Kapitel 31

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Langsam erwachte ich. Helles Licht schien durch die Fenster, die Vorhänge wehten leicht durch den seichten Wind. Alles schien ruhig und idyllisch, und so fühlte ich mich.
Erst wenige Lidschläge später kamen die Erinnerungen zurück. Ich erhob mich abrupt, mein Herz pochte wild. Ich griff in meinen Nacken. Nichts. Erleichtert atmete ich aus, riss die Decke zur Seite und schwang mich aus dem Bett.
Meine Schwerter waren an die Wand gelehnt, meine Pistolen und Messer lagen daneben. Ich ergriff meine Waffen, steckte sie zurück in die Halterungen und verließ hastig mein Zimmer.
Bellamy hatte mich loswerden wollen. Wahrscheinlich aus dem Grund, damit mir nichts passierte, doch konnte er mich nicht retten, indem er mich von Allem fernhielt. Vor allem nicht, wenn man mich in einen Raum einsperrte - oder man mich betäubte und mich in ein Bett legte, in der Hoffnung, ich würde lange ohne Bewusstsein sein.
Ich schritt durch die Korridore, zog eine Schusswaffe, und da entdeckte ich einige meiner Freunde.
»Wo ist Bellamy?«, verlangte ich zu wissen und bog ohne weiteres um die Ecke.
»Rose!«, rief Bellamy und zog mich zu sich auf einen Kasten. Hätte er dies nicht getan, wäre ich mitten in die Wasserlache gerannt, die unter Strom gesetzt wurde. Kane und einige anderen gechipte Menschen fielen zuckend in sich zusammen.
Ich atmete tief ein und aus, während ich mich mit meinen Hände an Bellamys Jacke klammerte. Mein Blick ruhte auf den Körpern, die für kurze Zeit außer Gefecht gesetzt waren.
»Wo ist Clarke?«, fragte ich plötzlich.
»In der Halle. Bei Abby und Murphy«, antwortete Bellamy und wir stiegen vom Kasten - Pike und Miller, die ebenfalls auf jeweils einem gestanden hatten, ebenso.
»Wir müssen uns beeilen«, meinte Octavia und wir begaben uns auf den Weg zum Thronsaal.
Ich öffnete hastig die Tür, doch meine Schritte verlangsamten sich sogleich, als ich Clarke auf dem Thron sitzen sah. An ihrer Nase haftete getrocknetes Blut, ihre Hände waren an die Armlehnen gefesselt, durch den rechten Unterarm verlief ein Schlauch.
»Was habt ihr getan?«, rief ich fassungslos. Ich rannte meiner Freundin entgegen und kniete mich vor sie. »Clarke?« Ich tätschelte ihre Wange, doch sie regte sich nicht. »Was, zum Teufel, habt ihr getan?«
»Sie ist in der Stadt des Lichts«, erklärte Abby und trat neben mich, während die anderen in meinem Rücken alle Möbel vor der Tür aufstauten, die hier zu finden waren.
»Wie ... Was?«  Ich blickte nach links. Ontaris Brustkorb war aufgeschnitten, Murphy drückte immer und immer wieder auf ihr Herz. Auch von ihr ging ein dünner Schlauch aus, der zu Clarke führte. Sie tauschten das Blut aus. Das dunkle Blut des Hedas gegen das von Clarkes.
»Hat sie die Flamme ...?« Mit offenem Mund, der nach mehr Worten rang, deutete ich auf Clarke.
»Ja«, antwortete Abby.
Verzweifelt legte ich meine Hände auf den Kopf und wandte ich mich um. Bellamy schmiss den letzten Hocker auf den Haufen und kam mit den anderen zu mir herüber.
»Rose, bitte, es wird funktionieren«, sagte Bellamy und hielt mir seine Hand entgegen. Ich ergriff sie und er drückte meine sanft. Dann löste ich mich von ihm, und in diesem Moment begannen die Möbel zu beben. Man rannte bereits gegen die Tür, um sie einzubrechen.
Ich zückte beide Schusswaffen und stellte mich auf Angriffsposition. Es dauerte nicht lange, da drangen die gechipten Menschen ein. Wir wurden sofort angegriffen. Sie hatten keine Waffen, schlugen mit den bloßen Fäusten auf uns ein. Ich schoss den ersten nieder, doch ein zweiter stieß mich zu Boden.
Eine meiner Waffen fiel aus meiner Hand und schlitterte davon. Der gechipte Mann stürzte sich auf mich, wollte mir die Luft abdrücken, aber ich hielt im rechten Moment meine Pistole hoch und jagte ihm eine Kugel in den Kopf. Tot fiel er in sich zusammen und ich schob ihn von meinem Körper.
Als ich mich gerade erheben wollte, kam ein weiterer Mann, der mich an meinem Bein über den Boden zog. Ich wehrte mich und trat wild um mich. Dadurch verpasste ich ihm einen Tritt in die Magengrube, so dass er sich darunter krümmte.
Nun wurde ich plötzlich auf mich eingeschlagen, mein Gesicht wurde glücklicherweise ausgelassen, so dass ich noch alles koordinieren konnte. Ich wollte schießen, doch entriss man mir meine Waffe. Ein weiteres Mal schlug man mich und begann dann mir die Luft abzudrücken.
Ich tastete nach dem Heft eines Dolches in der Halterung. Als ich ihn fand, ergriff ich ihn, zog ihn heraus und ließ ihn in den Hals meines Angreifers fahren. Die Schneide durchschnitt das dünne Fleisch, und Blut quill heraus. Ich zog den Dolch zurück und rappelte mich auf. Immer mehr Menschen betraten die Halle, es wurde allmählich eng.
Ein weiterer Mann griff mich an. Ich zog im rechten Moment meine Schwerter und tötete ihn.
Verzweifelt sah ich mich um. Wenn Clarke es nicht bald schaffen würde, würden wir alle sterben. Ich entdeckte Kane, der Bellamy die Luft so stark abdrückte, dass sein Kopf bereits rot war. Ich zögerte. Kane war ein guter Mann und er stand unter A.L.I.E.s Willen. Doch wenn ich nicht handeln würde, dann würde Bellamy sterben.
Gerade, als ich mich entschlossen hatte, anzugreifen, stürzten die Angreifer zu Boden. Einige schrien, andere wirkten geschockt. Ich wandte mich zu Clarke um. Sie erwachte. Ich atmete erleichtert aus und rannte schließlich der Frau entgegen. Fest umarmte ich sie und auch sie legte ihre Arme eng um mich.
»Du hast es geschafft«, murmelte ich.
»Ja.« Clarke lachte leise. »Ja, das habe ich.«
Ich löste mich von ihr und ich drehte mich um. Abby kümmerte sich nun um Clarke, und ich rannte auf Bellamy zu. Ich schlang meine Arme um seinen Hals, während er mich ebenfalls im Arm hielt.
Erst in diesem Moment wurde mir klar, dass wir es geschafft hatten. Wir hatten A.L.I.E. besiegt, sie endgültig vom Hals. A.L.I.E., die wir nie zu Gesicht bekommen hatten, war zerstört. Jetzt konnte das Leben weitergehen. Wir konnten alle neu anfangen, alles hinter uns lassen.
Dies dachte ich und mit diesem Gewissen löste ich mich auch von dem Mann. Ich erhob mich, zog ihn auf die Beine und ließ ihn zu Clarke gehen. Ich selbst blickte umher. Grounder und Sky People waren hier versammelt, alle noch benommen von dem Ganzen. Wir standen zusammen hier, keine Waffe wurde erhoben, kein Blut vergossen. Dies war wahrscheinlich der Beginn von etwas Größerem.
Plötzlich hörte ich in meinem Rücken das Schaben von Stahl und dann das Knacken von Knochen. Abrupt wandte ich mich um und starrte wie alle anderen Octavia entgeistert an, die Pike mit ihrem Schwert durchbohrte. Langsam zog sie es wieder heraus und der Mann sank sterbend zu Boden.
Ohne ein Wort schritt Octavia an ihm vorbei. Den Blick starr nach vorne gerichtet, verließ sie die Halle, während wir ihr hinterhersahen.
Fassungslos sah ich hinunter zu dem toten Mann und dann herüber zu Bellamy. Er schwieg, wir ebenso, doch in seinen Augen konnte ich lesen, dass er nicht glaubte, was gerade passiert war.
Ich wandte mich wieder der Tür zu. Octavia war bereits verschwunden, und ich schluckte schwer.
Ja, das war wahrscheinlich der Beginn von etwas Größerem.

Yu Gonplei Nou Ste Odon Nowe || The 100 [Staffel 1-3]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt