Alte Freunde

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Hallöchen :)
Es wird mal Ernst, meine lieben Freunde ;)
Viel Spaß ^^
°___________________________________°


Händeringend stand ich auf dem Palasthof, den Blick die Hauptstraße der Götterstadt hinunter, Richtung Bifröst.
Die kosmische Brücke hatte sich vor zehn Minuten wieder geschlossen, also dürfte es nicht mehr lang dauern.
Und so war es dann auch.
Die zwei Reiter tauchten auf und kamen schnell näher, bis sie den Hof erreicht hatten und ihre Pferde zum Stehen brachten.
Loki war als erster von seinem schwarzen Hengst hinunter, gab mir erst einen Kuss und dann meine lang herbeigesehnte Fracht, die er mir in die Hände drückte.
Eine Tupperdose voller Kekse.
Von meiner Mutter.
Natürlich hatten er und Thor sich nicht nur deswegen auf den langen Weg zur Erde gemacht.
Aber da sie mal nach dem Rechten sehen wollten und ich nach drei Wochen Asgardaufenthalt etwas Heimisches brauchte, brachten sie diese Köstlichkeiten gleich mit.
Mit den goldgelben Schätzen im Arm und den Göttern an meiner Seite, gingen wir zurück in den Palast und steuerten dort direkt den Thronsaal an, wo Odin gerade mit seinem dicken Po auf sein machvolles Stühlchen Hlidskialf plumpste.
„Da seid ihr ja. Wie weit sind eure Mitstreiter in Bezug auf Malekith?"
Wir blieben vor ihm stehen und der Donnergott räusperte sich.
„Wie schon beim letzten Mal, ist von ihm und seinen Anhängern nicht geringste Spur aufgetaucht. Scheinbar halten sie sich bedeckt, jetzt wo Sarah und die Schlüssel hier in Asgard sind. Das gibt uns Zeit zu planen."
Odin hob eine Braue.
„Planen? Was willst du planen? Sobald das Kind auf der Welt ist, werden sie versuchen an es heranzukommen. Aber sie werden scheitern. Unsere Feinde werden nicht einmal einen Fuß nach Asgard setzen."
„Du unterschätzt Malekith maßlos." fing Lok an.
„Er ist gerissen und wird nicht eher aufgeben, bis er alles hat, was er braucht um die Welten in Dunkelheit zu stürzen. Er hat damals im Krieg gegen deinen Vater viele seiner Männer verloren, aber das macht ihn nicht gleich weniger gefährlich. Wir müssen auf der Hut sein. Schon jetzt."
Nachdenklich fuhr sich der Allvater durch seinen Bart.
„Schon jetzt etwas zu unternehmen, die Wachen verdoppeln, wäre vergebene Mühe und zudem Kräfteraubend."
„Dann tu es, sobald die Geburt näher rückt."
„Wir werden uns noch einmal vertraulich beraten und Maßnahmen festlegen. Noch ist die Zeit dafür nicht heran. Bis dahin geht raus. Zeigt ihr Asgard."
Er lehnte sich zurück und unterstrich seine letzten Worte mit einem Winken Richtung Tür.
Bevor wir uns aber ganz zum Gehen wenden konnten, entdeckte Odin die Büchse in meinen Händen.
„Was ist denn das?"
Unauffällig machte ich ein paar kleine Schritte von seinem Thron weg.
„Ach, überhaupt nichts."
Der Göttervater runzelte die Stirn.
„Du lügst mich an?"
Unwillig presste ich die Lippen zusammen und drückte das Büchslein enger an meine Brust.
„Es sind Kekse. Von meiner Mutter. Für MICH."
Er entspannte sich.
„Du wirst mir sicher einen anbieten."
>>NEEEEEEEEEEEEIN!!!!!!!<<
Leider war er der König und ich auf dem Rückweg um einen Keks ärmer.
Der Tag war scheiße.
„Was hast du heute vor?" fragte da mein Schwager gutgelaunt, während mich ein Dunst aus Dunkelheit umgab.
„Deinen Vater verfluchen."
Blondie lachte.
Dem würde das noch vergehen.
Loki verdrehte die Augen und lehnte sich zu seinem Bruder.
„Sie ist momentan in einer Phase, in der sie ihr Essen auf Gedeih und Verderb nicht teilen will. Du hättest sie gestern mal erleben müssen, als ihr ein Stück Obst vom Teller genommen habe. Ragnarök kann nicht schlimmer sein."
Nun amüsierte sich beide köstlich und bekamen meine mörderischen Todesblicke gar nicht mit, die ich ihnen mit innerlichen Kraftausdrücken schickte.
