Verflixte Verwandtschaft

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Hallöchen Leute :)
Ich wünsche euch einen wundervollen Sonntag und hoffe, das ihr ihn bisher auch so faul zelebriert habt, wie ich xD
Während es in diesem Kapitel noch locker flockig abgeht, wird im nächsten und vielleicht auch übernächsten wieder Action auftauchen, in Form von... Trommelwirbel... einem ganz bestimmten "älteren" Herren ;D
Nun wünsche ich euch viel Spaß ^^
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Mit einer Miene, die nicht einmal sieben Tage Regenwetter verursacht hätte können, bremste ich den alten Chevy und wirbelte dabei Staub auf dem trockenen Feldweg auf.
Vor dem Wagen befand sich ein offenes, mit Rost besprenkeltes Weidetor, was zwar dazu einlud weiterzufahren, ich aber genau das gegenteilige Gefühl hatte.
Am liebsten hätte ich auf der Stelle kehrtgemacht und den nächsten Flug zurück nach New York gechartert.
Stattdessen saß ich in einem abgehalfterten Pick-Up, in der Einöde Tennessees und war kurz davor, dem Grauen zu begegnen.
Meiner Familie mütterlicherseits.
Es ging nicht darum, dass ich sie alle nicht ausstehen konnte.
Eigentlich war mein Unwille eher darauf zurückzuführen, das sie alle furchtbar anstrengend waren.
Und meine Grandma war die Krönung des Ganzen.
Sie lebte seit Jahrzehnten auf einer kleinen Farm, rund sechzig Meilen von Nashville entfernt und schmiss diese zusammen mit einer Tochter, einem Sohn, vielen Enkeln und Urenkeln, Cousins und Cousinen.
Jede Menge Verwandte also, die ich so gut wie nie sah und denen ich beibringen musste, nicht nur verheiratet, sondern auch schwanger zu sein.
Das am besten in dieser Reihenfolge, war meine Granny nämlich etwas konservativ und rannte jedes Mal in die Kirche der naheliegenden Gemeinde, wenn irgendwas geschah, was auch nur einen Hauch unchristlich war, um für denjenigen eine Kerze anzuzünden.
Als sie von der Schwangerschaft meiner Mutter erfahren hatte, kam das der Sinflut gleich und sie war gar nicht mehr ohne Kerze in der Hand gesehen wurden.
Zumindest hatte das meine Mum berichtet, wegen der ich nun auch hier saß und vor mich hinschwitzte, da die beknackte Klimaanlage ausgefallen war.
Meiner Meinung nach, hätte es auch eine Karte getan, um Granny von ihrem Urenkel zu berichten, doch Ally Mitchel hatte erklärt, das ich diese wichtige Nachricht gefälligst persönlich überbringen sollte.
Dabei hatte sie einen miesen Verbündeten gehabt.
Meinen Mann.
Der saß wie die Lässigkeit in Person auf dem Beifahrersitz und schwitzte sich im Gegensatz zu mir, nicht die Seele aus dem Leib.
Ich hasste ihn abgrundtief.
Mit dem Ellbogen an der Tür abgestützt blickte er zu mir.
„Willst du nicht endlich losfahren?"
„Ich hasse dich."
„Das sagtest du bereits am Flughafen... Und beim Mietwagenverleih. Fahr jetzt los. Deine Großmutter wartet."
Knurrend schlug ich auf das Lenkrad und tat mir dabei auch noch selber weh, was mich nur noch wütender machte.
„Nur weil ihr sie unbedingt anrufen und vorwarnen musstet!"
„Das gebietet die Höflichkeit. Scheinbar hast du davon noch nichts gehört."
„Halt die Klappe!"
„Siehst du?"
Bevor ich wegen Totschlags am eigenen Mann noch im Knast landete, legte ich den Gang ein und fuhr lautlos fluchend weiter.
Eine Baumallee hielt die Sonne den restlichen Weg vom Wagen fern, welches trotz geöffneter Fenster furchtbar aufgeheizt war.
Allein deswegen konnte ich es kaum erwarten endlich anzukommen, was einige Minuten später auch geschah.
Es hatte sich nichts geändert.
Die weiße Farbe des alten, dreigeschossigen Farmhauses war genauso abgeblättert, wie bei meinem letzten Besuch vor gefühlten Jahrzehnten.
Daneben stand, überdacht, ein vermoderter, mit Gras und Moos bewachsener Traktor, den mein Großvater reparieren wollte, bevor er dann gestorben war, und gegenüber eine Scheune.
Ich hielt vor dem Haus und sah, wie meine Granny mit einem breiten Lächeln die Fliegenschutztür öffnete und auf die Veranda trat.
„Na endlich. Ich dachte schon ihr seid mir verloren gegangen!"
