Kapitel 21

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»Du hast versagt«, sagte er.
»Nein.« Hastig schüttelte ich den Kopf. »Ich habe alles getan, was getan werden musste.«
»Du hast versagt«, wiederholte er. Sein Blick brannte wie Feuer auf meiner Haut und meine Augen füllten sich mit Tränen. »Alle sind tot. Deinetwegen.«
»Nein!«, entgegnete ich und schüttelte heftiger den Kopf.
»Deine Eltern sind tot, Mayk ist tot, Lexa ist tot, ich bin tot. Und alles ist deine Schuld! Du suchst immer nur das Gute im Menschen, doch es gibt nichts Gutes.«
»Lincoln«, flüsterte ich.
»Es gibt keinen Lincoln mehr. Lincoln ist tot. Alle deine Freunde sind tot.«
Hinter dem Mann tauchten Gestalten auf. Sie liefen langsam auf mich zu, knurrende Geräusche von sich gebend. Ich sah Lexa, die eine Schusswunde im Bauch hatte. Daneben liefen meine Eltern, geköpft und ihr eigenes Haupt in den Armen tragend. Ich entdeckte Finn, welcher nur noch eine verwesende Leiche war, die auf mich zulief. Ravens Handgelenke bluteten, Jaspers Herz war herausgerissen. Monty trug ein irres Lächeln im Gesicht, Octavias Körper zeigte unendliche Stiche auf.
»Jus drein jus daun«, sagte sie und schnitt Clarke die Kehle auf.
Ich schrie, als der Leichnam zu Boden fiel, doch kurz darauf erhob Clarke sich wieder, immer noch mit der blutenden Wunde am Hals.
Nur Bellamy war ein normaler Mensch, der an der Spitze lief und vor mir stehenblieb.
»Bellamy«, sagte ich leise mit tränenden Augen.
Er lächelte mich an und ergriff meine Hand. Er beugte sich zu mir hinunter und flüsterte in mein Ohr: »Du hast mich getötet.«
Ich spürte plötzlich in meiner Hand ein Messer und er ließ es hastig an sein Herz führen. Die Klinge durchschnitt den Stoff, drang durch Haut und Gewebe. Sein Blut strömte heraus, durchtränkte sein Oberteil, tropfte zu Boden.
»Du hast mich getötet«, wiederholte er, dann riss er mir das Messer aus der Hand und schnitt mir die Kehle durch.
Schreiend schreckte ich auf. Mein Herz raste, mein Atem ging schnell, Schweiß perlte auf meiner Stirn, und ich sah mich um.
»Rose, was ist passiert?«, fragte Clarke mich besorgt.
»Clarke ...«, flüsterte ich ängstlich und erhob mich hastig. Ich lief auf sie zu und umarmte sie fest.
»Rose, was ist los?«
Ich schüttelte nur weinend den Kopf, ohne zu antworten. Plötzlich erhob Niylah sich und rannte herüber ins Nebenzimmer. Langsam löste ich mich von Clarke und blickte verwundert zum Vorhang, der den Blick ins Nebenzimmer verdeckte. Jasper und Clarke hasteten hinterher. Ich hatte nicht zugehört, doch Raven musste etwas gesagt haben, was Niylah wütend gemacht hatte.
Noch völlig aufgelöst ließ ich mich auf die Bettkante sinken. Ich begutachtete meine Finger. Kein Blut klebte an ihnen.
»Mein Vater, du ... du hast ihn getötet!«, hörte ich Niylah schreien.
»Niylah. Niylah, du darfst nicht hier drin sein«, sagte Clarke.
»Es ist zu spät«, meinte Jasper. »Raven hat sie bereits gesehen. A.L.I.E. weiß, dass wir hier sind.«
Bellamy kam herüber ins Zimmer, lief hastig hindurch und verließ, ohne mich zu beachten, die Hütte. Kurz darauf vernahm ich ein Poltern - er ließ seine Wut wieder an irgendetwas aus. Niylah lief ihm hinterher, und ich bekam das ungute Gefühl, dass sie ihm etwas tun würde.
Langsam erhob ich mich und verließ ebenfalls das Haus. Ich blieb vor der Tür stehen und beobachtete Niylah und Bellamy, die leise, so dass ich sie nicht verstand, miteinander sprachen.
Da hörte ich Motorengeräusch, und sogleich fiel ein Lichtkegel auf uns - Monty und Octavia waren zurück. Niylah wandte sich um und schritt an mir vorbei, in Richtung Hütte. Dafür kam Jasper heraus, mit welchem ich zu Bellamy ging.
Monty rannte mit dem Rucksack einfach, ohne uns eines Blickes zu würdigen, an uns vorbei. Octavia sah übel aus, als wäre sie in einem Kampf verwickelt worden.
»Was ist passiert?«, wollte Bellamy wissen.
Sie antwortete nicht, blickte nur zum Eingang. »Dir geht es besser«, sagte Octavia an mich gewandt, anstatt auf Bellamys Frage einzugehen.
»Ja. Dank Clarke.«
Zusammen betraten wir wieder die Hütte, und dieses Mal ging auch ich mit zu Raven hinüber. Monty löste die Fesseln an ihrer linken Hand und da begann sie nach ihm zu schlagen.
»Haltet ihren Arm still«, befahl Sinclair.
Raven wehrte sich heftig und ich beobachtete unruhig meine Freundin. »Raven, halt still ...«
»Raven, hör auf«, sagten meine Freunde ununterbrochen.
Sie begann mit dem Kopf gegen das Bett zu schlagen, und verzweifelt blickte ich zu Clarke.
»Sie versucht, sich umzubringen«, bemerkte Bellamy und rannte zu ihr herüber.
»Raven«, sagte ich.
»Das Grounder-Mädchen«, knurrte sie, ohne aufzuhören. »Bellamys Problemfreundin.«
»Clarke.« Ich blickte zu der blonden Frau und sie verstand.
Sie kramte in ihren Taschen herum und zog die Schachtel hervor. »Hör auf und ich gebe dir das hier.« Clarke hielt den Chip hoch und augenblicklich hielt Raven inne. Bellamy nutzte die Chance, ergriff das Armband, welches Sinclair gehalten hatte, und legte es der Mechanikerin um.
»Nein. Du hast gelogen! Du hast gelogen!«, schrie sie sofort und Sinclair begann das Gerät aufzubauen. »Nein, bitte. Das EMP wird meinem Gehirn schaden. Ihr wisst, dass es das wird. Bitte, tut das nicht.«
»Hört nicht auf sie«, meinte Octavia.
Ich nickte zustimmend. »Sie versucht alles, um nicht geheilt zu werden. Sie ist nicht Raven.«
»Bitte. Ich weiß, dass es das wird. Sinclair, hör auf! Sinclair, nicht«, flehte Raven.
»Wir haben nur einen Versuch«, erklärte der angesprochene Mann, ohne die Frau zu beachten. »Das EMP wird auch das Armband durchschmoren.«
»Tu es«, befahl Bellamy.
»Okay, ich leg los. Los!«
»Nein!«, schrie Raven sofort.
Ein Summen erklang. Raven schwieg und starrte das Gerät panisch an.
Auch Jasper hob den Kopf und sah verwundert zu Sinclair. »Was geschieht hier?«
»Nichts. Es gibt keine Energie mehr. Die Batterie ist nicht stark genug.«
»Nun, dann holt eine, die es ist«, verlangte Clarke.
»Der Rover«, sagte Monty plötzlich.
»Sinclair, halt sie fest. Halt sie fest!«, rief Bellamy. Er und Sinclair rannten hinaus, während Raven sich weiterhin wehrte. Kurz darauf kamen die beiden Jungen mit einer Batterie wieder.
»Leute, wir müssen es jetzt tun. Tu es!«, befahl Bellamy.
Monty begab sich schnell an die Arbeit und steckte einige Kabel um. »Los!«
»Ich mach's.« Sinclair drückte den Knopf und Raven schrie schmerzerfüllt auf.
