Die kleine Göttin

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Hallöchen :)
In wenigen Tagen steht Weihnachten vor der Tür und bald darauf ist das Jahr auch schon wieder zuende.
Ich möchte mich für eure Treue und die Liebe bedanken, die ihr dieser Story zuteil werden lasst.
Um vor allem für den letzten Rest frisch und motiviert zu sein, habe ich mich entschieden, das dieses Kapitel das letzte für das Jahr 2016 sein wird.
Im Januar geht es dann mit einem aufregendem sofort weiter ;)
Ich wünsche euch frohe Weihnachten, einen guten Rutsch und natürlich... Viel Spaß ^^
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„Ylva... Ein wunderschöner Name."
Frigga zeigte offen, wie gerührt sie von ihrer Enkeltochter war und schien nur schwer die Freudentränen zurückhalten zu können, die in ihren Augen schimmerten.
Sicherlich wäre es mir nicht anders gegangen, aber ich war einfach zu platt, um Tränen produzieren zu können.
Meine letzten verbliebenen Kräfte benutzte ich, um immer wieder kleine Küsse auf den Kopf des Neugeborenen zu hauchen.
Das Mädchen wimmerte noch immer etwas und wand sich verärgert darüber, ihre Zeit nicht mehr im warmen und sicheren Mutterleib verbringen zu können.
Loki strich ihr lächelnd über den Rücken, der von dem flauschigen Handtuch bedeckt wurde.
„Du brauchst dich nicht zu beschweren, Prinzessin. Es war deine Entscheidung, endlich zur Welt zu kommen."
Er sah auf, als Jonna ihm ein kunstvoll verziertes Messer reichte, womit er die Nabelschnur durchschneiden sollte, was er dann auch tat, und die Klinge der Hebamme zurück in die Hand drückte.
Seine Aufmerksamkeit war sofort wieder auf Ylva gerichtet, so wie meine es bereits die ganze Zeit über war.
„Hmm... Wie es aussieht, war dein Genpool nicht dominant genug." stellte ich amüsiert fest und meinte damit die blonden, dünnen und kurzen Haare, die den Kopf des Babys bedeckten.
Der Gott lachte und zuckte mit den Schultern.
„Irgendwas muss sie ja von dir haben, nicht wahr?"
So erschöpft schien ich gar nicht zu sein, denn in mir baute sich der Wunsch auf, meinen Mann kräftig mit irgendeinem schweren Möbelstück zu verprügeln.
Ich streckte ihm die Zunge raus.
„Arsch!"
Frigga hob die Hand.
„Na, na, na! Nicht vor dem Kind."
Im nächsten Moment lächelte sie mich aber zärtlich an und strich mir eine Haarsträhne aus der Stirn.
„Ich bin mir sicher, dass ihr gar nicht genug von ihr bekommen könnt. Aber du musst dich ein wenig ausruhen und ebenso wie deine Tochter, gewaschen werden. Nachher kannst du sie wieder in deine Arme schließen."
Mit einem Schmollmund ließ ich es zu, dass Loki Ylva auf den Arm nahm und sofort wieder in ihren Bann gezogen wurde.
„Wir werden dich jetzt deinem verrückten Onkel vorstellen. Oh ja, das ist er. Blond und verrückt. Wie Paris Hilton." säuselte er mit einer schrecklichen Babystimme und verließ mit ihr das Zimmer.
Ich hatte von dieser Sehnsucht gelesen, spürte sie nun aber selbst, kaum dass sie aus dem Raum war.
Es war unglaublich, wie schnell und wie stark so ein Band zwischen Mutter und Kind entstehen konnte.
Gleichzeitig fühlte ich aber auch diese bleierne Müdigkeit, die nach etlichen Stunden voller Strapazen auch nicht wirklich ungewöhnlich war, der ich mich aber noch nicht hingeben konnte.
Jonna verhinderte das nämlich mit Erzählungen darüber, was mir jetzt nun bevorstand, während sie die dreckigen Tücher und Laken entsorgte.
Die Nachwehen mitsamt der Nachgeburt waren das erste, was ich auch sofort spürte, bevor sie damit begann, dass ich in den nächsten Wochen des Öfteren etwas... verlieren würde.
