17.Kapitel (Dylan)

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»Dylan... was machst du eigentlich?«, fragte ich den leeren Raum, der mir natürlich keine Antwort gab. Ich hatte ihn tatsächlich angerufen, einfach ohne Grund... er war immerhin ein Schauspieler und trotzdem hatte ich ihn angerufen als wäre es ganz normal. Sicher hatte er genug Stress in seinem Job um sich dann noch mit einem Fan zu treffen... und warum gerade mit mir? Ich wurde daraus einfach nicht schlau. Was sollte ein Schauspieler schon von mir wollen?

Ich hatte auf dem Sofa geschlafen und wachte irgedwann Mittags auf, danach hatte ich einfach nur rumgelegen und gewartet bis die verabredete Uhrzeit näher rückte. Total nervös zog ich mich an, ganz normale Alltagskleidung. Ich hatte mich extra über das Restaurant informiert wo er hingehen wollte und war überrascht gewesen, als es eine einfache Gaststätte im Ort gewesen war, nichts besonders, nichts wo sonst nur Leute mit sehr viel Geld hingingen. Ein weiterer Punkt der mich wunderte, immerhin konnte er sich als Schauspieler besseres leisten.

Ich fuhr noch einmal nervös durch meine Haare, dann atmete ich aus und stieg in mein Auto. Das Restaurant war nur ein paar Straßen entfernt, weswegen ich nicht lange brauchte. Ich war ein gutes Stück eher da, weswegen ich noch einmal im Auto sitzen blieb und mich sammelte.

Er war zwar ein Schauspieler, aber ein normaler Mensch. Ich sollte ihn einfach so behandeln wie jeden anderen auch, das wäre wohl das Beste. Erschrocken fuhr ich zusammen als es an meiner Scheibe klopfte. Allen stand da und lächelte mich an, dann trat er einen Schritt zurück und ich stieg aus dem Wagen.

»Ehm... hallo.« Sehr kreativ Dylan, wirklich.

»Hay. Ich hatte schon befürchtet Sie kommen vielleicht doch nicht.« Er lächelte mich an und ich atmete noch einmal aus, dann schloss ich mein Auto ab und steckte den Schlüssel in meine Jackentasche.

»Ich würde die Einladung nicht ablehnen...Auch wenn ich nicht so ganz verstehe wieso...«

»Wollen Sie die Wahrheit wissen? Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht.« Er rückte den Hut den er trug noch einmal zurecht, dann schaute er in der Spiegelung meines Autos noch einmal nach ob alles saß. Wenn man genauer hinsah konnte man durchaus sehen dass er es war, aber von weitem oder wenn man ihn nicht wirklich beachtete? Eher kaum.

»Warum eigentlich dieses Restaurant?«, fragte ich und wir gingen hinein, wurden zu einem Tisch für zwei verwiesen und setzten uns hin.

»Es ist normal. Sicherlich denken Sie das Leute wie ich nur in fünf Sterne Restaurants essen gehen und auf viele trifft das sicherlich auch zu... aber mir fehlt die Normalität in meinem Leben, immerhin komme ich selbst aus der Mittelschicht«, erklärte er und ich konnte es sogar nachvollziehen. Sicher war es seltsam wenn man plötzlich in Geld schwamm.

»Hmh...« Ich schlug die Speisekarte auf und studierte sie eingehend.

»Darf ich Ihnen Fragen stellen? Sie müssen sie nicht beantworten, aber ich weiß nicht worüber ich sonst reden soll... und darf ich Sie dutzen? Wäre angenehmer«, fragte er und ich nickte.

»Natürlich, wie Sie wollen.«

Ein Kellner kam zu uns und nahm unsere Bestellung auf, schaute uns etwas eigenartig an – vermutlich dachte er, wir wären schwul – und ging dann wieder.

»Wie alt bist du überhaupt?«, fragte er mich dann und musterte mich noch einmal von oben bis unten.

»Was schätzen Sie denn?«

»Ich vermute mal etwa in meinem Alter?«

»23«, antwortete ich leise. »Darf ich Ihnen... ich meine dir... auch ein paar Fragen stellen?«

»Sicher.« Der Kellner brachte unsere Getränke und fragte was wir essen wollten, ich tippte einfach das erstbeste auf der Karte an und Allen tat anscheinend das gleiche.