Ob sie noch so lachen würde, wenn ich ihnen Abführmittel ins Essen tat?
Thor verabschiedete sich schon bald, weshalb nur noch Loki meinem Zorn ausgesetzt war, den er aber geflissentlich ignorierte.
In unserem Gemach versteckte ich die Kekse gaaanz weit hinten im Schrank und wandte mich dem Gott zu, der amüsiert zu mir sah.
„Willst du jetzt Odin verfluchen?"
Ich rümpfte die Nase.
„Als ob ich dazu Lust hätte. Nein, ich treffe mich mit Sigyn und dann werden wir mal sehen, was es zu tun gibt. Spazieren gehen. Vögel beobachten. Also ungefähr dasselbe wie gestern. Und vorgestern."
Daraufhin seufzte er, kam zu mir und hob mein Kinn an.
„Ich weiß, das Leben hier ist nicht wirklich Abwechslungsreich. Dafür ist es aber sicher."
Darum bemüht, entspannt zu wirken, tätschelte ich seine Wange und lächelte.
„Schon okay. Ich werde schon was Spaßiges finden."
„Zettel bitte keine Aufstände an."
„Schade, das war mein Plan A."
Ich tänzelte zur Tür, blickte aber noch einmal zurück.
„Finger weg von meinen Keksen!"

Auf den Weg in den Garten seufzte ich und ließ meine fröhliche Maske fallen, damit die Frustration an die Oberfläche kommen konnte.
Asgard war toll.
Wirklich.
Aber auf Dauer, wenn man alles gesehen hatte und sich wegen der Schwangerschaft von den körperlich Anstrengenden Tätigkeiten zurückhalten musste, war es nur noch stinklangweilig.
Nach diesen drei Wochen war es schon schwer, den Tag herum zu kriegen und nur die Hoffnung, bald nach Hause zu können, hatte das ganze etwas erträglicher gemacht.
Doch nun war meine Laune diesbezüglich auf dem Tiefpunkt.
Ich hatte es mir vorher von den anderen nicht anmerken lassen wollen, aber der Punkt, dass auf der Erde noch immer nichts passiert war, zog mein Gemüt ins Bodenlose.
Ich wollte nicht länger hier bleiben und mich verstecken und schon gar nicht wollte ich mein Kind hier bekommen, in einer Welt, in der Desinfektionsmittel und PDAs für Midgardisches Hexenwerk gehalten wurde.
Es gab nicht einmal Antibiotika!
Im Garten Gladsheims angekommen, erblickte ich die schöne Göttin bereits auf einer Bank sitzen, unseren üblichen Treffpunkt.
Warum ausgerechnet Lokis Ex?
Nun ja, es war schwer, nichts mit ihr unternehmen zu wollen.
Mal war sie so Weise, wie man es bei einer Göttin erwartete, dann legte sie wieder eine naive Neugierde an den Tag, wenn es um Erzählungen aus meiner Welt ging.
Ich hatte beschlossen, sie erst einmal nicht ganz so arg zu hassen, wobei das mittlerweile gar nicht mehr möglich war.
Als ich mich setzte, zauberte sie ein Tuch hervor, welches sie grinsend auseinander faltete und kleine Gebäckstücke zum Vorschein brachte.
„Ich habe sie aus der Küche gemopst. Sie sind noch warm. Und deinem Gesicht nach zu urteilen, kannst du etwas Süßes gebrauchen."
Schnaubend schnappte ich mir eine Köstlichkeit und biss Herzhaft hinein, woraufhin sich das Aroma der Äpfel sofort an meine Geschmacksnerven kuschelte.
Gott, das war einfach nur Foodporn und hätte mir beinahe ein Stöhnen entlockt.
Nachdem ich den Bissen schweren Herzens hinuntergeschluckt hatte, atmete ich tief durch.
„Es ist alles kacke."
Sie blinzelte und legte den Kopf schief.
„Ist es wegen Malekith?"
„Jap." murmelte ich und biss erneut zu, woraufhin das Ding dann auch in meinem Mund verschwand.
Da ich gut erzogen worden war, kaute ich erst auf, bevor ich weitersprach.
„Meine Freunde haben ihn noch immer nicht gefunden. Er taucht nicht auf. Odin, Thor und Loki wollen jetzt irgendwann einen Sicherheitsplan ausarbeiten. Wahrscheinlich werde ich meine Tochter hier zur Welt bringen."
Zu meinem Bedauern teilte Sigyn meine teils gar nicht vorhandene Begeisterung überhaupt nicht und klatschte stattdessen freudig in die Hände.
„Aber das ist doch fantastisch!"
