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        Ja. Ihr habt mich umsonst gehasst :)

Harry Styles

Es gab drei Gründe, warum ich das Gemälde, das über der Kassentheke hing, hasste.

Erstens, der Künstler musste keine Ahnung gehabt haben, was er dort überhaupt malte. Zweitens, es war zu bunt dafür, dass es ein Paar inmitten von Trümmern und Asche zeigte. Drittens, keine Geliebten hätten die Chance sich derart halten zu können, während um sie herum die Welt untergeht.

Ich betrachtete dieses Bild fast täglich, wenn ich diesem Laden stand und einkaufte. Ich erkannte jede Metapher, jeden Fehler und vor allem die Unsinnigkeit dahinter. Am liebsten würde ich dieses irrsinnige Gemälde von der Wand reißen und verbrennen.

„Sir."

Erst jetzt fiel mir auf, dass mich der Kassierer zum zweiten Mal ansprach und sich bereits eine Schlange an Menschen hinter mir gebildet hatte.

„Ich sagte, das macht 8 Dollar für den Whiskey und zwanzig für die zwei Säcke Erde", schien er sich zu wiederholen und beäugte mich kritisch über den Rand seiner Brille.

Ich überreichte ihm wortlos das Geld und hievte die beiden Säcke auf meine rechte Schulter. Die Flasche nahm ich in die linke Hand.

Als ich den Laden verlassen wollte, hörte ich den Verkäufer „Ihnen auch einen schönen Tag" brummen, doch genauso wenig wie die vielen argwöhnischen Blicke der anderen Kunden, interessierte es mich nicht.

Es dämmerte bereits und ich wollte meine Mutter nicht länger mit dem Abendessen warten lassen. Mittlerweile war es zu oft passiert. Wenigstens heute, an Georges Geburtstag, sollte ich sie in der Küche unterstützen. Eigentlich war Lisbeth dafür zuständig, allerdings war diese schon seit mehreren Tagen krank.

Der Weg nach Hause war nie sonderlich lang, weswegen ich zu Fuß ging. Ich verstand die Menschen nicht, die für einen Kilometer das Auto oder den Bus benutzten. Ich lief immer, überall hin. Vielleicht lag es auch an unserem Auto und der Tatsache, dass es noch immer Geräusche von sich gab, die mir nicht gefielen, auch wenn ich schon seit einem Jahr daran arbeitete.

Als ich gerade den Stadtmarkt verließ und froh war, nicht mehr die vielen Stimmen hören zu müssen, vernahm ich schnelle Schritte hinter mir.

„Hey Harry!", rief jemand, der eindeutig Theodore war. Der zu kurz geratene Jugendliche mit der Baskenmütze lief neben mir her. „Wie geht's dir heute?"

Ohne ihn auch nur ansehen zu müssen, wusste ich, er hatte wieder dieses verdammte Klemmbrett unter seinem Arm. „Wessen Leben willst du diesmal verbessern, Theodore?", fragte ich ihn genervt.

„Erwischt." Er lachte und hielt mir schließlich sein Klemmbrett entgegen. „Ich sammle Unterschriften für eine Petition, die Leuten helfen soll, die unter dem Verlust von Geliebten oder Familienmitgliedern durch des Krieges leiden. Unterschreibst du?"

„Ihnen helfen? Du meinst noch mehr Steuern zahlen, um ihnen das Geld zu bieten, das ihnen sowieso nichts nutzen wird. Jeder muss mit seinem eigenen Leben zurechtkommen."

Theodore ließ stöhnend das Brett sinken. Jede Woche hatte dieser kleine Mann eine neue Organisation gegründet, mit denen er den Hinterlassenen des Kriegs helfen wollte. Vor fünf Jahren hatte er seinen großen Bruder in Frankreich verloren und letztes Jahr, zum 8. Mai, hat er seine erste Petition gestartet. Einmal wollte er den Bürgermeister von einem Zoo überzeugen, der als Therapie für das Volk fungieren sollte. Sein Vorschlag wurde abgelehnt.

„Weißt du, es würde dich kein Bein kosten, wenn du wenigstens einmal unterschreiben würdest", sagte er. „Ich bin mir sicher, du und deine Familie würden davon profitieren."

My Own LiberatorWhere stories live. Discover now