Schneller als ich es ihr zugestand – schließlich war sie auch nicht mehr die jüngste und auch etwas beleibter um die Hüfte – stand sie vor mir und drückte mich an sich.
Ehe ich diese herzliche Begrüßung erwidern konnte, schob sie mich an den Schultern von sich und musterte mich mit skeptischem Blick.
„Mensch Kindchen! Du bist viel zu mager! Ich dachte dein Vater ist Milliardär! Hat er in seinem Protzturm nichts zu essen für dich? Wenn ich ihm irgendwann einmal begegne, werde ich ihm und auch deiner Mutter die Ohren langziehen! Sacramento hin oder her, sie soll gefälligst auf dich achten!"
Plötzlich runzelte sie die Stirn und „Hmm"te vielsagend.
„Dafür sind deine Brüste recht groß."
Mein Mund klappte auf.
„Granny!"
„Was? Sie sind nicht zu übersehen."
Sofort zog ich das karierte Hemd enger um mich, unter welchem ich nur ein weißes Tank Top trug und was ich wegen der mörderischen Hitze geöffnet hatte.
Sie wollte etwas hinzufügen, bemerkte dann aber Loki, der mit der Reisetasche in der Hand neben mich trat und sie charmant anlächelte, während er ihr sein freies Händchen reichte.
„Mrs. Mitchel. Es freut mich außerordentlich Sie endlich kennenzulernen. Ihre Enkeltochter hat mir nur gutes von Ihnen erzählt."
>>Ach, hab ich das?<<
Granny musterte den ihr Unbekannten und schnaubte amüsiert.
„Nur gutes?" Das bezweifle ich. Sicher haben sie und meine Tochter betont, wie anstrengend ich bin. Aber so etwas passiert, wenn man in der Stadt aufwächst. Man verlernt, die Leute auf dem Land zu schätzen."
Loki lachte so charmant wie er nur konnte.
Dieser verdammte Schleimer.
„Mein Name ist übrigens Loki. Vielen Dank, das wir Sie besuchen dürfen."
Irritiert starrte ich zu ihm, hatten wir nämlich ausgemacht, seinen Decknamen zu benutzen.
Aber scheinbar schien das völlig egal zu sein, da meine Großmutter fragend die Stirn in Falten legte.
„Sind Sie etwa einer von diesen Helden, die momentan so modern sind? Als ich so alt war wie ihr, nannte man dieses ganze verkleiden und nach Aufmerksamkeit haschen, Schizophrenie. Dafür wurde man in die Klapse gesteckt."
Damit hatte sie nun auch Loki Schachmatt gesetzt, da er verwirrt und sprachlos blinzelte.
„Granny! Ich gehöre auch zu diesen Helden!" meldete ich mich schnaubend zu Wort.
„Du warst ja auch schon immer etwas sonderbar Schätzchen und diese Großstadtluft begünstigt das nicht gerade. Dein Großvater, Gott hab ihn selig, hat von Anfang an darauf bestanden, das Ally mit dir hierbleiben soll. Da haben wir den Salat."
„Vielen Dank auch." murmelte ich Augenverdrehend.
Das sie es keineswegs so meinte, wusste ich, genauso wie, das es eben ihre Art war und sie mich trotz allem liebte.
Jetzt musterte sie Loki noch einmal abschätzend, bis sie zufrieden nickte.
„Einen hübschen Freund hast du dir da an Land gezogen. Wer von diesen Verrückten sind Sie denn? Dieser grüne Gorilla? Der Kerl mit dem Bogen? Wobei das für mich keine Superheldenkraft ist. Pfeil und Bogen... Tss... Oder sind Sie etwa dieser Kerl im Spinnenkostüm? Ich habe davon im Radio gehört. Das ist doch abartig. Wer verkleidet sich schon als Spinne?"
Ich stand so kurz davor, meinen Kopf gegen den Wagen zu schlagen, in der Hoffnung, einfach ohnmächtig zu werden.
Das dieser Spinnenkerl gar nicht zu den Avengers gehörte, Tony aber seit einigen Tagen versuchte ihn ausfindig zu machen, erzählte ich ihr nicht und kam gleich zum wichtigsten.
„Loki ist der Bruder von Thor. Er ist ein Gott."
„Thor? Etwa der mit dem Cape und dem Hammer?"
Loki und ich nickten, woraufhin ihr Blick wieder zu meinem Mann fiel.
„Sie sehen aber nicht so aus wie er."
„Ich bin adoptiert."
„Hmm... Ein Gott also... Ich glaube nur an einen, tut mir leid. Wenn sie also angebetet werden wollen oder ich etwas opfern soll, dann sind Sie bei mir an der falschen Adresse."
„Granny!"
„Was? Ich informiere ihn doch nur. Aber nun lasst uns endlich reingehen."
