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        Tut mir leid, dass so lange nichts kam, aber ich hatte ständig Kopfschmerzen ... Leider müsst ihr aber wieder eine ganze Woche auf ein Kapitel warten, denn ich werde heute Nacht nach Ägypten fliegen und Urlaub machen. Und der Laptop bleibt Zuhause (Erholung muss sein!) Wünsche euch trotzdem viel Spaß :) Und oben ist ein megageiles Fancover von @articulateme :))

Annemarie

Schon oft hatte ich mir vorgestellt in Harrys Armen zu liegen, aber nie war das Gefühl so intensiv wie das, was er gerade in mir hervorrief. Es gefiel mir, wie meine Körpertemperatur anstieg und wie fest er mich hielt. Seit langem fühlte ich mich wieder sicher.

„Wieso jetzt?", musste ich ihn dennoch leise fragen.

„Weil ich weiß, wie schwer es sein kann, alleine mit all diesen Dingen klarkommen zu müssen", sagte er. Seine tiefe Stimme beruhigte mich enorm, sie klang wie eine Melodie in meinen Ohren. „Und ich weiß, was es mit einem anstellt."

„Was stellt es mit einem an?"

Harry strich mir fast unmerklich mit seiner Hand über den Oberarm, der mit der Decke bedeckt war. „Sieh dich um. Entweder du wirst zu einem sentimentalen Wrack wie Liam oder du hörst irgendwann ganz auf, zu weinen, ... oder vielleicht lässt du dich auch eine Klippe runterfallen."

Seine letzten Worte verwirrten mich. „Was?"

„Es gibt immer eine Erklärung für einen Selbstmord, auch für Zayns", sagte Harry. „David war sein Onkel. Es wussten nicht viele, aber Zayn hatte mir vor längerer Zeit erzählt, dass er hoffen würde, seinen Onkel hier in Deutschland wiederzutreffen. Sein Vater ist im ersten Weltkrieg gestorben, also war David alles, was er noch hatte."

Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, als ich begann zu verstehen. „Er hatte nichts mehr zu verlieren, nachdem David ..."

„Ob David nun sein Leben für ihn riskierte oder nicht", redete Harry leise weiter, „Zayn wusste, er hätte es kein weiteres Mal geschafft, alleine damit klarzukommen."

Meine Stimmung sank und sank, auch wenn ich in Harrys Armen lag. All diese traurigen Geschichten über diese Männer, deprimierten mich. Es hieß immer, dass all die Leute schlecht waren, die Deutschland schaden wollten und dazu gehörten auch Harry, Liam und Zayn. Doch wie konnten sie so schlecht sein, während ihnen doch so viel Schlechtes wiederfuhr? Immer und immer wieder.

Mich überkam das Bedürfnis mich noch näher an Harry zu pressen, doch ich ließ es nicht zu. Stattdessen sagte ich vorsichtig: „Und du hast aufgehört zu weinen." Weil Harry nichts erwiderte, fügte ich hinzu: „Das ist, was mit dir passiert ist. Du hast aufgehört zu weinen. Stimmt's?"

Ich spürte, wie seine Brust sich stärker hob und wieder sank. „Ich trauere, Annemarie", sprach er verhalten und seine Stimme verriet mir, dass er ehrlich war. „Zayn war ein guter Kumpane und ein guter Mensch, er hat es verdient, dass man um ihn trauert. Aber ich habe schon vor langer Zeit gelernt, dass es mich nicht zerreißen darf und das tut es nicht mehr. Du stirbst, wenn du all diese Sachen, die hier draußen geschehen, an dich heranlässt. Etliche, ... und schmerzhafte Male."

Nun wurde das Bedürfnis, seine Hand zu halten, zu stark und ich schob stumm meine Hand aus der Decke hervor und legte sie auf Harrys, dessen auf meinem linken Unterarm lag, um mich zu wärmen. Er zuckte erst zurück, doch ließ schließlich zu, dass ich meine Finger zwischen seine legen konnte, während ich die Kälte seiner Rückhand in meiner Innenfläche spürte.  

Ich hörte mein Herz pochen und ich schwor, der Rhythmus seines Herzens, das gegen meinen Rücken schlug, synchronisierte sich mit meinem.

„Ist es verrückt, was wir hier tun?", fragte ich ihn, nachdem einen Moment Ruhe herrschte und man nur noch unsere gleichmäßigen Atemzüge hören konnte.

My Own LiberatorWhere stories live. Discover now