14.Kapitel (Allen)

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»So die Krawatte sitzt auch... gut siehst du aus.« Anna zupfte mal wieder an meinem Anzug herum und strich ihn an sämtlichen Stellen glatt. Heute war die Feier zum Abschluss des Filmes und es würden sämtliche Leute anwesend sein: Jeder Schauspieler der darin gespielt hatte, jeder der auch nur die kleinste Spende gegeben hatte, selbst die ganzen Leute die nur für die Requisiten zuständig waren. Also kurz gesagt, jeder der auch nur in irgendeiner Weise mit dem Film zu tun hatte. Solche Feiern fanden nach jedem Film statt und es würden auch irgendwelche Presseleute anwesend sein, auf die ich eigentlich gerne verzichten könnte. Das letzte Mal hatte einer einen Schnappschuss davon gemacht, als ich mit einer Kollegin vom Film gesprochen hatte und es war in sämtlichen Klatschblättern unter dem Titel „Der junge Allen Heahtrow amüsiert sich mit Frauen, doch wer ist seine Favoritin?" zu lesen gewesen. Ich hasste es, wenn Leute dann irgendeinen Mist schrieben aber eigentlich keine Ahnung von meinem Leben hatten.

Anne trug ein wundervolles blaues Kleid, was super zu ihr passte. Sie stach nicht besonders heraus, aber sah auch nicht schlecht aus. Wir gingen hinunter und setzten uns in den Wagen, fuhren dann zu dem Saal wo die Feier stattfand.

Wir stiegen aus, der Türsteher prüfte unsere Ausweise und hakte dann die Gästeliste ab, danach betraten wir den Saal. Er war hell beleuchtet, von der Decke hingen wundervolle Kristallleuchter, alles war in Cremefarben gehalten, am Rand standen mehrere Tische mit Essen, Getränke und Geschirr und überall rannten Kellner durch die Gegend mit Tabletts voller Sektgläser und Wein.

»Oh Mister Heathrow, Sie sind endlich eingetroffen!« Der Mann der auf mich zu kam umarmte mich und gab Anna einen Handkuss.

»Sie sind eine gute Mangerin, ich freue mich das auch Sie meiner Einladung gefolgt sind.« Sie errötete ganz leicht und nickte. Der Mann war einer der hohen Tiere in der Filmbrange und war der Veranstalter.

»Es freut mich hier zu sein«, sagte ich mit meinem charmanten Lächeln und das erste was ich tat war natürlich erst einmal Richtung Buffett gehen und mir etwas zu Essen zu holen. Desserts waren hier immer so unglaublich lecker.

»Sollten Sie als Model nicht etwas mehr auf ihre Figur achten?«, sprach mich ein junger Mann an, als ich gerade das fünfte Minitörtchen verspeiste.

»Und Sie sind?«, fragte ich und er hielt mir seinen Presseausweis unter die Nase. Jonathan und ein seltsamer Nachname, der unaussprechlich war, irgendetwas Französiches.

»Es ist erstaunlich, ich habe gerade erst als kleiner Niemand bei einer großen Klatschpresse angefangen und schon bin ich auf der Feier anlässlich irgendeines Filmes mit einer Menge Prominenten. Übrigens sind Sie einer der wenigen hier, die sich nicht gleich auf irgendwelche anderen Leute stürzen und in irgendwelche total uninteressante Gespräche verwickeln.«

»Eigentlich habe ich eine ziemliche Allergie gegen Presseleute. Alles was man sagt, wird am Ende gegen einen verwendet«, meinte ich und er grinste.

»Richtig. Also Sie sind doch Model oder?« Mit einem Kopfnicken deutete er noch einmal auf das sechste Minitörtchen, was ich mir gerade gegriffen hatte.

»Ja und? Ich lebe nicht wie andere nach einem strengen Ernährungsplan, ich ess einfach was ich will und treibe Sport.«

»Im Gegensatz zu vielen anderen Models...«

»Also, was wollen Sie nun von mir?«, fragte ich ein wenig ungeduldig.

»Nichts, ich will sie nicht ausspionieren, falls sie das denken. Ich möchte mich nur gerne mit einer Person unterhalten, die etwas... normaler wirkt und nicht so überheblich.«

»Ich nehme das Kompliment an.« Ich schnappte mir noch ein Glas Wein, dann drehte ich mich um, damit ich die ganzen Leute im Blick hatte. Es würde nicht lange dauern und schon würden die ersten auf mich zu kommen, mit mir flirten oder mich über den Film ausfragen.