„Ach ja? Ich wollte eine Hebamme und einen Arzt dabeihaben! Leute, die sofort etwas tun können, sollte es Probleme geben. Ich hatte schon vorher Angst vor der Geburt. Aber jetzt bekomme ich regelrecht Panik davor." erwiderte ich niedergeschlagen und wischte mir schnell über die Augen, da diese plötzlich zu brennen begannen.
Meine Banknachbarin nahm meine Hand und legte ihre andere darauf.
„Sarah, auch wenn wir hier nicht dieselben Möglichkeiten haben, wie ihr in eurer Welt, werden die Heiler dennoch alles tun, damit es dir und dem Baby gut geht. Außerdem haben auch wir Hebammen. Es wird ihr gut gehen, vertrau mir."
Überzeugt war ich nicht, doch hatte ich nicht den Nerv, weiter zu diskutieren.
Um mich abzulenken, vertilgte ich mit ihr auch noch die restlichen Teigstücke, um dann zum zweiten großen Problem zu kommen.
„Mir ist sterbenslangweilig. Das einzige was ich machen kann, ist herumzulaufen, Vögel zu füttern und zu lesen. Das kann doch nicht alles sein."
„Warum fragst du nicht einmal Odin oder Frigga?"
Ich lachte auf.
„Frigga gern, aber Odin? Dem Weihnachtsmann gehe ich so gut es geht aus dem Weg."
Sigyn wollte etwas sagen, aber ich kam ihr zuvor.
„Ich meine, er ist so verdammt Arrogant. Kein Wunder warum Thor früher auch so war."
„Sarah..."
„Und das schlimmste ist: Er hat mir einen Keks geklaut. Ja, ganz richtig gehört. Ich bin froh, so viele wie möglich für mich zu haben, in diesen schweren Zeiten. Und dann kommt dieser Weihnachtsmann!"
Erst da bemerkte ich, dass die Göttin gar nicht mehr mich ansah, sondern an meinem Kopf vorbei hinter mir.
Musste ich noch groß beschreiben, was dann geschah?
Ausgerechnet dieser „Weihnachtsmann" stand hinter mir, die Hände auf dem Rücken verschränkt, was ich noch nicht sehen konnte, hatte ich mich nämlich noch nicht umgedreht.
Ich presste die Augen zusammen.
„Eure Hoheit."
„Wer ist dieser „Weihnachtsmann", von dem du die ganze Zeit sprichst und ihn mit mir vergleichst? Er muss ein reicher, mächtiger Mann sein." antwortete er ernst und wusste ganz genau, dass es wahrscheinlich nicht so war.
Wobei... eigentlich war Santa Claus mächtig und reich.
Doch das gehörte nun nicht hier hin.
Er schritt neben mich und räusperte sich.
„Lady Sigyn, würdet Ihr uns allein lassen?"
>>NEEEEEEEEEEIN!!!<<
Gehorsam wie eh und je, sprang sie auf, verbeugte sich etwas und warf mir einen aufmunternden Blick zu, bevor sie davoneilte.
So. Ein. Mist.
Warum war er hier? An der frischen Luft? Wollte er noch mehr Kekse?
>>NEEEEEEEEEIN!!!!<<
Schwer schluckend drehte ich mich etwas zu ihm.
„Was kann ich für Euch tun?"
„Lass uns einen Spaziergang machen."
Ohne auf meine Zustimmung zu warten, ging er bereits voran, weshalb ich leise schnaubte, ihm aber folgte.
Jetzt war ich ganz allein mit ihm, was schon etwas unheimliches hatte.
>>Zum Glück ist er kein Psychopath... Wie Hannibal oder so.<<
Der Allvater ließ sich nicht dazu herab, etwas zu sagen und deshalb ging ich schweigsam neben ihm her, bewunderte die Blumen, sah ihn an, bemerkte einen sich übergebenden Vogel, nur um den Gott dann erneut anzusehen.
Erst nach guten zwanzig Minuten, in denen er mich in den hinteren Teil der Anlage gebracht hatte, öffnete er den Mund.
„Dein Gatte hat mich vorhin aufgesucht und mich um etwas gebeten."
„Was?" fragte ich verdattert nach und wurde sogleich mit einem Blick von ihm gerügt.
Er sprach weiter.
„Loki meinte, dass du dich hier langweilst. Deshalb habe ich meine Frau gefragt, ob sie dir, für die Dauer deines Aufenthaltes, ihre Stute überlässt. Ein sehr gutmütiges Tier und Ideal für eine Schwangere."
Ach du heilige Suppenschüssel!
Passierte das gerade wirklich?!
War Odin gerade... Ich konnte es fast nicht denken... nett????
