114.

6.9K 809 250
                                    

Harry Styles

Meine Mutter deckte mit George den Tisch und ich zog mir für das Abendessen ein anderes Shirt an. Mein vorheriges war voller Erdflecken und Ölspritzern. Ich verbrachte den Samstag damit, unseren Vorgarten umzugraben und zur Abwechslung sah ich nach Moms Auto. Der alte Chrysler lief seit zwei Jahren nicht mehr, ohne dass er nach ein paar Kilometern den Geist aufgab.

Ich ging die Treppen herunter und konnte schon jetzt Willis Stimme vernehmen. Schlagartig war meine Laune am Tiefpunkt angelangt, noch bevor ich überhaupt das Esszimmer betrat.

„Ah", machte er, während er am Fensterbrett lehnt und Mom das Essen auf den Tisch stellte. „Der Mann des Hauses gibt sich zu erkennen."

Alleine bei dem Klang seiner Stimme, tobte es in mir. Er stand dort, als sei er hier zuhause. Nicht einmal den Anstand seine dreckigen Schuhe auszuziehen, hatte er. Und sich für Georges Geburtstag hielt er es ebenfalls nicht nötig, sich die Hände zu waschen. Seine Kleidung war schmutzig, seine Haare zerzaust und noch immer trug er seinen dunkelbraunen Hut. Für einen Mann Mitte fünzig hatte er keinerlei Manieren.

Ich nahm meiner Mutter den schweren Topf mit den Kartoffeln ab und stellte ihn auf den Tisch. „Gut", sagte ich zu Willis. „Dieses Jahr konntest du es also einrichten, an Georges Geburtstag zu erscheinen."

Willis lachte rau. „Ein Mann muss seine Prioritäten haben, nicht wahr?"

Scheinbar erwartete er eine Zustimmung meinerseits, die er allerdings nicht bekam. Willis konnte sich verhalten, als wären wir Kameraden, ich jedoch keineswegs. Meine Mutter bat mich schon mehrmals, mich zusammenzureißen, wenn er uns besuchte, aber ich kämpfte sehr damit.

Ich würde mit keinem Mann sympathisieren können, der meine Mutter wöchentlich nach Geld anbettelte und mit ihren Schwächen spielte. Sie weinte oft seinetwegen. Und das zu erdulden, sprach gegen alles, was ich tat.

Wir setzten uns an den Tisch. George setzt sich wie immer mir gegenüber, meine Mom neben mir und Willis neben George. Diese Sitzordnung hatte schon ihren Grund, jedenfalls für mich. Dadurch verweigerte ich Willis den dauerhaften Blickkontakt mit George und die Möglichkeit, meine Mutter unangenehm zu berühren, wenn wir aßen.

„Ich habe vielleicht einen Heißhunger", sagte der alte Mann und nahm sich, ohne abzuwarten, bis meine Mutter zum Essen bat, ein Steak von der Mitte. Er stach mit der Gabel in zwei weitere und klatschte diese George auf den Teller. „Hier. Du bist jetzt zehn, so langsam musst du groß und stark werden."

Ich musste mir auf die Zunge beißen, um ihm seine nicht aus dem Rachen zu schneiden.

George starrte auf die viel zu große Menge Fleisch vor seiner Nase und Mom sagte, während sie mir Kartoffeln auf den Teller tat: „Er ist zwölf, Liebling. George sieht doch nicht aus wie ein zehnjähriger. Sieh dir seine breiten Schultern an." Sie witzelte, auch wenn man ihr deutlich anmerkte, wie sehr sie sich für Willis verhalten schämte.

„Zwölf?", lachte Willis und schluckte das Fleisch in seinem Mund nicht herunter, bevor er mit dem Sprechen begann. Er stach in ein drittes Steak auf dem Tisch. „Dann braucht er mehr als zwei."

Ich stach in das gleiche Stück Fleisch, um ihn davon abzuhalten, es auf Georges Teller zu legen. „Eins ist völlig ausreichend", sagte ich und konnte die Schärfe in meiner Stimme nicht unterdrücken.

Für ein paar Momente, hielt Willis den Blickkontakt mit mir. Sein Grinsen wurde durch Missgunst ausgetauscht. Wenn wir am gleichen Tisch saßen, war die Luft zum Ersticken dick.

Schließlich gab er auf und zog als erster seine Gabel aus dem Steak. Man merkte ihm an, ihm lag etwas auf der Zunge, aber zu seinem Glück, behielt er es für sich.

My Own LiberatorDonde viven las historias. Descúbrelo ahora