18.Kapitel (Allen)

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Ich steckte bis zum Hals in Arbeit. In der Zeit, wo ich kaum Arbeit hatte, hatte ich mich relativ oft mit Dylan getroffen und mich richtig mit ihm angefreundet, aber die letzte Zeit war recht stressig geworden und ich hatte ihn nun schon seit über drei Wochen nicht mehr gesehen.
Ich hatte zwar keine neue Anfrage für eine Rolle bekommen, aber da mein Werbespot so gut angekommen war hatte es nur so von Modelaufträgen und Werbeanfragen geregnet. Beinahe jeden Tag stelle mir Anna die neuen Angebote vor und fragte mich welche ich machen wollte und welcher eher weniger. Ich sagte sie solle selbst entscheiden was am besten in den Terminplan passte, aber dennoch fragte sie zur Sicherheit jeden Tag nach.
Heute war ich direkt morgens bei meiner Modelagentur gewesen, danach standen noch irgendwelche Bilder für den Film an (diese ganzen Extraposter, Autogrammkarten etc.) und ich hatte jetzt schon gar keine Lust mehr.
Die Bilder dauerten eine gefühlte Ewigkeit und ich war unendlich froh als wir wieder im Wagen saßen. Ich wollte nach Hause und es war Nachmittag, morgen würde mein Tag sogar noch stressiger aussehen.
»Du hast das Angebot einer neuen Rolle bekommen«, verkündete Anna und ich stöhnte genervt auf.
Sie tippte auf ihrem Tablet herum und schob ihre Brille etwas zurecht.
»Thematik des Films?«, fragte ich und sie schob mir ihr Tablet hin. Kurz überflog ich den Text, der Film schien anscheinend auf den derzeitigen Zombiezug aufzuspringen und klang wie eine übliche Story. Wollte ich da mitspielen? Das Rollenangebot war sowieso nur eine Nebenrolle...die zwar recht oft vorkam aber immerhin passte mir das besser als eine Hauptrolle wenn ich eh schon genug Stress hatte.
»Solange es bei der Nebenrolle bleibt, ja.«
Sie nickte und tippte weiter auf ihrem Tablet herum und ganz plötzlich hatte ich das Gefühl, irgendetwas tun zu müssen, also griff ich kurzerhand nach meinem Privathandy und wählte Dylans Nummer. Es dauerte eine Weile und ich befürchtete schon, dass er nicht rangehen würde als seine genervte Stimme ertönte.
»Allen ich bin gerade arbeiten und hab etwas Stress«, sagte er und bei dem Klang seiner Stimme lachte ich. Er war vermutlich der Einzige Mensch, der mit einer genervten Stimme zu mir sprach und sich nicht einmal bemühte freundlich zu sein. Er war halt wirklich anders als die meisten in meinem Umfeld.
»Wow, bist du schlecht drauf. Ich habe jetzt den restlichen Tag frei, kann ich vorbei kommen?«, fragte ich und er seufzte.
»Ja...«
»Ich muss nicht wenn es dir nicht passt.«
»Dein Job ist viel stressiger als meiner. Schaffst du es denn überhaupt? Nicht das es zu viel wird.«
Ich lächelte.
»Ich nehme mir die Zeit einfach. Also wie lang musst du arbeiten?«, fragte ich und konnte mir vorstellen wie er vermutlich gerade auf die Uhr schaute und überlegte.
»Heute bist 18 Uhr.«
»Gut ich komme dann gefahren...«
»Ich schick dir die Adresse«, sagte er und legte auf.
Kurz darauf zeigte mir WhatsApp eine Benachrichtigung an und ich merkte mir Straße und Hausnummer. Mein Handy wanderte zurück in die Jackentasche und ich spürte wie sowohl Anna wie auch Roberto mich ansahen.
»Was ist?«, fragte ich und Anna hob eine Augenbraue an.
»Hast du eine Freundin?«
»Nein wie kommst du darauf?« Wirkte ich etwa so? Oder war es so ungewöhnlich, dass ich auch außerhalb meines Schauspielerlebens Freunde hatte?
»Ach nur so...«
Roberto sah mich über den Rückspiegel hinweg an.
