7.Kapitel (Dylan)

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Mein Handy klingelte. Es war nicht gerade eine sanfte Art geweckt zu werden und ich tastete verschlafen danach bis ich es irgendwann unter dem Kopfkissen fand.

»Ja?«, murmelte ich verschlafen.

»Alles Gute zum Geburtstag!«, sagte Lisa und ich vergrub meinen Kopf stöhnend in meinem Kopfkissen. Woher wusste sie überhaupt davon?

»Woher...?«

»Der Chef hat es mir verraten«, sagte sie.

»Danke...«

»Was hast du heute so vor?«, fragte sie gut gelaunt und ich ahnte das sie mit dieser Frage eher darauf abzielte mich zu fragen ob wir was machen würden wenn ich nichts vor hätte.

»Ich fahre zu meinen Eltern«, sagte ich knapp und sie seufzte enttäuscht.

»Dann wünsche ich dir viel Spaß!« Schon legte sie endlich auf und ich warf mein Handy wieder irgendwo aufs Bett. 

Da ich jetzt nicht mehr schlafen konnte stand ich auf, duschte, putzte mir die Zähne und zog mich an. Danach aß ich eine Scheibe Toast und trank einen Kakao. Für mich war dieser Tag nichts Besonderes, egal ob es mein Geburtstag war oder nicht. Es war ein Tag wie jeder andere, mit dem Unterschied das ich eben jetzt ein Jahr länger auf der Welt war. Das ich mir trotzdem ein paar Tage freigenommen hatte, lag daran, dass ich wenn mein Bruder mich schon besuchte mir auch die Zeit für ihn nehmen wollte. Dafür musste ich dann das ganze Wochenende arbeiten.

Ein Blick auf die Uhr sagte mir, das es erst gegen zehn war, was hieß das ich noch eine Stunde Zeit hatte bis ich bei meinen Eltern sein wollte. Mein Vater hatte vermutlich wieder die Morgenpost ausgetragen, während meine Mutter entweder frei hatte oder Spätschicht hatte. Sie taten mehr für mich als ich wollte, da es mir persönlich egal war ob ich meinen Geburtstag feierte oder nicht, aber meine Eltern wollten es wirklich jedes Jahr und nur ihnen zu liebe tat ich es. Wenn es nach mir ginge würde ich einfach arbeiten gehen und so tun, als wäre es ein normaler Tag.

Seufzend nahm ich das Buch, was schon seit vermutlich drei Wochen auf meinem Tisch vor sich hin gammelte und begann zu lesen. Normalerweise las ich sogar recht gerne, aber nur Bücher zu denen es kein Film oder keine Serie gab. Ich liebte Filme und Serien mehr, auch wenn die Bücher inhaltlich oft besser waren. Meistens kaufte ich mir nur Bücher, wenn ich wusste dass es dazu keinen Film gab oder wenn der Film schon so gut war, dass ich auch noch die Bücher haben wollte. Mein Bruder war das genaue Gegenteil, er las fast nur Bücher und schaute sich sehr selten Filme an, da er es lieber hatte wenn er sich Charakter selbst vorstellen konnte und die Originale mehr mochte als wenn im Film Szenen weggelassen werden mussten.

Nach nur zwei Kapiteln legte ich es wieder seufzend zur Seite und beschloss jetzt schon los zu fahren, da ich nicht wusste was ich mit meiner Zeit zu Hause noch anfangen sollte. Deswegen mochte ich freie Tage mitten in der Woche nicht wirklich, nicht das sie schlecht waren, aber wenn man mehrere Tage am Stück nichts zu tun hatte fehlte einem der geregelte Tagesablauf... so war es mir schon zu Schulzeiten gegangen. Natürlich freute ich mich wie jeder Schüler auf die Ferien, aber in den Ferien war jedes Mal irgendwann die Zeit gekommen, wo ich nur noch rumsaß, weil mir der Alltag in dem ich etwas zu tun hatte fehlte, und ich die meisten Filme oder Serien die ich wollte schon lange durchgeschaut hatte.

Ich setzte mich ins Auto und fuhr zu meinen Eltern, in einem recht langsamen Tempo das ich auch nicht zu früh da war. Was sie mir wohl dieses Jahr schenken würden? Bisher waren es immer nützliche Dinge gewesen... zum Beispiel ein großes DVD und Bücherregal, wo ich neu umgezogen war, oder einen Kinogutschein.

Bei meinem Elternhaus angekommenen stieg ich aus und klingelte an der Tür, es dauerte recht lange bis Ben öffnete und ich das Haus betrat, wo es wunderbar nach dem Mittagessen roch.

»Das riecht gut...«

»Dein Lieblingsessen. Ach ja, willst du dein Geschenk jetzt oder später?«, fragte er und ich zuckte mit der Schulter.

»Mir egal... aber eher nach dem Kuchen. Unsere Eltern wollen bestimmt auch sehen wie ich es auspacke...«

Er nickte drehte sich um und verschwand Richtung Küche, während ich kurz im Bad verschwand.

Das Essen verlief ziemlich ruhig, danach half ich beim Abwasch und sah mir mit meinem Bruder zusammen einen Film an, bis es Kuchen gab. Ich stopfte den Kuchen in Rekordgeschwindigkeit in mich hinein, räumte den Tisch ab und schon saßen alle gespannt um mich herum und schauten mich an.

»Diesmal habe ich dir alle Geschenke besorgt, unsere Eltern haben nur Geld dazu gegeben«, grinste Ben stolz, verschwand kurz aus dem Zimmer und kam mit einem Karton wieder. Er war nicht gerade groß, eigentlich recht klein.

»Also... mach es auf...« Er schien aufgeregter zu sein als ich, wie ich ihn kannte wollte er unbedingt meine Reaktion sehen, was hieß das es etwas sehr aufwendiges sein musste, was genau meinen Geschmack traf.

Ich öffnete den Karton und fand zwei Umschläge, der eine rot, der andere grün, zusammen mit Haufenweise an Süßigkeiten und Knabberzeug.

»Welchen soll ich zuerst öffnen?« Mittlerweile wurde ich neugierig, was darin war. Geld wohl eher kaum... vielleicht Gutscheine? Kinokarten?

»Den grünen...«, grinste Ben und ich riss den grünen Umschlag auf. Es dauerte eine Weile bis ich realisierte, was es war.

Eine Karte für die Autogrammstunde von Allen Heathrow. Meines Wissens nach gab es davon nur etwa 100, die unglaublich schnell ausverkauft waren. Und ich hielt gerade eine in den Händen.

»Das...« Ich wusste gar nicht, was ich dazu sagen sollte. Das war eines der besten Geschenke, die ich je bekommen hatte. Natürlich waren die Geschenke die ganzen Jahre vorher auch super gewesen, aber das ich zu einer Autogrammstunde von Allen gehen konnte, ein Autogramm von ihm bekam...bisher hatte ich an diesen Terminen nie Zeit oder hatte nie eine Karte bekommen und jetzt hatte ich eine.

»Na, was sagst du dazu? Sprachlos?« Ben grinste mittlerweile so breit, dass sein Grinsen fast bis zu den Ohren reichte und ich schaute ihn nur an.

»Ich weiß gar nicht was ich sagen soll«, murmelte ich und er deutete auf den roten Umschlag.

»Da ist noch etwas, mach es auf«, sagte er und ich nahm den roten Umschlag aus dem Karton. Nichts würde die Autogrammkarte toppen, selbst wenn da jetzt eine Kreuzfahrt ein Kurzurlaub oder sonst was drin war.

Ich öffnete den roten Umschlag und diesmal klappte mir die Kinnlade ganz runter. Zuerst dachte ich, ich würde wirklich träumen, zwei so großartige Geschenke an einem Tag, nacheinander? Ich vergaß alles was ich bisher gedachte hatte, denn das hier war noch besser als die Autogrammkarte, auch wenn ich das bis vor zwei Sekunden nicht einmal für möglich gehalten hatte.

Es waren zwei Kinokarten. Aber nicht einfach irgendwelche Kinokarten, nein, es waren Kinokarten für die Premiere von Allens neuen Kinofilm. Sie mussten verdammt teuer gewesen sein, die Prämiere war zwar in einem großen Kinosaal, war aber innerhalb von gerade mal einer halben Stunde komplett ausverkauft gewesen. Und ich hielt tatsächlich zwei dieser Karten in der Hand.

Ich war so glücklich, dass es mir nicht einmal etwas ausgemacht hätte, jetzt zu sterben. Das war einfach... wow.

»Ich dachte mir wir könnten dort zusammen hingehen. Ich dachte das wäre das perfekte Ge-« Weiter kam er nicht, denn ich zog ihn in eine erdrückende Umarmung.

»Du bist der Beste«, sagte ich und er klopfte auf meine Schulter.

»Ich krieg keine Luft...«, lachte er und ich lockerte die Umarmung ein wenig, aber hielt ihn weiter fest.

»Das muss verdammt teuer gewesen sein...«

»Mach dir um das Geld keine Gedanken. Ich wusste das es dich freuen würde, also habe ich etwas von meinen Ersparnissen genommen und Mom und Dad haben ebenfalls was dazugeben und noch genug andere Verwandte«, sagte er und wand sich aus meiner Umarmung, da es ihm ein wenig unangenehm wurde.

»Trotzdem, es ist... wunderbar. Ich danke euch«, sagte ich auch zu meinen Eltern und ließ mich dann wieder auf meinen Stuhl fallen. Im Moment grinste ich wie ein Vollidiot vor mich hin, aber das war mir so ziemlich egal.

Ich hatte eine Autogrammkarte und ich konnte mir verdammt nochmal die Prämiere ansehen! Das war wirklich das absolut Beste, was man mir hätte schenken können.

Color My World (BoyxBoy/Yaoi)Where stories live. Discover now