72. Ich besorg den Müllsack, du die Schaufel

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Den Kuss vertiefen drehe ich uns beide um, so dass ich jetzt über Melodie liege.

Plötzlich hält Melodie und auch ich horche auf. War das etwa gerade ein Schlüssel der sich im Schloss umgedreht hat?

Aber der Gedanke ist sofort vergessen, als Melodie ihre Hände in meinen Haaren vergräbt und mich näher an sich ran zieht.

Doch als wir die Hallentür quietschen hören müssen wir unseren Kuss leider unterbrechen. Wer auch immer gerade dieses Tür auf geschlossen und geöffnet hat, der hat seinen Status bei mir gerade stark gesenkt.

„Jeden Morgen die gleiche Schinderei", hört man eine Stimme mosern. „Das die Lehrer auch immer die Halle abschließen müssen und ich darf dann morgens wieder den richtigen Schlüssel suchen. Als ob jemand die Softbälle klauen würde. Wer will denn diese alten zerfetzten Dinger noch haben? Außerdem sind die doch eh nochmal extra eingeschlossen."

„Ich glaube wir sollten von hier verschwinden", flüstert Melodie mir zu und steht langsam von der Matte auf.

„Dann müssen wir uns irgendwie am Hausmeister vorbei schleichen", meine ich nur dazu. „Sonst könnte das eventuell Ärger geben."

„Hoffen wir einfach, dass er bis hinten zu den Kabinen durchgeh, dann können wir durch die Vordertür verschwinden", schlägt Melodie vor und hebt ihre Tasche vom Boden auf.

„Guter Plan, dann mal los", ich schnappe mir ihre Hand und zusammen machen wir uns so schnell wie möglich auf den Weg zum Ausgang.

„Was soll denn jetzt der Quatsch?", hört man erneu die Stimme des Hausmeisters. „Warum liegt da eine Weichbodenmatte einfach so auf dem Boden rum?"

„Ups, da haben wir wohl was vergessen", grinst Melodie und läuft noch etwas schneller.

„He", brüllt der Hausmeister auf einmal. „Ich hab da doch gerade eine Stimme und Schritte gehört. Ist hier etwa jemand?"

Schnell verschwinden wir durch die Tür und machen dieses so leise wie möglich zu. „Jetzt werde ich auch noch verrückt. Der Job ist echt nichts für mich", hören wir den alten Mann noch murmeln bevor sich die Tür endgültig schließt.

„Wenn ich Benjen erwische ist er tot", gähnend schaue ich zur Schule in die schon die ersten Schüler strömen.

„Ich besorg den Müllsack, du die Schaufel. Wir treffen uns an seinem Spind", macht Melodie einen wirklich guten Vorschlag.

„Oder wir zerren ihn jetzt schnell vom Schulhof bevor jemand ihn sieht", schlage ich vor und deute auf Benjen, der gerade das Schulgelände betritt.

Entweder ignoriert er uns, oder er hat uns noch gar nicht gesehen, denn er läuft strickt in eine andere Richtung. „Was will Ben den jetzt bei Kyle und seinem Idiotenclub?", wundert Melodie sich.

„Ich weiß es nicht", gebe ich ehrlich zu. „Aber es scheint interessant zu werden."

„...den Schlüssel etwa nicht bekommen?", fragt mein Bruder gerade an Jayden gewandt. „Ich hab ihn dir doch extra in den Briefkasten geworfen."

„Ja", meint Jayden nur dazu. „Aber da hab ich erst heute Morgen reingeschaut. Und als ich an der Schule angekommen bin ist der Hausmeister gerade in die Halle. Da hab ich mir gedacht, dass es eh schon zu spät ist."

„Ja, das war es dann wohl", melde ich mich zu Wort und sofort drehen sich mehrere Köpfe zu uns.

„Ich bin dann mal weg", meint Benjen schnell und macht sich aus dem Staub.

„Du bist tot", ruft Melodie und rennt ihm nach.

„Was hast du mit Mel angestellt heute Nacht?", fragt Kyle kritisch nach.

„Warum?", frage ich unschuldig nach.

„Jetzt tu doch nicht so, ihr beide seht ziemlich fertig aus", meint jetzt auch Jake.

„Entschuldigung, dass wir dezent müde aussehen. Es ist nun mal nicht unbedingt bequem auf einer Sportmatte zu Schlafen und ich hab nichts mit Melodie angestellt", zumindest nichts was sie nicht auch wolle.

„Du wirst mir immer suspekter", äußert Scott sich, der sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hat. „Wenn du sie verletzt bist du tot."

„Ach und das kannst du entscheiden, oder was?", gebe ich spöttisch zurück. „So einen Satz würde ich vielleicht von Kyle erwarten und erstnehmen, aber nicht von dir. Ich würde Melodie ganz sicher nicht einfach so ohne einen richtigen Grund fallen lassen, wie gewisse andere Personen."

Damit drehe ich mich um und verlasse, wie Mel ihn nennt, diesen Idiotenclub. So ein Arschloch, denkt er könnte mir etwas vorschreiben, das er selber nicht mal geschafft hat. Was hat Melodie bitte jemals an diesem Arsch mit Ohren gefunden? Außer ein bisschen gut aussehen kann der doch nichts.

Ja gut. Irgendwo bin ich ja auch schuld daran, dass die beiden sich näher gekommen sind. Sogar zweimal. Erst die dämliche Sache mit der Wette. Klar hätte Melodie auch ohne Wette irgendwann mit Scott geschlafen. Auch wenn die Wette ein guter Vorwand war hat sie es sicher nicht nur deswegen gemacht.

Und dann noch dieses saudämliche Idee mit der Fakeschwangerschaft. Melodie wollte Abstand von ihm haben und ich Vollspaten habe es mit der Schwangerschaftsidee irgendwie geschafft, dass die beiden sich noch näher gekommen sind.

Sie sind sogar so etwas wie ein Paar geworden und das alles nur weil ich meine Klappe nicht halten konnte. Ich hirnverbrannter Trottel.

Aber jetzt sollte ich mir erst mal meinen Bruder vorknöpfen und seinen Gedankengang versuchen nach zu vollziehen.

Melodie P.O.V.

„Bleib stehen du Feigling", rufe ich während ich Ben immer noch hinterher renne und dabei versuche meine Tasche nicht zu verlieren.

Bevor er in den nächsten Schulgang verschwinden kann erwisch ich ihn am Kragen und zieh ihn zu mir. „So mein Freundchen", bringe ich schwer atmend hervor.

„Verdammt Mel, seit wann kannst du bitte so schnell rennen?", beschwert Ben sich keuchend und stützt sich mit seinen Händen auf seinen Knien ab.

„Sport mein Lieber", antworte ich ihm. „Solltest du vielleicht auch mal versuchen. Aber darum geht es jetzt doch gar nicht und wehe du versuchst wieder vom Thema abzulenken. Also was sollte der ganze Quatsch?"

„Ich weiß nicht was du meinst", tut Ben auf unschuldig mit immer noch pfeifender Atmung. Er sollte echt an seiner Ausdauer arbeiten.

„Du weißt ganz genau was ich meine", sage ich nachdrücklich. „Also raus mit der Sprache. Warum?"

„Ihr zwei habt es gebraucht", gibt Ben mir endlich meine verlange Antwort.

„Was?", frage ich reichlich verwirrt nach. „Wir haben es gebraucht eine ganze Nacht in der Turnhalle eingeschlossen zu sein?"

„Das jetzt nicht unbedingt. Aber ihr brauchtet einfach mal Zeit für euch zwei", gibt Ben zu, woraufhin ich ihm nur einen skeptischen Blick zuwerfe. „Aber irgendwie muss es ja etwas gebracht haben. Immerhin riechst du nach ihm."

„Natürlich riech ich nach ihm", entgegne ich auf sein freches Grinsen. „Wir wurden ja quasi dazu gezwungen eine Nacht zusammen zu auf einer Weichbodenmatte verbringen. Und da es nicht unbedingt warm in der Halle war haben wir uns halt dicht neben einander gelegt. Dann ist es doch schon fast logisch, dass ich nach ihm rieche."

„So so, ihr habt also nur mal wieder bei einander geschlafen", bohrt Ben weiter. „Komm schon Mel. Neulich, als Damian bei dir übernachtet hat ist doch etwas zwischen euch vorgefallen. Mir könnt ihr nichts vormachen. Und ich könnte wetten, dass es heute Nacht auch nicht nur beim neben einander liegen geblieben ist. Ich mein ich finde es ja auch nicht schlimm, oder so. Aber jetzt mal ehrlich Melodie, was läuft da zwischen euch zwei?"

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Da so viele es gewollt haben starte ich jetzt eine Lesenacht. Es werden noch drei weiter Kapitel kommen. 22 Uhr, 23 Uhr und um 24/0 Uhr. Viel Spaß.

Wird sie es ihm sagen, oder nicht? Weiß sie überhaupt was da läuft? Und warum geht die Zeit mal wieder so schnell rum? So viele Fragen. Eure Antworten...

Ich bin gespannt eure A.

Not a typical Bad Boy StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt