45.Kapitel (Dylan)

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Wieder eine Anmerkung
Auch bei diesem Kapitel habe ich keine Ahnung, wie so etwas realistisch Abläuft. Alles was ich in diesem Kapitel beschrieben habe, ist das, wie ich mir vorstelle, könnte es sein und keine Tatsachen.


»Ich will da nicht reingehen«, murmelte ich und starrte die weiße Tür an, an der ein Schild mit dem Schriftzug "Sprechzimmer" hing. Es war nun schon zwei Wochen her das ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde und da sowohl der Arzt wie auch Allen recht damit hatten, ich solle lieber einen Psychologen aufsuchen, stand ich nun hier und wollte am liebsten kehrt machen.

»Bitte Dylan. Du weißt es ist besser so...« In seinem Blick lag eine Traurigkeit, die gleiche die er auch immer hatte wenn ich nachts laut schreiend und von Albträumen geplagt aufwachte und er mich versuchte zu beruhigen.

»Ich weiß«, seufzte ich und stieß die Tür auf. Allen würde draußen vor der Tür warten, bis die Stunde vorbei war und ich hoffte, das meine Uhr sehr schnell gehen würde. Warum hatte ich all dem hier nur zugestimmt? Der Gedanke, jemandem fremden von meinem... Problem, zu erzählen gefiel mir ganz und gar nicht und genauso wenig wollte ich das alles noch einmal durchleben, das tat ich jede Nacht schon oft genug.

Mein Blick galt zuerst dem Mann, der hinter einem riesigen Schreibtisch saß und mich lächelnd musterte. Er sah jünger aus, als ich es mir vorgestellt hatte, vielleicht so um die Anfang 30, hatte braune Haare und trug eine Brille, dazu ein ganz normales T-Shirt und Jeans. Keine weißen Kittel, kein bohrender Blick. Er lächelte mich einfach nur freundlich an und nahm sich aus einem Stapel Blätter ein leeres, weißes Blatt Papier heraus.

»Setzten Sie sich doch.« Er wies auf einen der beiden kuscheligen Sitzsäcken, die farblich abgestimmt zu der hellgrünen Farbe an der Wand waren. Trotz der eher gemütlichen Atmosphäre wollte ich trotzdem nicht hier sein. Das war immer noch ein Psychologe, jemand der in meinem Kopf herumwühlte und mir dann irgendwann sagte, was genau ich für ein Mensch war und die Seiten hervorkitzelte, die ich selbst nicht einmal so genau kannte.

»Also warum sind Sie hier?«, fragte er mich ruhig und ich erzählte ihm kurz, was passiert war und das ich seit dem Albträume hatte. Ich versuchte mich so kurz zu fassen wie es nur ging, aber trotzdem genug zu erzählen damit er nicht anfing unangenehme Fragen zu stellen. Ob Allen noch immer vor der Tür saß und wartete? Wie er sich wohl fühlte? Es war immerhin auch nicht gerade einfach, den Partner zum Psychologen zu schaffen, weil dieser ständig Nachts laut schreiend aufwachte, nur weil irgendeine kranke Stalkerin ihn entführt hatte. Ich sah ihm an wie verletzt er war und das er wünschte das alles rückgängig zu machen, aber das konnte er nicht.

»Leben Sie derzeit allein?«, fragte er und ich nickte zögernd.

»Eigentlich schon, aber seit in meiner Wohnung eingebrochen wurde, kann ich dort auch kaum noch ruhig schlafen, daher verbringe ich die Nacht immer woanders.«Er machte sich nebenbei ein paar Notizen auf dem Blatt Papier, dann stellte er noch ein paar Fragen. Die Zeit verging viel schneller als ich geglaubt hatte und auf einmal war unsere Sitzung beendet. Mit einem neuen Termin und gemischten Gefühlen verließ ich das Sprechzimmer, vor dessen Tür Allen noch immer geduldig wartete.

»Es tut mir leid, dass du warten musstest«, meinte ich und er zuckte mit der Schulter.

»Es ist okay, dafür bin ich doch da. Wie geht es dir?«

»Etwas besser. Ich muss nächste Woche wieder hin... Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich heute Nacht wieder bei dir bleibe?«

»Natürlich nicht. Du darfst bleiben solange du möchtest.« Wir verließen die Praxis und gingen zu meinem Auto, das ich seit ein paar Tagen endlich wieder fahren dürfte. Sie hatten mir zugetraut, das ich psychisch nicht so labil war, gegen eine Wand zu fahren oder mich umbringen zu wollen, weswegen es kein Problem darstellte. Arbeiten wollte ich eigentlich auch wieder, aber da war Allen dazwischen gegangen und meinte, ich solle die Woche lieber noch zu Hause bleiben und dann wieder anfangen zu arbeiten. Dabei fehlte mir der normale Arbeitsalltag, die Ablenkung und die Normalität, die ich dringend brauchte. Vielleicht sollte ich noch mal mit ihm reden, ich wusste zwar das er es nur gut meinte, aber ich war alt genug um für mich selbst zu entscheiden, egal wie sehr er sich um mich sorgte.

Viel schlimmer war es für mich, dass ich kaum noch allein sein konnte. Immer wenn ich allein war, und besonders nachts, bekam ich Panik und konnte nicht schlafen, blieb ewig lange wach in der Erwartung es würde wieder jemand bei mir einbrechen und mich entführen... und ich wusste auch, wie belastend es für meine Mitmenschen war.

»Magst du Pizza essen? Es hat eine neue Pizzeria aufgemacht, die ich unbedingt mal austesten will«, meinte Allen und ich nickte.

»Für ein Model stopfst du aber ungewöhnlich viel Pizza in dich hinein.«

»Im Gegensatz zu dir treibe ich Sport, ich kann es mir leisten.« Er ließ seinen Blick über meinen Körper wandern und ich wusste, dass er gerade mal wieder dachte wie sehr ich in den letzten Wochen an Gewicht verloren hatte. Ich aß zwar wieder normale Sachen, aber an manchen Tagen bekam ich kaum etwas hinunter, während ich an einigen ganz normal essen konnte. Allen Anwesenheit half mir dabei, überhaupt etwas zu Essen und an etwas anderes zu denken, als an das was ich so verzweifelt versuchte zu verdrängen.

»Ist doch egal, bei mir setzt es ja nur ein wenig an... und durch das eklige Essen im Krankenhaus habe ich wahrscheinlich sowieso etwas Gewicht verloren.«

»Appetitlich sah das Essen dort wirklich nicht aus... aber dafür gibt es jetzt Pizza. Leckere, mit Käse belegte Pizza...«Ich verzog das Gesicht, weil ich nun wirklich hunger bekam und parkte mein Auto in der Parklücke, vor seiner Wohnung.

Er bestellte die Pizza, während ich mich aufs Sofa legte und die Augen schloss. Diese Momente, fühlten sich fast an wie früher. Aber auch nur fast, denn irgendwo tief in mir drin hatte sich etwas verändert... und das vermutlich für immer.

Color My World (BoyxBoy/Yaoi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt