10. Kapitel

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Als der Morgen heranbrach, begaben wir uns auf den Weg nach Mount Weather. Nach einer Weile zog Bellamy Octavia und mich mit sich.
»Was hast du vor?«, fragte ich ihn, als wir uns weit genug von der Gruppe entfernt hatten.
»Clarke möchte, dass wir alleine nach den Ruinen suchen«, antwortete der Junge. »Hier!« Er warf mir mein Messer zu. »Du hast es im Baum stecken lassen. Bitte bring uns nicht um.« Er sah mich mit einem breiten Grinsen an und ging weiter.
Auch mir stand das Lächeln groß ins Gesicht geschrieben.
»Hab ich irgendwas verpasst?«, fragte Octavia mich und lief an mir vorbei.
»Krieg ich eigentlich auch so eine Schusswaffe?«, wollte ich nach einer Weile wissen.
»Ich dachte, du benutzt so etwas nicht«, bemerkte Bellamy.
»Finn hat sich doch auch geändert.«
»Und dabei Unschuldige deiner Art umgebracht!«, fügte Octavia sauer hinzu.
»Der Krieg bringt viele Narben«, meinte ich ruhig.
»Und das kommt ausgerechnet von dir!«
»Octavia, lass sie in Ruhe!«, befahl Bellamy, ohne sich zu uns umzudrehen.
»Blake, stehen bleiben!«
Überrascht drehten wir uns um und blickten in die Gesichter dreier Soldaten.
»Die Ratsvorsitzende hat befohlen, euch zurückzubringen«, sagte der eine.
»Wir müssen unsere Freunde retten«, beharrte Bellamy.
Plötzlich tauchten gelbe Schwaden auf.
»Säurenebel!«, schrie ich und rannte los.
»Rose!« Bellamys Stimme klang laut und ein wenig ängstlich.
»Die Ruinen«, flüsterte ich und blieb vor dem kargen Gestein stehen. »Wo sind sie?«
»Sie müssen hier sein. Hey! Helft mir mal!« Hastig eilten die Männer Bellamy zur Hilfe, bis auf einer, welcher an seinen Zelten herumkramte.
»Na, endlich!«, rief Octavia erleichtert und wir stürmten in den sicheren Schutzraum. Ich sah, wie Bellamy einen Mann hereinzog und dann krampfhaft die Tür wieder schlossen.
»Wir müssen zu den anderen!«, rief der soeben gerettete Mann.
»Wenn wir da rausgehen, werden wir sterben«, meinte Bellamy sauer.
»Wo sind wir?«, fragte neben mir der andere Mann.
In der Halle standen Autos, welche fingerbreit mit Staub überzogen waren.
»Es sieht aus wie eine Garage«, sagte Bellamy.
»Es sieht eher aus wie ein Grab.« Octavia schaltete ihre Lampe an.
»Wir teilen uns auf.« Bellamy lief voran und wurde plötzlich von dem einen Soldaten festgehalten. Dieser zückte seine Waffe.
»Bitte, Blake.« Er reichte Bellamy die Pistole und lief mit seinem Kumpel los.
»Hier.« Bellamy übergab mir die Waffe, und wir drei gingen unseren eigenen Weg.
»Mann, ist das gruselig hier«, hörte ich Octavia einige Meter von mir entfernt sagen.
auf einmal vernahm ich laute Musik. »Was ist das?« Ich wandte mich zu Bellamy um.
»Keine Ahnung. Finden wir's heraus!« Der schwarzhaarige Junge rannte los und plötzlich erklangen Schreie. »Los!«
Wir schlängelten uns durch die Autos und bogen um eine Ecke.
»Halt!«, brüllte Bellamy und schoss. Erst jetzt entdeckte ich die Reaper, die auf dem Boden etwas fraßen - es waren die beiden Soldaten.
»Stopp!«, rief Octavia auf einmal, als ihr Bruder zwei erschossen hatte. »Das ist Lincoln!«
Ein Lächeln huschte über meine Lippen und ich rannte meinem Bruder entgegen. »Du lebst!«
»Rose, nicht!«, schrie Octavia hinter mir und ich hörte einen Schuss. Die Kugel traf meinen Bruder ins Knie und er stockte. Ich wurde am Arm mitgezogen und hinter ein Auto gezogen. Ich sah noch, wie Octavia ihre Waffe über Lincolns Schädel zog und er stöhnend zu Boden sank.
»Was ist mit ihm?«, fragte das Mädchen.
»Ich glaube, die Mountain Men machen die Reaper«, sagte ich fassungslos.
»Kommt, wir denken uns schon etwas aus. Aber wir müssen jetzt erst mal verschwinden, bevor er aufwacht!« Bellamy zog mich wieder mit sich und Octavia folgte uns.
Von unserem Versteck aus beobachten wir, wie Lincoln wieder zu sich kam. Ich nickte Octavia zu und sie sprang hervor.
»Lincoln! Lincoln, hier drüben!«, rief sie und wedelte mit den Armen.
Mein Bruder brüllte und rannte auf sie zu. Er war so schnell bei ihr, dass sie es gar nicht realisierte. Er schloss seine Finger um ihren Hals und bevor er sie erwürgen konnte, schockte Bellamy ihn mit dem Elektrostab. Mir stiegen die Tränen in die Augen, als ich ihn dort so liegen sah.
»Er wird wieder so werden wie früher«, versprach Bellamy uns und fesselte ihn.
Zusammen brachten wir Lincoln zum Lager, dort wo die Hundert damals gelandet waren. Er wurde in dem Raum angekettet, in welchem er und ich schon einmal gefangen gehalten wurden.
»Ich werde Clarke holen«, meinte Bellamy und warf mir den Elektroschocker zu.
Als er verschwunden war, legte ich ihn neben mich und musterte das noch regungslose Gesicht meines Bruders.
»Ich hoffe, er wird's überleben«, murmelte ich.
»Wir dürfen nur nicht den Glauben verlieren.« Ich wandte meinen Kopf zu Octavia und nickte. »Er hat viel von dir gesprochen, als wir geflohen sind.«
Ich lachte leise. »Das sieht ihm ähnlich.«
»Er liebt dich, Rose. Du bist seine kleine Schwester.«
»Sagst du es, weil du es weißt oder weil du es denkst, da es bei dir und Bellamy genauso ist?«
Ihr Blick wanderte zu Lincoln und sie schwieg eine Weile. »Ich weiß es«, sagte sie schließlich.
Plötzlich regte sich Lincoln. Er hob seinen Kopf und begann unaufhörlich an seinen Fesseln zu ziehen. Wütende Knurrgeräusche kamen aus seinem Inneren und er brüllte wie ein wildes Tier.
Ich wandte mich ab und hielt mir die Ohren zu. Ich konnte das einfach nicht ertragen. Auch Octavia rannen die Tränen die Wangen hinunter und sie winkelte ihre Beine an und legte den Kopf auf die Knie.
Nach einer langen Zeit tauchte dann endlich Bellamy mit Clarke und Finn auf.
»Was ist mit ihm?«, fragte das blonde Mädchen.
»Er ist ein Reaper«, erklärte ich knapp.
»Was hat er am Bein?«
»Ich habe ihn angeschossen«, meinte Octavia daraufhin trocken.
»Ihr müsst ihn hinlegen!« Clarke fuhr sich unsicher durch die Haare.
Mühsam schafften Finn und Bellamy es irgendwie, Lincoln ihn hinzulegen und am Boden zu fesseln.
Clarke wollte seine Wunde verarzten, doch er brüllte und zappelte, so dass sie erschrocken zurück wich. Octavia ging zitternd nach draußen und Finn und Bellamy hielten meinen Bruder auf Clarkes Befehl hin an den Armen und Beinen fest. Als sie die Kugel aus seinem Knie gezogen hatte, kam Octavia wieder.
»Und du weißt auch wirklich, was du machst?«, fragte Finn.
»Du!«, rief auf einmal jemand hinter mir.
Finn wurde gegen die Wand gedrückt und Nyko schloss seine Finger um Finns Hals.
»Mörder!«, schrie er in unserer Sprache und Bellamy zielte mit einer Waffe auf ihn.
»Nein, warte. Er ist Heiler!«, riefen Octavia und ich.
Bellamy ließ die Waffe sinken und Clarke fragte: »Kannst du ihm helfen?«
Nyko nickte. Er kniete sich hin und holte ein Fläschen hervor. »Yu gonplei ste odon«, sagte er und wollte einen Tropfen in Lincolns Mund geben. Ich stand zu weit weg, um ihn aufzuhalten, doch Clarkes Hand schoss blitzschnell nach vorn und fing die Flüssigkeit ab.
»Ich weiß, was das heißt. Das sagen sie, wenn jemand stirbt!«, rief sie.
Ich zog meinen Dolch und hielt ihn von hinten an seinen Hals.
»Ist das wahr?«, wollte Octavia wissen.
»Ja.« Nyko nickte.
Ich drückte ihn an die Wand und ließ den Dolch zu seinem Herz wandern. »Du wolltest meinen Bruder umbringen!«, schrie ich.
»Es ist das Beste«, meinte Nyko.
»Er war dein Freund!«
Plötzlich hörte ich Lincoln hinter mir röcheln und dann verstummte er. Ich ließ Nyko los und er fiel zu Boden. Ich drehte mich zu Clarke um und blickte erschrocken auf meinen regungslosen Bruder.
»Clarke, mach was!«, rief ich.
Das Mädchen legte ihre Hände auf Lincolns Brust, stützte sich auf ihn und drückte immer wieder auf ihn herum. Mein Herz pochte wild und mein Atem stockte - ich hatte Angst.
Plötzlich atmete Lincoln wieder und ich atmete erleichtert auf.
»Wie ist das möglich?«, hörte ich Nyko fragen.
»War das bei allen Reapern so?«, fragte Clarke ihn.
»Ja, sie waren tot!«
»Anscheinend nicht.« Sie stockte kurz. »Ich weiß, wie wir den Krieg verhindern können. Wir konnten nur nie zuvor etwas bieten.«
»Aber jetzt?«, fragte Finn.
»Wenn Clarke die Reaper heilen kann, wäre das eine Möglichkeit.«
»Nicht ich, sondern meine Mum«, verbesserte Clarke.
»Und wenn es nicht funktioniert? Welche Wahl haben wir dann?«, wollte Bellamy wissen.
»Wir haben keine.« Clarke sah uns an. »Passt auf ihn auf. Ich hole meine Mum und spreche mit Anyas Sekundantin.«
»Lexa.« Ich nickte. »Soll ich mitkommen?«
»Nein, du bleibst hier und passt auf deinen Freund auf.« Clarke warf Nyko einen Blick zu und verschwand.
»Ich bringe dich um, wenn du ihn auch nur anrührst«, drohte ich ihm und er lachte.
»Du hast deine Art nicht verloren, Rosana.«
»Ge smak daun, gyon op nodotaim«, sagte ich nur.
»Ja, das stimmt.« Er lächelte. »Man muss immer wieder aufstehen.«

Es hatte lange gedauert, bis Abby endlich auftauchte. Sie begutachtete Lincoln und auf einmal kam Schaum aus seinem Mund.
»Machen Sie was, sonst stirbt er!«, rief Octavia.
Urplötzlich hörte Lincolns Herz wieder auf zu schlagen und Abby tat dasselbe wie Clarke zuvor, doch dieses Mal rührte er sich nicht.
»Nein!«, kam es von mir und Octavia gleichzeitig.
In diesem Moment kamen Clarke und Lexa mit weiteren Groundern und Octavia ließ sich auf Lincolns Brust fallen.
»Ich bringe sie um!«, schwor Indra und zückte ihr Schwert.
Auf einmal zogen alle ihre Waffen und bevor es zum Kampf kommen konnte, stürmte Abby los und berührte Lincoln mit dem Elektroschocker.
»Noch einmal!«, rief Clarke und ihre Mutter tat ihr den Gefallen.
Plötzlich regte Lincoln sich und er schlug seine Augen auf.
Lexa grinste. »Ich denke, wir sind im Geschäft.«

Hey!
1567 Wörter, extra für euch. Ich habe recherchiert und wenn ihr nichts dagegen habt, werde ich es so machen, dass Rosana öfter in der Grounder-Sprache Tringedasleng spricht.
Lasst es mich wissen und wenn Fragen da sind, einfach in die Kommis :)

Yu Gonplei Nou Ste Odon Nowe || The 100 [Staffel 1-3]Where stories live. Discover now