drüben. Er hat eine Schusswunde an der Schulter, du am rechten Oberschenkel, aber es verheilt gut und die Kugel ist bereits draußen. In ein paar Tagen tut es auch nicht mehr weh". Ziemlich viele Informationen auf einmal.  Ich stöhnte auf. "Die Wunde? Kopfschmerzen?", fragte sie. "Beides". Sie gab mir zwei Tabletten, die ich sofort mit Wasser einnahm. "Danke", sagte ich irgendwann. Sie sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an. "Sie haben mir geholfen, ohne ihnen...", doch sie unterbrach mich "Ohne dich, bitte". "Ohne dich wären wir alle aufgeschmissen. Wie heißt du eigentlich?", fragte ich. "Catrina. Und jetzt komm, du verhungerst doch gleich". Catrina half mir auf und stützte mich, als wir zum Frühstück liefen. Es schmeckte nicht  so schlecht, wobei ich glaubte, dass es nur so war, weil ich so verdammt hungrig und vorallem durstig war. Jennifer setzte sich mit einem Top und aufreizenden Ausschnitt direkt gegenüber von mir hin. "Dallas hats also überlebt", sagte sie. "Ich geh dann mal und hole Phil, ja?", entschuldigte sich Catrina und ging. Ich ignorierte Jennys Kommentar und fragte "Wo ist Caleb?". "Ach, der schläft noch", antwortete sie nebenbei. "Willst du ihn nicht wecken? Er verpasst sonst das Essen und muss bis zum Mittag warten". "Sein Problem". "Jennifer, bitte". "Ist ja gut, ich geh ja schon", sagte sie genervt und ging. Es tat gut mal fünf Minuten in seinen Gedanken versunken zu sein. Ich wusste, dass jetzt irgendwann der Prozess sein würde. Und ich war nicht da - ein Hauptzeuge. Na super.

Aileens Sicht

Meine Wange tat immer noch weh. Wieso hatte ich mich auch so verhalten? Ich hatte ihnen nicht einmal die Möglichkeit gegeben etwas zu sagen. Aber ich hatte einfach keine Macht über meine Gefühle. Cameron. Die ganze Zeit dachte ich an ihn und was er hatte und ob er Schmerzen hatte, aber natürlich hatte er Schmerzen, diese Feststellung ließ mein Herz nur noch mehr Bluten. Nash, Amber, Yasmina, Carter, Matt, Mery, Rabea, Taylor, meine Eltern, Carwyn und ein paar Polizisten machten eine Aussage. Bilder vom Keller in dem ich festgehalten wurde wurden gezeigt. Ab und zu wurde mir eine Frage gestellt die ich mich zwingte zu beantworten. Ich war wie ausgelaugt. Ich brauchte Schlaf und den bekam ich in den nächsten Stunden nicht. Dann waren die Soldaten dran. Sie erzählten, warum Mr Dallas nicht anwesend war und dass es einen Angriff gab, wobei acht Leute starben und viele verletzt worden sind, so wie Cameron - eine Schusswunde. Anderson, der im Nebenzimmer alle Zeugenaussagen mitgehört hatte, wurde hereingeführt. In Handschellen. Ich drehte mich um und lächelte Skylynn an, damit ich ihm nicht ins Gesicht sehen musste. Der Richter klagte ihn an und überließ dann meinem Arzt das Wort. Er erzählte, was genau in meinem Körper passiert ist. Oder meinem Gehirn wegen den Erinnerungen und dann kam die Sache mit den Drogen. Und wie erstaunlich es war, dass ich immer noch keine Entzugserscheinungen hatte. "Aber wenn sie eintreten wird es eine höllische Qual sein. Da sich das ganze angestaut hat wird alles auf sie einstürzen, sie wird einen unglaublichen Durst verspüren...". "Moment mal..", murmelte ich und stand dann auf "Ich hatte diese Entzugserscheinungen schon zwei mal", sagte ich laut und für alle hörbar. Der Arzt starrte mich ungläubig an "Wie hast du das ausgehalten?", fragte er. "Beim ersten Mal wurde ich bewusstlos, aber als ich wieder aufgewacht bin war es immer noch genauso schlimm. Beim anderen Mal sogar noch fast schlimmer. Aber um die Frage zu beantworten: Ich hatte besseres zu tun als mich davon überwältigen zu lassen", sagte ich und dachte an den Moment, an denen meine Erinnerung wieder kamen und an den Schmerz als Cameron wegflog. "Wir müssen definitiv ein Termin ausmachen", sagte der Arzt und machte halb gefasst weiter. Ich setzte mich wieder hin und lauschte. Der Arzt zeigte auf einmal Bilder von meinen Verletzungen am ganzen Körper als sie noch frisch waren. Sie wurden wahrscheinlich gemacht, als ich noch in Narkose war. Schön, dass ich davon auch mal etwas mitbekam. Egal. Danach war Anderson dran. Er sah heruntergekommenen und wie ein Irrer aus. "Ja, ich gebe zu, sie war bei mir. Ich habe ihr auch weh getan. Aber seien wir mal ehrlich Aileen, du wolltest es doch auch. Du hattest solche Sehnsucht nach mir und den Schmerz wolltest du doch selber spüren. Und nach den Drogen hast du doch gebettelt. Wir wissen alle das du es wolltest und willst. Schau mich an, ahh genau dieses Verlangen nach mir habe ich in deinen Augen gesucht". Was? Meine Augen füllten sich mit Tränen. Und in diesem Moment sehnte ich mich nur noch mehr nach Cameron.

Camerons Sicht

Es waren bereits ein paar Tage seit dem Angriff vergangen, aber die Stimmung war immer noch betrübt. Die Leichen wurden nach Hause geschickt, doch wir erwiesen ihnen trotzdem noch die letzte Ehre. Ein Sack voller Post war angekommen, ich rechnete mit nichts, aber ich bekam einen Brief. Den wollte ich mir für später aufheben. Ich ging zum Abendessen und als ich rein kam rief ein älterer, etwa 25 Jähriger Soldat: "Hey, Dallas, Cameron, das bist du doch,  oder?", ich nickte "Dann solltest du dir das definitiv mal anschauen", sagte er langsam und hielt mir eine Zeitung hin. Ich nahm sie und als ich die ersten Sätze gelesen hatte konnte ich es kaum fassen: "Der Anderson - Eareckson Fall: Wollte die Freundin von Cameron Dallas das ganze etwa? Wie Anderson nun den ganzen Fall aufwirbelt, warum der Prozess abgebrochen wurde und warum Cameron nicht persönlich da war lesen sie hier!"

Broken Glass (MagCon)Όπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα