42.Kapitel (Allen)

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»Du solltest...«, begann Sarah doch ich unterbrach sie etwas zu gereizt.

»Nein, ich werde mich nicht ausruhen und ich brauche auch keinen Schlaf!«

Sie musterte mich besorgt, gab es dann aber auf und gesellte sich wieder zu Ben, der seit gestern bei mir in der Wohnung war. Ich hatte es nicht mehr lange im Hotel ausgehalten und wollte zurück nach Hause in meine vertraute Umgebung. Zur Sicherheit saß ein Polizist vor dem Häuserblock in seinem Auto, aber ich bezweifelte das ich mich in Gefahr befand.

Ben war zwar die letzten Tage in die Schule gegangen, hatte sich aber für heute krank gemeldet da er meinte er könne sich kaum konzentrieren und er heute auch keine wichtigen Fächer hatte. Auch Dylans Eltern waren ab und zu hier, sowie auch Anna, und die Nähe der anderen beruhigte mich ein wenig.

Die letzten Tage waren schrecklich gewesen, ich hatte nicht geschlafen und irgendwann auch aufgegeben es zu versuchen. Jedes Mal wenn ich mich in mein Bett legte quälten mich die Gedanken daran was gerade wohl mit Dylan passierte und die schrecklichsten Szenarien nahmen in meinem Kopf Gestalt an. Egal wie oft ich mir auch versuchte einzureden das alles gut war, ich konnte es einfach nicht.

Ich stand auf und ging ins Bad, wo ich eine gefühlte Ewigkeit brauchte. Es war sicher schon mehrere Tage her das ich geduscht hatte, also beschloss ich es mal wieder zu tun. Das warme Wasser beruhigte mich keines wegs, aber trotzdem fühlte ich mich ein klein wenig besser, auch wenn ich vermutlich etwas zu lang unter der Dusche gestanden hatte.

Müde betrachtete ich mein Gesicht im Spiegel, tiefe Augenringe und es wirkte ausgelaugt, kraftlos. Wie lange war es eigentlich schon her, das Dylan weg war? Vier Tage?

»Hast du Hunger?«, fragte Sarah als ich aus dem Bad kam und ich schüttelte vorsichtig mit dem Kopf. Allein bei dem Gedanken daran jetzt noch etwas zu essen wurde mir schlecht. Ich vermisste ihn einfach zu sehr.

»Du musst aber langsam etwas essen«, meldete sich nun auch Ben zu Wort, der gerade lustlos in einer Schüssel Cornflakes herum rührte. Auch er hatte in den letzten Tagen nur schlecht geschlafen und kaum etwas gegessen, aber er zwang sich wenigstens dazu.

»Ich versuche es...«, sagte ich dann, nahm mir ebenfalls eine Schüssel Cornflakes und versuchte wenigstens etwas zu essen. Ich schaffte es immerhin den halben Inhalt der Schüssel runter zu würgen, ehe ich aufgab.

Sarah verabschiedete sich, da sie auf Arbeit musste und ich blieb mit Ben allein zurück in meiner viel zu großen Wohnung, die sich noch leerer anfühlte wie sonst. Oder war ich es, der sich leer anfühlte?

Mit Ben allein zu sein war beruhigend. Er gehörte nicht zu den Menschen die einem mit dem ganzen »Es geht ihm sicher gut« Floskeln kam, sondern der einfach nur da war. Manchmal unterhielten wir uns über etwas um ein wenig von unserer Besorgnis und den quälenden Gedanken abzulenken, aber es half nur für eine begrenzte Zeit. Oft fragte ich mich ob ich Dylan je wieder sehen würde und ich wusste das Ben genau das Gleiche dachte.

»Soll ich dir bei etwas helfen?«, fragte Ben und ich schüttelte mit dem Kopf. Manchmal, wenn ich ihn so anschaute bemerkte ich die starke Ähnlichkeit die er mit Dylan hatte. Man sah sofort, das sie Brüder waren.

»Gut... Dann gehe ich etwas fernsehen...«, meinte er und setzte sich aufs Sofa. Er schaltete den Fernseher an und blieb bei irgendeiner Comedyserie hängen, die er aber mit mangelndem Interesse verfolgte.

Nachdem ich das Geschirr in die Spüle gestellt hatte, setzte ich mich zu Ben aufs Sofa, einfach weil ich nicht wusste was ich sonst tun sollte. Irgendwann schlief ich dann durch die Erschöpfung und den Schlafmangel ein.


»Allen, wach auf!«

»Hmh«, murmelte ich noch im Halbschlaf und machte keine Anstalten aufstehen zu wollen.

»Sie haben Dylan gefunden und er lebt.« Allein dieser Satz reichte aus damit ich sofort hellwach war und vom Sofa aufsprang. Wie spät war es? Wie lange hatte ich geschlafen?
Und viel wichtiger wie ging es Dylan und wo war er?

Ich nahm Ben mein Handy aus der Hand und ging atemlos ran.

»Gut das ich Sie erreiche Mister Heathrow. Wir haben Ihren Freund gefunden, er befindet sich jetzt im Krankenhaus, vermutlich dürfen Sie ihn in ein bis zwei Stunden besuchen.« Er gab mir den Namen des Krankenhauses durch und ich sprang sofort auf und umarmte Ben. Ich war so froh dass er noch am Leben war...

»Wie spät ist es eigentlich?«

»Gleich um drei, du hast mehr als einen Tag lang geschlafen und ich wollte dich nicht wecken...«, sagte er und ich ging sofort ins Bad um mich fertig zu machen, in der Zwischenzeit rief Ben seine Eltern an damit diese uns abholen kamen und wir alle gemeinsam ins Krankenhaus fahren konnten.

Ich war ganz hibbelig und konnte nicht still sitzen während wir warteten und war umso erleichtert, als es endlich klingelte. Auch die ganze Fahrt über sprach ich kaum, sondern zählte beinahe die Sekunden bis wir endlich vor dem Krankenhaus hielten. Es war ein riesiges Gebäude in dem man sich leicht verlaufen konnte, also wartete ich geduldig, bis wir an der Rezeption nach der Nummer und dem genauen Weg gefragt hatten.

Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis wir endlich seine Station erreicht hatten. Vor seiner Tür stand ein Polizist der gerade mit dem Arzt sprach. Als er uns bemerkte kam er zu uns um uns über den Stand der Dinge zu informieren, allerdings hörte ich ihm kaum zu. Viel mehr interessierte mich Dylans gesundheitlicher Zustand und was mit ihm in den letzten Tagen passiert war. Als der Polizist geendet hatte, gingen wir zum Arzt hinüber.

»Was können Sie mir über seinen Zustand sagen?«, fragte ich sofort, ohne ihn zu begrüßen oder dergleichen. Ich hielt es einfach nicht länger aus zu warten.

»Sein Zustand ist stabil und bisher können wir annehmen, dass er keine bleibenden körperlichen Schäden trotz des Drogenkonsums haben wird. Wir werden ihn noch eine ganze Weile hier behalten müssen... «, sagte er und ich schaute ihn an. Drogenkonsum? Als er meinen fragenden Blick bemerkte räusperte er sich.

»Er stand die letzten Tage unter Drogeneinfluss. Wir gehen davon aus, dass er sich die meisten Wunden an seinem Körper aufgrund der starken Wahnvorstellungen selbst zugefügt hat. Körperlich gehen wir, wie bereits schon gesagt, nicht von bleibenden Schäden aus, psychisch sieht die Sache aber anders aus. Allerdings können wir dazu noch nicht viel sagen, da er noch nicht aufgewacht ist.«

Damit verabschiedete sich der Arzt um zu seinem nächsten Patienten zu gehen, während wir zurück blieben. Wie erstarrt stand ich da, innerlich zeriss es mich bei dem Gedanken daran, wie sehr Dylan in den letzten Tagen gelitten haben musste.


Auch dieses Kapitel ist mal wieder nicht bearbeitet, sorry dafür. Jetzt sind es nur noch 8 Kapitel, bis CmW endet... D:

Color My World (BoyxBoy/Yaoi)Where stories live. Discover now