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Zwei Kapitel an einem Tag, oh heide Marie

Harry

Ich verließ das Zimmer, in dem Anne und Liam waren. Am liebsten wäre ich die ganze Zeit über bei ihr geblieben, aber ich musste nüchtern bleiben. Zeit mit ihr zu verbringen, während die Nacht noch nicht anbrach, war dumm.

„William!", rief ich durch das Haus, als ich die Treppen herunterging. Im Gebäude herrschte das reinste Chaos. Wir waren noch knapp über zwanzig Männer und diese lebten sich gerade ein. Bilder wurden von den Wänden geschmissen, die Küche nach Lebensmitteln geplündert und irgendwo hörte ich, wie ein Radio Musik spielte.

William, kam aus einem Raum, den ich als Badezimmer identifizierte. Die Spülung der Toilette war noch zu hören. Er kam im Eilschritt zu mir und ich verschränkte mit erhobener Braue die Arme. William war ein sehr stämmiger Mann. Sowieso war er falsch hier. Er hatte eine gute Seele, viel zu gut, um Menschen zu töten. Auch war er ein sehr kräftiger Mann, weswegen er schon ein paar Mal zu mir kam, um mich anzubetteln, Pattons um eine Pause zu bitten.

Dennoch mochte ich ihn, auch wenn er sehr anstrengend sein konnte.

William wischte sich die Hände an der Jacke ab. „Ich war ..."

„Du warst auf Toilette, das ist mir bewusst", vollendete ich seinen Satz. „Ich habe ..." Ich musste stocken und einen Schritt zurückgehen, als mir plötzlich ein Luftzug entgegenblies. „Scheiße, William. Was hast du da drin getrieben? Das ist ja abartig."

William lachte peinlich berührt und wippte von einem Fuß auf den anderen. „Ich war schon lange nicht mehr auf einem richtigen Klo. Ich denke, ich habe mich einfach sehr wohl gefühlt. Ich entschuldige mich."

Ich musste die Luft anhalten und atmete dann schwer aus. „Wie auch immer. Liam ist oben mit Annemarie, sie ist verletzt und braucht Ruhe. Sieh zu, dass niemand, der nicht Niall oder Joseph heißt, das Zimmer betritt, klar?"

„Was ist mit Sergeant Pattons?"

„Er wird nicht nach ihr sehen wollen, er hat neue Opfer. Und sag Kevin, er soll die kleine Dorner zu Annemarie bringen."

Einverstanden nickte William und salutierte. „Verstanden."

Ich verdrehte die Augen. Er verhielt sich vor mir, als wäre ich ein Kommandeur, aber das bin ich nicht. Zwar wäre ich gern einer gewesen und ich wusste auch, ich wäre ein besserer Sergeant als Pattons. Aber ich blieb noch eine lange Zeit Leutnant Styles.

Ich wollte in die Küche, aus der ich Pattons Stimme vernehmen konnte, doch Louis hielt mich auf, der hinter mir war.

„Wie geht es Anne?", fragte er und ich blieb stehen.

Mich nervte seine Art, immer und immer wieder, nach ihr zu fragen.

Ich drehte mich nicht einmal zu ihm, als ich sagte: „Liam ist bei ihr, es geht ihr gut."

„Aber du sagtest, sie sei verletzt. In welchem Zimmer liegt sie?"

Ich spannte ungewollt meinen Kiefer an. Dieser kleine Junge hörte niemals auf, an meinen Nerven zu ziehen. Ich wand mich an ihn und sagte: „Sie braucht gerade niemanden dort oben außer Liam und ihre Schwester."

Louis, der mit einem Buch in der Hand neben einem Bücherregal stand, blinzelte mich mit seinen unschuldigen Augen an. „Denkst du, es würde sie stören, wenn ich ..."

„Ja, das denke ich. Hast du nichts zu tun?"

„Nein, deswegen würde ich gerne nach ihr sehen. Ich will mit ihr sprechen."

My Own LiberatorWhere stories live. Discover now