3.Kapitel (Dylan)

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Sonntag. Mein Wecker klingelte um elf und ich schreckte aus meinem tiefen Schlaf hoch. Kaum zu glauben, ich hatte ganze zwölf Stunden geschlafen. Kein Wunder das ich mich so zermatscht und müde fühlte, aber zum Glück hatte ich mir zur Sicherheit einen Wecker gestellt, sonst wäre ich zum Essen bei meinen Eltern zu spät gewesen.

Ich versuchte einigermaßen ordentlich auszusehen, was hieß dass ich duschen ging und meine Haare so perfekt richtete wie es nur ging. Dann noch ordentliche Klamotten an und schon sah ich akzeptabel aus. Super. Die Lebensmittel packte ich ein einen dieser Kühlbeutel, dann verließ ich die Wohnung und setzte mich in mein Auto, bis zu meinen Eltern brauchte ich je nach Verkehr etwa eine halbe bis Dreiviertelstunde und da meine Mutter – im Gegensatz zu mir – streng auf Pünktlichkeit achtete, musste ich um zwölf zum Mittagessen dort sein. Außerdem mochte ich weder nochmal aufgewärmtes noch kaltes Essen.

Ich schloss meinen USB-Stick an und hörte ziemlich laut meine Lieblingsrockband, sang fast jedes Lied mit und so kam mir die Fahrt bis zu meinem Elternhaus gar nicht einmal wirklich lang vor. Seufzend hielt ich neben dem Grundstück, und musterte das kleine Haus. Es war mehr eine Bruchbude als ein Haus, schiefe Fenster, rostige Regenrinnen, das Dach musste auch mal wieder erneuert werden und ein ungepflegter verwilderter Garten. Es wurde Zeit, dass ich mal wieder ein ganzes Wochenende hier verbrachte und mich um das Unkraut zu kümmern. Rein theoretisch könnte das auch mein jüngerer Bruder Ben tun, doch der war noch fauler als ich es war und hatte eher einen braunen statt einen grünen Daumen.

Ich stieg aus dem Auto und hörte aus dem hinteren Teil des Gartens schon das aufgeregte Gackern unserer Hühner, ich hatte diese Viecher schon immer gehasst und ich war mir sicher dass sie es auch taten. Sie waren meiner Meinung nach einfach boshafte Kreaturen.

Mit einem Seufzen klingelte ich. Sofort flog die Tür auf und meine Mutter zog mich in eine stürmische Umarmung.

»Ach Dylan, es ist so schön dich mal wieder zu sehen!«, sagte sie, als hätte sie mich seit Monaten nicht mehr zu Gesicht bekommen, obwohl ich eigentlich fast jedes zweite Wochenende oder sogar öfter hier war.

»Ja es freut mich auch. Soll ich nächste Woche mal das ganze Wochenende da bleiben und mich um den Garten kümmern? Und was ist mit dem Dach? Ich dachte ihr wolltet es neu machen lassen?«, fragte ich und drückte ihr die Einkaufstüte in die Hand.

»Das mit dem Garten wäre lieb. Das Dach müsste nächste Woche gemacht werden«, meinte sie und ich folgte ihr ins Haus, stellte meine Schuhe in den Flur und betrat die kleine aber gemütliche Küche.

Der Boden bestand aus bunten Fliesen, die Einrichtung bestand aus verschiedenen Stühlen und einer alten Küchenzeile und die Wände waren hellblau gestrichen. Es war alles chaotisch und durcheinander und doch fühlte ich mich hier unglaublich wohl, wahrscheinlich weil es mich einfach so an meine Kindheit erinnerte.

»Danke dass du noch einkaufen warst«, sagte meine Mutter und drückte mir Teller in die Hand, nicht vier sondern fünf.

»Wer kommt denn noch?«

»Bens Freundin war über Nacht da und bleibt noch zum Essen«, sagte sie und ich zog eine Augenbraue nach oben. Ben eine Freundin? Und ich hätte Wetten können das er schwul wäre... aber vermutlich sollte gerade ich nichts sagen, immerhin war ich der Fan eines Schauspielers, der sonst nur von Mädchen und jungen Frauen angehimmelt wurde und wahrscheinlich auch nur bei diesen sehr gut ankam.

Ich deckte den Tisch und setzte mich auf meinen Platz während nun auch der Rest der Familie sich in die Küche begab. Mein Vater trug eine runde Brille und zu Hause immer eine Jogginghose und ein altes T-Shirt. In dieser Hinsicht kam ich nach ihm.

Mein Bruder Ben hatte braune Augen, braune Haare und hatte eine ziemliche Ähnlichkeit mit mir, man konnte nicht leugnen dass wir Brüder waren. Er hatte ein paar weniger Pickel im Gesicht als das letzte Mal und ich war heilfroh, dass ich diese Zeit schon lange hinter mir gelassen hatte.

Seine Freundin war echt hübsch, blonde mittellange Haare, tolle Figur, ein nettes Lächeln. Sie stellte sich mir als Laura vor und schüttelte mit dir Hand. Optisch passte sie ganz gut zu meinem Bruder.

»Und ich hätte schwören können dass du schwul wirst«, meinte ich zu Ben und er umarmte mich kurz, ehe er sich auf den Platz neben mir fallen ließ.

»Das sagst gerade du. Wer ist denn so übertrieben begeistert von einem Schauspieler? Wie hieß er noch gleich? Allen Heath-irgendwas?«

»Du meinst Allen Heathrow und er sieht nicht nur gut aus, sondern ist auch ein guter Schauspieler«, meldete sich seine Freundin zu Wort.

»Dann kannst du dich ja mit meinem Bruder zusammen tun, der hat jeden Film in dem dieser Typ mitgespielt hat, sowie Fotosammlungen.« Ich seufzte und unsere Konversation wurde beendet, als unsere Mutter den Braten auf den Tisch stellte. Wir setzten uns alle hin, beteten (mehr weil unsere Eltern gläubig waren, wir aber nicht) und begannen dann zu Essen.

»In zwei Wochen habe ich Ferien, direkt an dem Monat wo du Geburtstag hast. Etwas dagegen wenn ich dann eine ganze Woche bei dir bin? Wir feiern ja sicher wieder hier und dann kannst du mich ja mitnehmen und eine Woche später wieder herbringen«, meinte Ben. Ich hatte schon in zwei Wochen Geburtstag? Oh Gott, das hatte ich total verdrängt. Ich wurde 23...

»Ehm klar, gerne.« Er lächelte und nach dem Essen verabschiedete ich mich wieder von meiner Familie.

»Bis nächste Woche, dann kümmere ich mich mal um den Garten.« Ich stieg wieder in mein Auto und fuhr nach Hause.


Color My World (BoyxBoy/Yaoi)Where stories live. Discover now