22.Kapitel (Allen)

4.4K 412 231
                                    

»Du bist erschöpft, ruh dich jetzt besser aus«, meinte Anna und drückte mir einen dünnen Hefter in die Hand. Sie hatte mir ein paar der Angebote aufgeschrieben und ausgedruckt und meinte, ich solle sie bei Gelegenheit die nächsten Tage einmal selbst ansehen, damit sie sich sicher sein konnte welche sie wirklich ganz ablehnen konnte und welche vielleicht verschieben, wenn es irgendwie möglich war.

»Danke«, sagte ich. Ich war froh dass sie sich die Arbeit gemacht hatte und irgendwie tat es mir auch leid, ihr irgendwie zusätzliche Arbeit verschafft zu haben obwohl sie wahrscheinlich noch mehr Stress mit der Planung hatte als ich auch nur vermutete.

»Kein Problem. Morgen hast du ja bis Nachmittags frei. Schlaf dich einmal richtig aus.«

»Du auch«, meinte ich und stieg aus dem Wagen aus, dann atmete ich einmal tief ein. Ich war seit heute morgen den ganzen Tag nur auf den Beinen gewesen und ich sehnte mich nach meinem Bett. Vermutlich würde ich sofort reinfallen und einschlafen, es wäre nicht das erste Mal.

Mit schleppenden Schritten ging ich die Treppe nach oben, als ich eine bekannte Gestalt auf der Treppe vor meiner Wohnungstür sitzen sah. Dylan.

Ich freute mich ihn zu sehen, aber sofort war ich ein wenig misstrauisch. Woher wusste er wo ich wohnte?

»Allen ich muss mit dir reden«, sagte er und atmete aus. Was war so dringend, dass er vor meiner Haustür wartete?

»Woher weißt du wo ich wohne?«, fragte ich vorsichtig.

»Ich bin bis zu der Ecke gefahren wo ich dich immer rauslasse und habe dann einfach die Häuser in der Gegend abgesucht bis ich dein Namensschild gefunden habe«, erklärte er und ich schaute ihn überrascht an. Das musste ewig gedauert haben, immerhin war die Gegend nicht gerade sehr klein.

»Komm erst einmal rein«, meinte ich und tippte schnell meinen Zahlencode ein, wobei ich mich so stellte dass er ihn nicht zufällig lesen konnte, und trat dan ein.

Dylan sah sich staunend in meiner Wohnung um und ihm klappte der Mund auf. Für einen Moment schien er zu vergessen, dass er etwas dringendes mit mir besprechen wollte, er starrte einfach nur meine Einrichtung an.

»Wow«, entfuhr es ihm. Vermutlich war er noch nie in einer Wohnung dieser größenordnung gewesen.

»Etwas zu trinken?«

»Ja bitte, etwas warmes wäre nett. Im Treppenhaus wird es auf dauer kalt«, meinte er und hängte seine Jacke ganz vorsichtig über einen Stuhl, als hätte er Angst etwas anzufassen.

»Fühl dich wie zu Hause. Wie lange hast du schon auf mich gewartet?« Ich füllte Wasser in den Wasserkocher und lehnte mich an die Anrichte. Meine Küche war ja so mit dem Wohnzimmer verbunden, dass ich mit ihm sprechen konnte und ihn immer noch sah, während ich wartete bis das Wasser kochte.

»Ich weiß nicht, ein paar Stunden...« Ich schaute ihn überrascht an. Er hatte mehrere Stunden draußen auf mich gewartet? Obwohl es alles andere als warm war?

»Du kannst dich ruhig hinsetzen«, meinte ich dann, als ich sah dass er immer noch unschlüssig im Raum herumstand und nicht wusste, was er tun sollte. Zaghaft setzte er sich auf meine kaum benutzte Couch und schaute sich weiterhin meine Einrichtung an, die nicht so teuer war wie er vermutlich vermutete.

Als das Wasser kochte goss ich es in zwei Tasse und tat Teebeutel hinein, dann setzte ich mich ihm gegenüber ins Wohnzimmer und stellte die Tassen ab.

»Also was willst du so dringend mit mir besprechen, dass es nicht warten konnte?«, fragte ich und er schien sich wieder daran zu erinnern warum er hier war.