Es konnte nur einen logischen Grund dafür geben.
Er war besessen von einem teuflischen Dämon, dem König der Hölle!
Ich brauchte Salz!
Odin entnahm meinem entsetzten Gesichtsausdruck wohl meine abstrusen Gedanken und verdrehte die Augen.
„Schau nicht so, als würde ich ständig nur übelgelaunt sein."
>>Was bisher nur der Fall war.<<
„Und gehen wir jetzt dort hin? Zu dieser Stute?" erkundigte ich mich kleinlaut, wusste ich nämlich, das die Stallungen auf der anderen Seite des Palastes lagen.
Odin verneinte Kopfschüttelnd.
„Es ist an der Zeit, dass du einen alten Freund wiedersiehst."
Er meinte doch nicht etwa...
Wir durchquerten eine Baumgruppe und erreichten eine große Grasfläche, die an die Palastmauern grenzte und, wie Loki mir berichtet hatte, öfters für Feste genutzt wurde.
Der König pfiff kaum hörbar, blieb entspannt stehen und sah zu mir hinab, als ich neben ihn trat.
„Er ist etwas größer geworden, seitdem du ihn das letzte Mal gesehen hast.
Im gleichen Moment flog ein Schatten über uns hinweg, doch war nichts zu sehen, als ich mich umschaute.
Kribbelnde Aufregung packe mich und ich stolperte beinahe, als plötzlich eine gewaltige Gestalt direkt über unsere Köpfe hinwegflog.
Es war ein Drache, jedoch nicht irgendeiner, sondern Doyle!
Die kleine Echse, dessen Ei ich damals in Kappadokien ausversehen aufgelesen und welcher im Stark Tower, unter meinem Bett geschlüpft war.
An das kleine süße, aber auch bissige Reptil von damals erinnerte nur noch die Farbe der Schuppen, der sich als kleiner BH-Fetischist herausgestellt hatte.
Er war jetzt ungefähr so groß wie ein Kleinbus, besaß dennoch beindruckende Muskeln und scharfe Krallen an den Läufen, enorme Schwingen und kräftige Kiefer.
Trotz der Masse, landete er sanft auf dem Gras und riss erst einmal das Maul auf, um mich anzubrüllen.
So hatte ich mir das Wiedersehen nicht vorgestellt.
Ängstlich ging ich hinter dem Allvater in Sicherheit, der jedoch schon auf das Ungetüm zumarschierte und beruhigend seine Hand hob.
„Still jetzt! Begrüßt man so seine alten Freunde?"
Wie ein Golden Retriever plumpste Doyle auf dem Boden und schloss die Augen, als Odin seine Hand auf die Nase des Drachen legte.
Kaum hatte er sie weggenommen, stand das Untier wieder und starrte mich an.
Odin winkte mich zu ihm und dem Monster.
„Komm."
Oh, das würde ich ganz sicher NICHT machen!
Damals war Doyle noch harmlos gewesen.
Er hatte mich zwar des Öfteren gezwickt und gebissen, aber das waren Dinge gewesen, die man Problemlos überleben konnte.
Jetzt aber könnte er mich mit einer Bewegung seiner Klauen töten oder bräuchte nur einmal zuzupacken.
Doyle war schon damals kein zu kontrollierendes Haustier gewesen, was seine Sympathien an irgendjemanden verschwendete.
Odin merkte, dass ich mich nicht von der Stelle rührte.
„Er wird dir nichts tun. Komm her und begrüße ihn."
Aber anstelle meiner Beine, bewegte sich plötzlich der Drache und stand plötzlich vor mir.
Doyles Kopf senkte sich und seine Augen musterten mich von oben bis unten, bevor er seine Nase gegen meine Stirn drückte – ich war übrigens erstarrter als ein FKKler im sibirischen Winter – und an mir roch, was meine Haare durcheinander wirbelte.
>>Na toll, gleich ist alles vorbei. Malekith wird kein Problem mehr sein, weil ich gleich von einem Drachen gefressen werde!<<
Plötzlich war seine Nase weg, dafür schrie ich aber auf, als etwas Schleimiges über meine Wange wanderte.
Seine Zunge.
I-G-I-T-T.
Odin konnte sich das Lachen nicht verkneifen und prustete ungeniert los, während Doyle mein Gesicht ableckte, mich immer wieder begutachtete, tief in der Kehle knurrte, und mich mit seinen Nüstern an stupste.
Irgendwann verlor er das Interesse, entfernte sich ein Stück und schmiss sich auf den Rücken, um sich hin und her zu winden... wie ein Golden Retriever.

Der Spaß hört nie auf!Where stories live. Discover now