»Soll ich Sie vielleicht fahren Mister Heathrow?«
»Nein danke ich nehme die Bahn.«
Er nickte und hielt vor meiner Wohnungstür, dann verabschiedete ich mich und stieg aus. Ich aß schnell etwas, ich hatte zur Zeit sowieso nur Salate da, dann ging ich Richtung Straßenbahn. So weit war seine Adresse zwar nicht entfernt aber mit der Bahn dauerte es länger als mit dem Auto.
Als ich bei besagter Adresse angekommen war, stellte ich fest das ich nicht einmal seinen Nachnamen kannte und ich hatte ihn auch nie danach gefragt.
Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es gerade mal 17:55 Uhr war und vom Café bis hier her war es vermutlich auch noch einmal ein gutes Stück. Da sein Auto nirgendwo stand, schloss ich daraus, dass er wenigstens fuhr.
Also setzt ich mich auf die Vordertreppe und wartete. Es war ein ganz normaler Wohnblock mit mehreren Stockwerken und so gelegen, dass ständig jemand vorbei lief, aber keiner schenkte mir zum Glück große Beachtung.
Kurze Zeit später hielt Dylans Wagen auf einen der vielen Parkplätze und er stieg aus.
»Wartest du schon lange?«, fragte er und ich schüttelte mit dem Kopf.
»Ich kann warten.« Er ging an mir vorbei und öffnete die Haustür, dann schaute er im Briefkasten nach und nahm einen Stapel Werbung und ein paar Briefe heraus. Bei der Gelegenheit konnte ich so halb seinen Nachnamen lesen.
Wir stiegen die Treppe nach oben und er hielt vor einer nicht sonderlich stabil aussehenden Wohnungstür.
»Es ist nicht so ein Palast wie du vermutlich hast... Die Schuhe kannst du drinnen ausziehen.«
Er schloss auf und ging hinein, ich folgte ihm. Die Wohnung war klein, aber sehr gemütlich. Ich hängte meine Jacke, Schal und Hut neben seiner an den Haken und zog dann meine Schuhe aus.
»Willst du etwas trinken? Tee?«
»Ja bitte.«
Er verschwand Richtung Küche und ich schaute mich in seinem Wohnzimmer um. Ein Sofa, ein Flachbildfernseher, ein kleiner Tisch auf dem ein Buch und ein paar Zeitungen lagen und ein riesiges Regal voller DVDs, ein paar Büchern und anderen Dingen. Neugierig trat ich näher und betrachtete die erste Reihe. Alle Filmtitel waren mir bekannt und ich stellte schnell fest, dass alles Filme waren in denen ich egal ob Haupt- oder Nebenrolle mitgespielt hatte. Sogar zwei meiner Fotoalben, obwohl das erste fehlte und auch mein Autogramm war da.
Er war wirklich ein Fan von mir...
»Hältst du mich für verrückt?« Ich zuckte zusammen als seine Stimme hinter mir ertönte und ich drehte mich um.
»Nein.«
Er verdrehte die Augen und stellte die beiden Tassen ab.
»Du kannst es ruhig sagen wenn du mich für seltsam hältst. Ich tue es ja selbst.«
Ich setzt mich neben ihn aufs Sofa und schaute noch einmal das Regal an. Dann war er ja ein Fan, na und? Natürlich könnten jetzt einige behaupten dass er mir mit Absicht näher gekommen war und das alles keine Zufälle waren... aber die Tatsache, dass er meine privaten Sachen nie öffentlich gemacht hatte und ich immerhin derjenige war der ihn aufgesucht hatte, ließ mich ihm vertrauen.
Ich hoffte dass ich es nicht bereuen würde.
»Wenn du willst, kann ich dir mein erstes Fotoalbum besorgen«, sagte ich dann und er schaute mich mit offenen Mund an, ehe er los lachte.
»Du bist wirklich seltsam«, meinte er grinsend und ich runzelte die Stirn da ich nicht verstand wie er darauf kam.

Dieses Kapitel ist wieder mit Handy geschrieben, daher könnten etwas mehr Fehler als sonst drin sein. (:

Color My World (BoyxBoy/Yaoi)Where stories live. Discover now