Mit meiner Hand in seiner, marschierte Loki ihr nach.
Dabei quatschte sie die ganze Zeit und informierte und darüber, dass nicht alle da waren, da zum Beispiel mein Onkel Hugh mittlerweile in irgendeiner texanischen Kleinstadt den Bürgermeister mimte und sich dabei noch mit seiner Frau Kate um die Familienplanung kümmerte.
Meine Tante lebte wohl ebenfalls in dem Kaff und bei den anderen Familienmitgliedern klinkte sich mein Hirn aus.
Einige Namen hatte ich noch nie gehört.
Granny gab uns netterweise etwas Zeit anzukommen, nachdem sie uns unser Zimmer für die nächsten Tage gezeigt hatte.
Länger würde ich es hier sicher sowieso nicht überleben.
Nicht nur wegen meiner zu direkten Großmutter, sondern auch wegen dem Wetter, was mich bei jedem noch so kleinsten Schritt in Schweiß ausbrechen ließ.
Ich fiel mit dem Rücken auf das Bett und legte Arm auf die Stirn, während Loki die Tasche abstellte.
„Deine Großmutter ist sehr... ehrlich."
Seufzend schloss ich die Augen.
„Das hast du sehr schön umschrieben... Ich habe total vergessen, wie „ehrlich" sie sein kann. Wahrscheinlich kannst du mich einliefern lassen, sobald wir wieder zuhause sind."
Loki lachte leise und legte sich zu mir.
„Ich denke du übertreibst. Sie ist eine nette, ältere Frau, die nur etwas direkt ist. Wir werden das Kind schon schaukeln."
Apropos Kind...

„Ich bin schwanger."
Da ich meinen Blick stur auf den Teller gerichtet hatte, sah ich nur aus dem Augenwinkel, wie die Anwesenden am Tisch in ihren Bewegungen innehielten.
Earl, ein Nachbar und guter Freund meiner Granny hielt die Schüssel mit Kartoffel in der Luft, meine Großmutter selbst hatte das schneiden ihres Steaks eingestellt und meine beiden älteren Cousinen glichen einem Karpfen auf Landgang.
Der einzige der entspannt zu sein schien, war Loki, der neben mir saß und sich ein Stück Möhre in den Mund schob.
„Die schmecken wirklich köstlich Mrs. Mitchel."
Die blinzelte einige Male, bevor sie Laut nach Luft schnappte.
„Ist das dein Ernst?!"
Wir wussten, das sie nicht seine Aussage, betreffend des Gemüses meinte.
Ihr Besteck knallte auf den Tisch.
„Oh Sarah! Ich dachte, dass wenigstens du ein wenig Vernunft besitzt! Ein uneheliches Kind! Schon wieder!"
Das holte mich aus meiner nervösen Starre.
Mit verengten Augen hob ich meine Hand und deutete auf den Ring.
„Loki und ich sind verheiratet wenn du es genau wissen möchtest! Das war schon vor der Schwangerschaft der Fall!"
Dass das nicht unbedingt die Wahrheit war, musste sie ja nicht wissen.
„Also komm mal wieder runter und freu dich. Du bekommst einen Urenkel... oder Urenkelin."
Eifrig spießte ich eine Kartoffel auf und verschlang sie mit einem Happs.
Granny zog beide Brauen hoch, sah zwischen uns her, bevor sie sich leicht räusperte und tatsächlich etwas, aber wirklich nur etwas, verlegen wirkte.
„Das sollte kein Vorwurf sein. Ich hätte mich auch gefreut, wenn es nicht so gewesen wäre. Aber in einer Familie, in denen die Elternteile verheiratet sind, geht es den Kindern eben besser... Das ist ja jetzt auch egal. Wie geht es dem Wurm denn? Wie weit bist du? Deswegen sind deine Brüste also auch so groß."
„Granny!" rief ich verlegen aus und errötete genauso wie der alte Earl.
Sie winkte ab.
„Papperlapapp. Wie weit bist du?"
Da Loki eine Kopie des neuesten Ultraschallbildes stolz sein eigen nannte, hielt er es ihr wenige Augenblicke später unter die Nase.
„Sarah ist in der elften Woche. Wir waren letzten Freitag beim Arzt. Es ist alles in Ordnung."
Konzentriert sah sie auf das Bild, ehe sie mich noch einmal musterte.
„Viel sieht man nicht."
Mein Mann lachte leise.
„Nun ja, wenn sie nackt ist, erkennt man einen kleinen Bauch."
Während alle außer meiner Granny rot wurden, vergrub ich stöhnend das Gesicht in den Händen.
Dafür, dass dieser Haushalt so konservativ war, wurde viel zu oft über nackte Haut geredet.

Der Spaß hört nie auf!Where stories live. Discover now