»Bist du zu allen deinen Fans so nett?«

»Ja schon. Ich bin immer bemüht freundlich zu sein, aber ich würde keinen meiner Fans einladen oder meine private Handynummer herausgeben. Eigentlich war es ein ziemliches Risiko, wenn du sie öffentlich machen würdest, würde ich mich vor Telefonterror nicht retten können.«

»Für mich sind Sie ein normaler Mensch und ich hätte keinen Grund das zu tun. Ich weiß nicht, warum viele Menschen denken Schauspieler wären etwas besseres nur weil sie berühmt sind«, erklärte ich und er lächelte.

»Ich weiß die Frage wird unerwartet kommen, aber hättest du etwas dagegen mit mir Zeit zu verbringen? Ich denke du bist ein netter und interessanter Mensch und es ist eine gute Abwechslung zu meinem Alltag und gegenüber den Menschen mit denen ich sonst zu tun habe.«

Mir klappte die Kinnlade runter und ich starrte ihn mit offenen Mund an. Das konnte doch nicht sein ernst sein, er wollte sich mit mir anfreunden? Er lachte bei meinem Gesichtsausdruck.

»Wissen Sie... Sie sind verdammt seltsam wirklich. Was wäre, wenn ich das jetzt ausnutzen würde? Oder anfangen würde sie zu stalken?«

»Du kannst immer noch du sagen. Und ja, ich weiß dass ich seltsam bin, aber ich gehe das Risiko einfach mal ein«, meinte er grinsend. Er begann mich noch ein wenig über mein Leben auszufragen, dann kam unser Essen und er fragte mich danach was ich am liebsten hatte. Ich wünschte ich könnte ihn ebenfalls etwas fragen, aber fast alles wusste ich schon aus irgendwelchen Interviews von ihm, daher war es schwer mir eine Frage zu überlegen.

»Stimmt eigentlich was du in Interviews erzählst?«, fragte ich dann und er schien eine Weile über meine Frage nachzudenken.

»Ja eigentlich schon. Natürlich bin ich vorsichtig mit dem was ich sage – alles was man in Gegenwart von Reportern sagt kann und wird immer gegen einen verwendet – daher bemühe ich mich nicht zu viel zu erzählen aber genug, damit man nicht nachfragt.«

»Es ist bestimmt nicht gerade leicht ständig etwas über sich in der Zeitung zu lesen was nicht einmal wirklich den Tatsachen entspricht.«

»Man gewöhnt sich daran, aber es ist nervig ja. Aber wenn man berühmt ist, ist es nun einmal so, man muss damit rechnen dass so etwas passiert.« Er bezahlte die Rechnung die der Kellner uns brachte und wir zogen dann unsere Jacken an.

»Bist du eigentlich mit einem Auto da?«, fragte ich und er schüttelte mit dem Kopf.

»Nein Bahn. Ich habe kein eigenes Auto, da die Firma bei der ich unter Vertrag bin darauf besteht dass ich einen eigenen Fahrer habe, was ich für ziemlich übertrieben halte.« Wow. Ein Schauspieler der mit der Bahn fuhr und das Risiko einging entdeckt zu werden.

»Wenn du willst kann ich dich nach Hause fahren«, bot ich an, merkte aber dann das es vermutlich komisch rüber kommen würde, wenn ich ihn nach Hause fuhr und so wusste wo er wohnte. Ich holte Luft um etwas zu sagen, aber er unterbrach mich.

»Du kannst mich ein paar Straßen entfernt rauslassen.« Ich nickte, war aber froh dass er mein Angebot annahm.

Er ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und dirigierte mich durch die Straßen. Es fühlte sich irgendwie seltsam an, immerhin hatte ich gerade den Allen Heathrow in meinem Auto sitzen, aber dennoch wirkte es irgendwie normal, als würde ich einfach einen Bekannten nach Hause fahren.

An einer Straßenecke hielt ich an und wir blieben noch ein wenig sitzen und redeten, bis er auf die Uhr schaute und sagte, er müsse morgen früh raus und langsam gehen.

»Ob du es glaubst oder nicht, aber der Abend war super«, meinte er lächelnd und stieg aus dem Auto. Ich sah ihm nach bis er um die Ecke verschwunden war und startete etwas später den Wagen.

Allen Heathrow wollte mit mir befreundet sein... das klang so absurd... aber es war Realität.



Color My World (BoyxBoy/Yaoi)Where stories live. Discover now