29.Kapitel (Dylan)

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Frustriert warf ich mich auf mein Bett und starrte auf mein Handy, welches seit drei Tagen still stand. Es war etwas mehr als zwei Wochen her dass Allen fort gegangen war und ich vermisste ihn.
Am Anfang war es nicht mal so schlimm gewesen, aber je mehr Tage vergingen umso schlimmer wurde es und seit er mich weder anrief noch schrieb, war es kaum auszuhalten. Ich wusste nicht was ich tun sollte und dazu kam, dass ich die nächsten Tage auch noch frei hatte, weil ich jetzt mehrere Wochen fast jeden Tag gearbeitet hatte da jemand ausgefallen war.

Ich wählte seine Nummer und es ertönte das typische "Diese Nummer ist zur Zeit nicht erreichbar..." und ich unterbrach die Computerstimme mitten im Satz.

Da mir zu Hause die Decke auf dem Kopf fallen würde, beschloss ich meinen Eltern einen Besuch abzustatten. An einem Haus gab es genug zu tun was mich den ganzen Tag über ablenken würde und zusätzliche Hilfen konnte man sowieso immer gebrauchen.

Also wählte ich die Nummer meiner Mutter in der Hoffnung sie war jetzt zu Hause.

»Hey Mom. Kann ich mal wieder ein paar Tage vorbei kommen? Habe frei bekommen. Soll ich etwas mitbringen?«, fragte ich und meine Mutter gab mir eine kurze Liste durch. Ich schrieb sie in meiner krakligen Schrift auf und legte dann auf.

Meine Tasche war schnell gepackt und ich ging kurz in den Supermarkt wo ich das Zeug kaufte und dazu noch ein wenig Süßkram für mich und meinen Bruder.

Die Fahrt nach Hause verlief wie immer und ich fühlte mich auch ruhiger, als ich mein Elternhaus sah. Meine Mutter stand bereits im Garten und begrüßte mich wie immer.

»Schön das du da bist. Ben hat bald Schulschluss wenn du magst kannst du ihn ja abholen, er freut sich bestimmt.« Ich nickte und sah mir den Garten an, der durch meine Arbeit von letztens noch recht ordentlich aussah.

»Was muss denn gemacht werden? Vielleicht kann ich helfen?«

»Wir haben vor die Außenfassade neu zu streichen und die Terasse mal wieder auf Vordermann zu bringen. Da hat sich in letzter Zeit viel angesammelt«, meinte sie und ich nickte, dann stieg ich wieder in mein Auto und fuhr zu der Schule auf die mein Bruder war.

Anders als ich besuchte mein Bruder ein Gymnasium welches er definitiv mit einem guten Durchschnitt abschließen würde. Es stand direkt neben der Oberschule auf die ich gegangen war: ein hellgelber Kasten mit drei Stockwerken und einer Gesamtzahl von immerhin 350 Schülern. Das Gymnasium hatte ein paar mehr, aber viele waren es auch nicht.

Ich positionierte mich so vor der Schule, dass er mich sehen würde sobald er aus der Schule raus kam. Es dauerte fünf Minuten da strömten schon die ersten Schüler hinaus und es dauerte noch einmal drei Minuten bis ich meinen Bruder sah, der sich lachend mit einem Freund unterhielt. Als er mich sah breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus und er verabschiedete sich.
»Hey Dylan!«, begrüßte er mich und stieg in mein Auto.

»Ich dachte ich hole dich mal ab. Wie war die Schule?«

»Ganz okay. Wie lange bleibst du?«

»Solange bis... Ich wieder arbeiten muss.« Eigentlich wollte ich sagen, solange bis Allen wieder da war aber ich konnte mich im letzten Moment noch zurück halten. Er wusste ja nicht dass ich mittlerweile in einer Beziehung war und er würde es mir nicht glauben, wenn ich sagte das es Allen Heathrow war. Vermutlich würde er mich für verrückt erklären.

»Und wie ging die Sache eigentlich aus?«

»Welche Sache?«, fragte ich verwirrt.

»Na die Sache mit dem Freund von dir der in dich verliebt war.«

Mir fiel wieder ein dass ich ihm ja davon erzählt hatte.

»Nun ja...«

»Ihr seid zusammen«, stellte er fest und ich zuckte mit der Schulter.

»Ja. Vielleicht stelle ich ihn euch bald mal vor... Sofern er Zeit hat, er arbeitet viel«, murmelte ich und mein Bruder grinste mich nur an.

»Ich hab dir übrigens deine Lieblingschips mitgebracht, für heute Abend oder so«, wechselte ich schnell das Thema bevor er anfing unangenehme Fragen zu stellen.

»Cheese und Onion? Eigentlich darf ich so etwas nicht essen...«
Ich schaute ihn fragend an.

»Naya ich gehe ins Fitnessstudio und ernähre mich etwas gesünder.«

»Mit wem?«

»Mit Dad, wem sonst?«
Ich brach in schallendes Gelächter aus.

»Dad und Fitnessstudio? Ich bitte dich.«

»Lach nicht. Dad ist mit seinen 45 Jahren noch ganz gut dabei.«

Ich bog in unsere Straße ein und fuhr in die Einfahrt.

»Erzähl mir etwas von deinem Freund«, bat er und ich seufzte.

»Er sieht gut aus, ist ein paar Jahre jünger und arbeitet viel, weswegen wir uns oft nur Abends und meist auch nur alle paar Tage sehen. Er ist groß, freundlich und nun ja... Man merkt, dass er verliebt ist.«

»Wie heißt er?«

»Allen.«

»Er heißt sogar wie dein Lieblingsschauspieler, cool.« Wenn er nur wüsste dass er nicht nur so hieß sondern es sogar war.

»Sagst du es unseren Eltern?«, fragte er als wir gerade die Haustür aufschlossen und eintraten.

»Was willst du uns erzählen?« Mein Vater stand in der Küchentür und musterte mich aufmerksam.

»Ehm... Ich hab einen Freund?«, murmelte ich leise, ohne nachzudenken.
Er zog nur eine Augenbraue nach oben, dann zuckte er desinteressiert mit der Schulter als ob es vollkommen normal war. Meine Mutter kam ebenfalls aus der Küche und schaute mich grinsend an.

»Stell ihn uns doch mal vor! Ich will ihn kennen lernen...« Für sie war es wahrscheinlich eher etwas besonderes dass einer ihrer Söhne schwul war.

»Demnächst.« Zusammen mit Ben ging ich nach oben in sein Zimmer, wo wir uns einen Film anschauten, während wir Chips aßen. Um mir einen Gefallen zu tun hatte mein Bruder sich einen Film mit Allen ausgesucht, was bei mir aber alles andere als Freude auslöste. Je mehr ich ihn auf dem Bildschirm sah umso mehr kam mir der Gedanke daran, dass ich ihn noch fast eine Woche lang nicht sehen würde und er mir drei Tage nicht geschrieben oder angerufen hatte.



Color My World (BoyxBoy/Yaoi)Where stories live. Discover now