Geburten waren selbst danach noch ekelhaft.
Frigga sprach mir die ganze Zeit gut zu und kam immer wieder mit dem Argument, das Ylva schließlich diese ganzen Unannehmlichkeiten wieder wettmachte.
Toll fand ich das Ganze aber trotzdem nicht.
Im Gegensatz zu vorher, wurde ich jetzt nur mit warmen Wasser aus einem Eimer abgeduscht und durfte dann in ein frisches Nachthemd mit Knopfleiste schlüpfen.
Weshalb ich aber mit verkniffenen Gesicht auf dem Holzschemel saß, was dieses „Ding", was die Hebamme plötzlich anschleppte.
Es erinnerte mich an eine Unterhose für inkontinente Großmütter.
„Es sei denn, Ihr möchtet das ganze Bett vollbluten." erwiderte sie auf meinen Blick hin tadelnd, weshalb ich schnaubte und in dieses unförmige Stück Stoff schlüpfte.
Innerlich schluchzte ich theatralisch auf.
>>Ich bin eine inkontinente Großmutter!<<
Dafür würde ich Ylva später einmal eine extra große Portion Brokkoli kochen, ebenso wie Loki.
Danach durfte ich mich endlich wieder ins Bett legen und kuschelte mich in die Bettdecke, um ein wenig die Augen zuzumachen.
Stattdessen flog mein Blick aber immer wieder zur Tür, aber statt dem schwarzhaarigen Gott, tauchte nur eine Zofe mit einem Tablett voller Köstlichkeiten auf.

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Als er das zierliche kleine Mädchen musterte, das gerade von ihrem Onkel bewundert und für ihre Niedlichkeit gelobt wurde, bemerkte Loki, das er wahrscheinlich nie stolzer gewesen war.
Mit verschränkten Armen und geschwellter Brust stand er neben den beiden und grinste über das ganze Gesicht.
Thors Mundwinkel kamen, seitdem er seine Nichte in den Armen hielt, ebenfalls nicht mehr dazu, sich der Schwerkraft zu ergeben.
„Du bist eine wunderschöne kleine Göttin. Ja das bist du. Hoffen wir nur, dass du mehr nach deiner Mutter kommst. Ansonsten wirst du ebenso hager wie dein Vater." witzelte der Hüne und stieß seinen Bruder mit dem Ellbogen gegen den Arm, woraufhin der jüngere schnaubte.
„Wenigstens erbt sie nicht deine Stumpfsinnigkeit."
Obwohl er ihn gerade beleidigt hatte, konnte der Donnergott nicht anders als zu lachen, bevor er wieder zu Ylva sah.
„Sei ein braves Baby, und schlaf die ersten Monate nicht durch. Du würdest mir damit einen großen Gefallen tun."
Loki verdrehte die Augen und nahm seine Tochter wieder zu sich.
„Odin möchte sie sicherlich auch kennenlernen. Außerdem ist es wahrscheinlich besser, wenn sie so wenig Zeit mit dir, wie möglich verbringt."
Wieder fand Thor das außerordentlich amüsant und klopfte ihm auf die Schulter.
„Ich bin stolz auf dich, kleiner Bruder."
Überrascht sah Loki ihm nach, ehe er sich umwandte, um nachzuschauen, ob irgendwer das gerade mitbekommen hatte.
Als dem nicht so war, räusperte er sich ein wenig verlegen.
„Er ist ein Idiot."
Auf den Fluren Richtung Thronsaal, wurde er von den ihm über den Weg laufenden Wachen und anderen Asen neugierig angestarrt, wobei diese Neugierde eher dem kleinen Wesen in seinen Armen galt, das mittlerweile den Stress der Geburt ein wenig überstanden zu haben schien und mit geschlossenen Augen ruhig atmete.
Er konnte es ihnen nicht verdenken, war ein Mischwesen, vor allem wenn es von einem Menschen und einem Eisriesen abstammte, schließlich nicht gerade etwas, was man jeden Tag zu sehen bekam.
Ihn wunderte es nur, wie „normal" Ylva tatsächlich aussah.
Gerechnet hatte er nämlich irgendwie mit wenigstens einer Abnormalität, wie einer blauen oder wenigstens eiskalten Haut.
Unendlich froh war der Gott aber, dass es nicht so war.
Loki wurde bereits erwartet, da Odin, als er die Türen des Saales durchquerte, sofort aufstand.
„Loki..."
Dieser neigte im näherkommen sein Haupt ein wenig und blieb dann vor den Stufen, die zum Thron hinaufführten, stehen.
„Eure Hoheit..."
Dessen Blick glitt ebenfalls zu dem schlafenden Neugeborenen.
„Hat deine Frau die Niederkunft gut überstanden?"
„Sarah ruht sich momentan aus. Frigga ist bei ihr. Ich werde auch gleich wieder zu ihr zurückkehren, aber vorher solltest du deine Enkeltochter kennenlernen."
Der Allvater nickte bedächtig und trat die wenigen Stufen hinunter, bis er vor seinem Adoptivsohn stand.
Leicht hob er seine Hand, hielt aber vor dem Köpfchen des Babys inne, da sich dieses gerade wieder zu rühren begann.
„Es ist also tatsächlich ein Mädchen... Hel."
Loki lachte leise und zuckte etwas mit den Schultern.
„Nun ja, noch heißt sie Ylva. Wir hatten Hel tatsächlich erst berücksichtigt... Aber auch wenn sie irgendwann einmal die Göttin der Toten ist, ist sie jetzt erst einmal unsere Tochter."
Odin schmunzelte und strich mit der Hand über die Stirn des Kindes, ehe er seine Arme auf dem Rücken verschränkte und Loki in die Augen sah.
„Wölfin... Ein passender Name für das Kind einer solch... temperamentvollen jungen Frau."
Er sah dem Gott bedeutungsvoll in die Augen.
„Es erfüllt mich mit Freude und Stolz, dass du nach all deinen Entscheidungen, den richtigen Weg eingeschlagen hast. Das sage ich dir nicht als König."
Odin wandte sich um und ließ einen perplexen Loki zurück, dessen Augen plötzlich etwas wässrig wurden.
Rasch drehte er sich um und verließ den Saal.

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Mich fast im Halbschlaf befindet, schlürfte ich an einer Frucht, die stark einem Apfel ähnelte, jedoch wie eine Kokosnuss aufgebaut war.
Der letzte Tropfen des süßen Fruchtsaftes landete auf meiner Zunge, bevor ich die Hülle, die übrig war, auf den Nachttisch, zu den anderen Obstüberresten legte.
Ich befand mich allein im Gemach, denn nachdem ich versorgt war, hatten sich Jonna und Frigga verabschiedet, um mir ein wenig Ruhe zu gönnen, die ich dringend gebraucht hatte.
Loki war mit Ylva schon eine gefühlte Ewigkeit verschwunden, die ich damit verbracht hatte, ein kleines Nickerchen zu halten und an den verschiedenen kleinen Speisen zu knabbern.
Lang wollte ich aber nicht mehr allein bleiben und erwartete meinen Mann, oder besser gesagt meine Tochter, die er mich sich herum trug, sehnlichst zurück.
Da öffnete sich plötzlich die Tür... und er war es sogar!
Vergnügt tauchte er auf und hielt nun nicht mehr ein Bündel weißer Handtücher im Arm, sondern eines, aus einer schwarzen Decke bestehend, welche mit goldenen Schnörkel bestickt war.
„Frigga hat darauf bestanden, dass sie erst einmal gewaschen und angezogen wird."
Lächelnd setzte ich mich auf und streckte meine Arme nach ihr aus.
„Gib sie her, gib sie her!"
Betont entspannt schlenderte er auf das Bett zu und setzte sich an meine Seite, bevor er das Deckchen etwas beiseiteschob und den Blick auf Ylva freigab, die gerade ihre Äuglein murrend öffnete und prompt begann zu schreien.
Ich runzelte die Stirn und nahm sie ihm ab.
„Also eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass sie ein unglaublich ruhiges und genügsames Kind ist. Das sie mir in die Augen sieht und wir sofort diese Verbindung haben, verstehst du?"
„Sie kann deine Augen nicht einmal erkennen." erwiderte er trocken, weshalb ich schnaubte.
„Blödmann."
Ich sah zu ihr und drückte sie an mich.
„Dein Daddy ist ein Blödmann. Ja, ja."
Dieser verleierte die Augen und rutschte neben mich, um sich dann am Kopfteil anzulehnen.
„Sie hat sicher Hunger."
„Hätte ich nach neun Monaten auch." erwiderte ich und war schon dabei, die Knöpfe des Nachthemdes zu öffnen, um Ylva das erste Mal anzulegen, was auch problemlos klappte.
Kaum an der Brust, hörte das Weinen auf und wurde durch ein kräftiges Saugen ersetzt.
Hochkonzentriert sah sich Ylva dabei um und atmete einmal tief durch, was mich lachen ließ.
Ihre Haut war nun rosig und roch einfach wunderbar nach Baby, weshalb ich mir ein verträumtes Seufzen nicht verkneifen konnte.
„Sie ist so süß."
„Keiner hat bisher etwas anderes gesagt." stimmte Loki belustigt zu und legte einen Arm um meine Schulter, um mir einen Kuss auf die Schläfe zu drücken.
„Du hast das wundervoll gemacht Sarah."
„Ich weiß, ich bin die beste."
„Kannst du auch einmal nicht wie Stark reden?"
„Hm..."
Es folgten einige Sekunden angestrengtes Schweigen.
„Nein."
Er zog leicht an eine meiner Haarsträhnen und blickte dann, ebenso wie ich, auf das kleine Mädchen.
„Odin hat es angesprochen... Das sie aller Wahrscheinlichkeit nach, wirklich Hel ist."
Mit schiefgelegten Kopf, fuhr ich mit dem Daumen über Ylvas Wange.
„Aber sie sieht nicht so aus wie Hel. Schon allein wegen den Haaren. Du bist ihr selbst begegnet Loki."
Der lachte plötzlich und zwinkerte mir zu.
„Nun ja, vielleicht ist Ylva wirklich sehr mächtig, aber nicht Hel. Eventuell bekommt sie irgendwann eine Schwester."
Mein Mund klappte auf.
„Ich habe gerade Stundenlange, qualvolle Schmerzen überstanden und du fängst von einem zweiten Kind an?!"
Er nickte.
Er! Nickte!
Loki konnte froh sein, das ich gerade seine Tochter stillte, ansonsten hätte ich ihn mit irgendetwas erschlagen.

Ich schreckte hoch und streckte automatisch meine Hand nach Ylva aus, die neben mir auf dem Bett lag und friedlich an ihrer zierlichen Faust nuckelte.
Mir über die Augen reibend, setzte ich mich auf und sah mich im Zimmer um, das nur von einigen kleinen Kerzen und dem Mond erhellt wurde, der vom Balkon hineinschien.
Nachdem Ylva satt gewesen und brav ihr erstes Bäuerchen gemacht hatte, hatte ich mich mit ihr hingelegt und musste eingeschlafen sein.
Mir entfloh ein Gähnen, gerade in dem Moment, als Loki eilig durch die Tür trat.
Ich kam gar nicht dazu etwas zu sagen, da hatte er sich bereits meinen Morgenmantel von einem Sessel geschnappt und war bei mir.
„Steh auf!"
Verdutzt sah ich in sein ernstes Gesicht, tat aber wie befohlen, und bemerkte dann erst die eiligen Schritte und rufe auf dem Flur.
Loki half mir dabei, in das Kleidungsstück zu schlüpfen und drückte mir dann unsere Tochter in die Arme, bevor er meine Hand nahm und mich zur Tür zog.
In meiner Kehle saß ein Kloß fest, weshalb mir das Schlucken schwerfiel.
„Loki, was ist los?"
Er atmete tief durch und sah mir eindringlich in die Augen.
„Es gab einen Vorfall in den Kerkern... Ein Kurse ist im Palast."

Der Spaß hört nie auf!Where stories live. Discover now