Als das Summen des Geräts erstarb, sackte Raven in sich zusammen. Clarke legte ihre Finger an ihren Hals und fühlte den Puls.
»Sie atmet«, sagte sie an uns gewandt. »Raven?« Sie rüttelte die Schulter der Mechanikerin. »Komm schon, Raven. Hey. Komm schon, komm schon, Raven. Wach auf. Bitte.«
»Sie hat uns gewarnt«, murmelte Jasper. Plötzlich ergriff er eine Eisenstange und rannte herüber zu einem kleinen Tisch.
»Was tust du?«, fragte Clarke.
»Keine Bewegung.« Der Junge legte den Chip zurecht.
»Nein. Das darfst du nicht. Gib es zurück.«
»A.L.I.E. hat das Raven angetan. Sie wird das nie kriegen«, entgegnete Jasper und holte mit der Stange zum Schlag aus.
»Nicht! Hör auf! Das ist Lexa!«, schrie Clarke panisch, und Jasper hielt inne. »Ein Teil von ihr ist noch da drin.«
Mein Gesicht erblasste und ich starrte Clarke entgeistert an. »Wovon sprichst du?«
»Ich sah, wie es ihr aus dem Nacken geschnitten wurde. Ich lasse nicht zu ...« Clarke stockte.
»Was ist?«, fragte Bellamy.
»Beide K.I.s wurden von derselben Person erschaffen. Beide sind ans menschliche Bewusstsein angeschlossen. Sie müssen gleich funktionieren, oder?«
»Es gibt wahrscheinlich nur eine Schnittstelle zum Bewusstsein, also ist es möglich, ja«, sagte Sinclair.
»Was hat das damit zu tun?«, wollte Octavia wissen.
»Ich habe schon einmal gesehen, wie eine K.I. entfernt wurde. Helft mir, sie auf die Seite zu legen.« Sinclair, Monty und Octavia gingen Clarkes Befehl nach.
»Holt das Medizin-Kit aus meiner Tasche.«
Monty brachte es ihr. Clarke holte ein Skalpell heraus und schnitt Ravens Genick auf. Blut lief heraus und Clarke legte ein Tuch daran, damit es die Flüssigkeit aufsaugte. »Das muss funktionieren.«
Plötzlich floss etwas anderes, etwas Durchsichtiges, aus Ravens Wunde.
»Was ist das?«, fragte Bellamy.
»Muss das sein, was auch immer von dem Chip übrig ist«, erklärte Sinclair.
Als alles draußen war, hustete Raven und erhob sich langsam. »Au«, sagte sie nur mit einem gequälten Ausdruck.
»Dachte nicht, dass ich jemals so glücklich bin, jemanden voller Schmerzen zu sehen«, meinte Octavia grinsend.
»Ich hätte nicht tun können, was du getan hast«, sagte Jasper neben mir und reichte Clarke den Chip.
Da wandte Monty sich ab. »Ich hätte meine Mum retten können.«
»Hey ...« Jasper berührte seinen Freund an der Schulter, doch der zischte nur: »Bleib verdammt noch mal fern von mir.«
Der Junge rannte wütend hinaus und ich lief ihm hinterher. »Monty ...«, sagte ich leise und nahm ihn in den Arm. Wir sagten nichts und als die anderen kamen, lösten wir uns voneinander. Raven wurde hinten in den Rover gesetzt. Die anderen kamen näher.
»Hey, da ist etwas, das ich nicht verstehe«, meinte Clarke. »Warum wollte A.L.I.E., dass du dich umbringst?«
»Weil ich weiß, warum sie die zweite K.I. haben will«, gab die Mechanikerin zurück.
»Warum?«, fragte Bellamy.
»Es ist das Einzige, was sie aufhalten kann.«

1457 Wörter

Ein unglaublich langes Kapi ^^ Keine Sorge. Das war schon vorgeschrieben xD

Danke für die Kommis und Votes.

Fühlt euch geknuddelt :*

Leidon! :D (Auf Wiedersehen)

Yu Gonplei Nou Ste Odon Nowe || The 100 [Staffel 1-3]Where stories live. Discover now