»Ich... will einfach nur ehrlich mit dir sein.« Seine Stimme war leise und ich schaute ihn stirnrunzelnd an.

»Ich habe über das nachgedacht was du mir gesagt hast.« Ich nickte und er fuhr nach einem kurzem zögern fort.

»Also ich mag dich... und ich meine jetzt nicht vorrangig den Schauspieler, sondern deine ganze Persönlichkeit an sich. Und ich verstehe nicht, warum du gerade mich anfängst zu lieben, aber egal wie oft ich auch darüber nachdenke, ich weiß dass ich da zu keinem Ergebnis kommen werde und verstehen werde ich es sowieso nicht. Wie ich bereits sagte mag ich dich ebenfalls, aber ich weiß nicht wie weit diese Gefühle reichen. Es ist schon so, dass ich dich angefangen habe zu vermissen, wenn du mal wieder zu viel zu tun hast und dich nicht mit mir treffen kannst und auch, dass ich oft an dich denke seit wir uns persönlich kennen, dass ich meine Zeit gerne mit dir verbringe... aber ich weiß eben nicht ob diese Gefühle wirklich Liebe sind. Vielleicht ist es auch einfach nur meine Begeisterung für dich, die sich seit ich dich persönlich kenne gesteigert hat und deswegen ist dieses Gefühl so stark... aber vielleicht liebe ich dich ja ebenfalls? Ich weiß es einfach nicht.« Er atmete aus und ich war überrascht, dass er so wahnsinnig viel auf einmal gesagt hatte, sonst fasste er sich eigentlich immer ziemlich kurz und brachte alles auf den Punkt. Und dann diese Rede, wow.

»Also du willst damit sagen, dass es sein kann das du mich liebst, aber auch das Gegenteil der Fall sein kann?« Er nickte schwach und ich seufzte.

»Kann ich etwas ausprobieren?« Er nickte und ich stand auf. Bevor er auch nur eine Ahnung haben konnte, was ich vor hatte, beugte ich mich zu ihm runter und küsste ihn ganz vorsichtig. Es fühlte sich gut an und ich wollte am liebsten nicht mehr aufhören, aber lehnte mich dann zurück.

Er wurde rot und wandte sein Gesicht etwas ab. Verdammt, war er niedlich, selbst seine Ohrenspitzen waren rot.

»Wie fandest du es?«

»Gut...«, murmelte er und ich grinste. Das war vermutlich der erste Kuss, der mir wirklich Spaß gemacht hatte und den ich gerne tat und nicht, weil es mein Job war. Und der Unterschied war deutlich spürbar gewesen.

»Ich weiß, diese Frage kommt unerwartet, aber schlaf mit mir.« Er starrte mich wieder an, als hätte er mich noch nie gesehen.

»Ist das dein ernst?« Seine Stimme klang sogar ein wenig aufgebracht.

»Ich weiß, dass es nicht gerade angebracht ist... aber bitte.« Er schüttelte den Kopf.

»Es könnte vieles zwischen uns verändern«, meinte Dylan und ich seufzte.

»Dessen bin ich mir bewusst...« Er schien eine Weile zu überlegen, dann schien er nachzugeben.

»Tu, was du willst...« Kurzerhand hob ich ihn hoch und trug ihn in mein Schlafzimmer, wo ich ihn auf meinem riesigen Himmelbett fallen ließ und dann mein T-Shirt auszog.

»Bist du dir sicher?«, fragte Dylan und ich rollte mich auf ihn, merkte wie er meine Muskeln betrachtete. Er ließ keinen einzigen Zentimeter aus.

»Vielleicht ist dieses Gefühl von dir nur eine einfache Begeisterung... oder eben doch Liebe«, meinte ich und schaute ihn an, während er schluckte.

»Und was ist, wenn es doch keine Liebe ist? Sondern einfach nur Bewunderung?« Er hörte sich an als bereue er es jetzt schon zugestimmt zu haben.

»Dann sorge ich eben dafür, dass du dich in mich verliebst.«



Color My World (BoyxBoy/Yaoi)Where stories live. Discover now