34.Kapitel (Allen)

3.9K 318 97
                                    

»Ich hoffe du weißt, dass du nicht jeden deiner freien Tage auch für mich opfern musst«, sagte Dylan gerade und starrte auf die Ampel vor uns, als würde sie allein dadurch schneller grün werden.

»Dylan, ich liebe dich. Natürlich will ich da jede freie Minute die ich habe auch mit dir verbringen. Sonst hätte ich dir nicht angeboten bei mir einzuziehen.« Er schaute mich an ehe er seufzte.

»Wenn wir länger zusammen sind, werde ich auch bei dir einziehen, aber im Moment könnte ich es nicht ertragen jeden Tag bei dir zu sein. Nicht, weil ich es nicht will sondern weil ich mich erst an den Gedanken gewöhnen muss. Außerdem will ich nicht, dass es so wirkt als nutze ich es nur aus, dass du so viel Geld hast.«

»Du weißt dass ich so etwas nie denken würde.« Er verdrehte nur die Augen und setzte sich dann in Bewegung, als die Ampel auf grün umschaltete. Ich verstand warum er nicht schon so früh bei mir einziehen wollte, aber trotzdem würde mir der Gedanke gefallen ihn jeden Tag zu sehen, sobald ich von der Arbeit nach Hause kommen würde. Allein seine Anwesenheit ließ mich ruhiger werden und besser fühlen.

»Morgen habe ich ja auch frei, was willst du da machen?«, fragte ich und er zuckte nur mit der Schulter, ehe er sich bei mir unterhakte und ein wenig an mich lehnte. Er kümmerte sich bei so etwas nicht darum das wir zwei Männer waren und das wir auf offener Straße waren, er tat einfach was er wollte wo und wann er es wollte. Und erkennen würde mich auch niemand, da ich dafür meinen Schal viel zu sehr um meinen Hals gewickelt hatte.

»Wenn du willst können wir zu Hause bleiben... Morgen soll ja auch der erste Schnee fallen«, sagte er und schenkte mir dieses atemberaubende Lächeln, was er nur selten zeigte und hoffentlich auch nur in meiner Gegenwart. Er sah so niedlich dabei aus und es stand ihm viel besser als dieser ernste und genervte Blick den er sonst immer hatte.

»Lächel mich nicht immer so an, da bekomme ich sonst Lust dich zu küssen und zu verschleppen«, sagte ich grinsend und er verdrehte die Augen, ehe wir von einem Geschäft in das nächste gingen.

Ich wusste das Dylan es hasste einkaufen zu gehen, aber er meinte ihm wären die Winterklamotten ausgegangen und dieses Jahr sollte einer der sehr weißen Winter werden, weswegen er lieber vorgesorgt sein wollte.

Es war erstaunlich wie unglaublich gut Dylan aussah, egal was er an hatte. Jeder Kapuzenpullover, jeder dünne Pullover, jede verdammte Winterjacke und auch sonst alles was er anprobierte stand ihm einfach. Für einen Moment fragte ich mich, ob sich die Leute in meiner Gegenwart genauso fühlten wenn ich modelte.

Ich konnte mir kaum vorstellen, dass er wirklich noch gar keine Beziehung gehabt hatte, immerhin war er nun mal einfach ein Blickfang und allein der Gedanke wie ihm irgendwelche Leute bei der Arbeit wenn er seine Kellneruniform trug hinterher starrten, verursachte bei mir Bauchschmerzen.

Wobei ich ja auch dazu gehörte, immerhin hatte ich ihm bei unserer aller ersten Begegnung im Café auch ziemlich offensichtlich auf den Arsch gestarrt...

»Hey Allen, aufwachen. Meinst du, den kann ich mitnehmen? Er ist bequem und weich«, sagte Dylan und ich schaute ihn an. Er trug einen schwarzen Kapuzenpullover, der unglaublich bequem aussah und der ihm auch mehr als nur gut stand. Am liebsten würde ich ihm diesen zwar wieder ausziehen, aber ich lächelte nur und nickte zustimmend. Wir setzten unsere Shoppingtour fort, ehe er keine Lust mehr hatte und der Meinung war das er jetzt langsam genug hatte.

»Wollen wir noch etwas Essen gehen?« Zu meiner Überraschung schüttelte Dylan mit dem Kopf.

»Hmh. Nein, ich habe heute irgendwie Lust selbst zu kochen. Wir müssen nur noch mal kurz beim Supermarkt vorbeifahren.« Ich nickte und wir gingen zum Auto, welches wir ein paar Straßen weiter geparkt hatten um den Parkgebühren zu entgehen.

Eine halbe Stunde später waren wir bei ihm angekommen und er leerte den Briefkasten, in dem sich Haufenweise Zeitungen befanden, die er oben einfach auf den Küchentisch warf und mich dann anwies bei den neu gekauften Sachen die Preisschilder abzumachen und sie in die Waschmaschine zu stecken, während er das Essen machte.

Als ich damit fertig war ging ich zurück in die Küche und setzte mich an den Tisch, um ihn nicht irgendwie zu stören. Ich hatte gelernt dass Dylan nichts mehr hasste, als wenn ihm irgendjemand im Weg stand, egal um was es sich handelte. Nebenbei blätterte ich die Zeitungen durch, wobei mir dann ein kleiner Zettel in die Hand fiel, auf dem nur ein einziger Satz geschrieben stand:

Ich weiß wer du bist!

Stirnrunzelnd drehte ich den Zettel um, doch nirgendwo war ein Absender oder dergleichen zu sehen. Mich überkam ein seltsames Gefühl und ich unterbrach Dylan in seiner Tätigkeit um ihm den Zettel zu zeigen.

»Hmh... sicher nur ein Scherz.«

Ich schaute ihn zweifelnd an.

»Glaubst du das wirklich? Das sieht irgendwie eher nach einem...«

»Quatsch. Warum sollte ich einen bekommen? Ich bin keine berühmte Person und ich habe nicht einmal Freunde oder irgendwelche Bekannte, die ich mir zu Feinden machen könnte und habe auch noch nie jemandem etwas getan.«

Er nahm mir den Zettel aus der Hand, zeriss ihn in mehrere Teile und stopfte diese dann in den Mülleimer. Aus irgendeinem Grund überkam mich plötzlich ein seltsames Gefühl, als würde das alles überhaupt gar nicht so harmlos sein, wie er dachte. Was wenn jemand herausgefunden hatte mit wem ich zusammen war? Vielleicht sogar darüber nachdachte irgendetwas zu veröffentlichen?

An sich hätte ich zwar kein Problem mich zu outen, aber ich wollte einfach nicht dass Dylan auf irgendeine Art und Weise Probleme bekam. Nicht weil ich davon ausging dass es Menschen gab die dann auf ihn losgehen würden, so etwas passierte ja im realen Leben nicht unbedingt, aber ich wollte einfach nicht dass er mit meiner Welt auf irgendeine Art und Weise in Berührung kam.

Eine ganze Weile starrte ich ihn an, mit den Gedanken daran was noch so alles auf uns beide zukommen würde.

Color My World (BoyxBoy/Yaoi)Where stories live. Discover now