»Ich hoffe Ihnen ist klar, dass Sie nicht sonderlich lange mit mir reden können bis mich die ersten in Beschlag nehmen. Also fragen Sie besser gleich was Sie wissen wollen.«

Er verdrehte die Augen.

»Sie haben wirklich keine hohe Meinung von Leuten die bei einem Magazin oder einer Zeitung arbeiten. Ich möchte gar nichts wissen... nur dass, was Sie mir selbst erzählen wollen.« Ich musterte ihn noch einmal kurz. Vielleicht war er ja wirklich kein schlechter Kerl... trotzdem sollte ich vorsichtig sein.

»Die Rolle hat mir ziemlich Spaß gemacht... war eine von denen die ich wirklich gerne gespielt habe, allerdings bin ich froh wenn jetzt wieder eine etwas ruhigere Zeit beginnt, hoffe ich zumindest. Nein, ich habe noch kein neues Rollenangebot bekommen und ja, ich habe einige Modelaufträge, die nicht sonderlich aufsehen erregend sind, außerdem soll ich in irgendeiner Werbung für Müsliriegel mitspielen. Reicht Ihnen das?« Er lächelte.

»Danke, ich gehe mal lieber, die ersten kommen schon...«, sagte er und deutete mit einem Nicken in Richtung Celina, die gerade zu mir herüber kam.

Als ich wieder zu ihm schaute war er schon weg.

»Hallo Allen!« Celina verwickelte mich in ein belangloses Gespräch, bis ihr Verlobter zu ihr kam und sie zu den nächsten wichtigen Leuten schleppte, während ich mich ein wenig unter die Leute mischte. Anna konnte ich nirgendwo ausmachen und egal wo ich hinging, ständig wurde ich von den Leuten angequatscht, die nur Smalltalk führten und hauptsächlich Fragen über mein Privatleben oder den Filmdreh stellten. Ich glaubte die meisten – auch viele der Presseleute die kurz mit mir sprechen wollten – wollten nur wissen, ob ich endlich mal eine Partnerin hatte, aber keiner stellte die Frage so offensichtlich.

»Allen Heahtrow, es freut mich Sie wieder zu sehen!« Bei der Stimme fuhr es mir eiskalt den Rücken hinunter. Sie konnte nur einer Person gehören und ich dachte eigentlich, dass ich sie nicht noch einmal wiedersehen müsste. Es war die Assistentin, die mir damals bei dem einen Filmdreh schon nachgestellt hatte und jetzt stand sie schon wieder hier. Äußerlich ließ ich mir natürlich nichts anmerken und lächelte sie freundlich an. Allerdings konnte ich mich nicht mehr an ihren Namen erinnern...

»Rebecca, Sie erinnern sich doch hoffentlich noch an mich?«

»Ach ja richtig.« Sie verwickelte mich ebenfalls in ein Gespräch, was kein Ende zu nehmen schien. Sie quetschte mich regelrecht über jede kleine Einzelheit meines Lebens aus und ich beantwortete die Fragen kaum oder wich ihnen irgendwie aus, da es sie als jemand fremden einfach nichts anging.

»Sie sind so ein großartiger Schauspieler, die Frauen müssen ihnen zu Füßen liegen«, sagte sie gerade, als ein lautes scheppern ertönte und alle auf die Kellnerin starrten, die gerade ein Tablett mit Wein fallen gelassen hatte. Natürlich rührte sich keiner um ihr zu helfen, also setzte ich mich in Bewegung und kniete mich hin um ihr dabei zu helfen die Scherben aufzusammeln, wobei natürlich jeder das beobachtete.

»Habt Ihr nichts besseres zu tun als rumzustehen und zu zusehen, anstatt auch mal zu helfen?«, murrte ich dann und die Anwesenden starrten mich an, einige schuldbewusst, andere eher abschätzend.

Als die Scherben aufgesammelt waren half ich der Frau hoch, suchte Anna und beschloss einfach von der Feier zu gehen.

Color My World (BoyxBoy/Yaoi)Место, где живут истории. Откройте их для себя