2. Kapitel

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Wir befanden uns in einem Krankenzimmer. Clarke stand mit blutigen Sachen neben mir und blickte den Mann, welcher gerade den Raum mit Soldaten betrat, finster an. Das unbekannte Mädchen lief neben ihm und die beiden blieben vor uns stehen.
»Ich wollte nur sagen, dass ich keine Anzeige erstatten werde«, sagte sie und der alte Mann nickte.
»Danke, Maya.« Er nickte. »Lass dich jetzt behandeln.«
Das Mädchen namens Maya wurde von einer Frau zu einem Bett geführt. Ich wandte mit zusammengekniffenen Augenbrauen meinen Blick ab.
»Mein Name ist Dante Wallace. Ich bin hier der Präsident.«
»Und ich bin die Vereinigten Staaten von Amerika«, murmelte ich abfällig.
»Wo sind unsere Freunde? Ich möchte zu ihnen.«
»Ja, natürlich, das würde ich auch, aber vorerst -«, ein Wagen rollte herein und zwei Männer öffneten ihn, »- müsst ihr euch frisch machen. Wir lassen euch jetzt alleine.« Alle zogen ab, bis auf Maya, welche stumm in ihrem Bett lag und mit Schläuchen, die eine rote Flüssigkeit transportierten, verbunden war.
Clarke sah sich erstaunt die Sachen an und nahm einen schwarzen Schuh in die Hand.
»Was sind denn das für Stelzen?« Verständnislos starrte ich das Teil an und in diesem Moment ergriff Clarke den Absatz und brach ihn an.
Nachdem wir uns umgezogen hatten - ich trug ein blaues Top und eine graue Jeans -, wurden wir von zwei Männer und dem alten Präsidenten abgeholt. Wir betraten wieder einen Fahrstuhl - oh, Gott, wie ich das hasste.
Bevor die Türen zugingen, hielt Dante sie auf. »Den Absatz, bitte«, sagte er und hielt Clarke seine Handfläche entgegen.
Clarke seufzte, holte ihn aus ihrem Ärmel hervor und gab dem Mann den Absatz. Er lächelte zufrieden und ließ uns passieren. Wir wurde zu einem Raum gebracht. Uns wurde der Rücken zugedreht, so dass ich die Gesichter der Leute nicht erkannte.
»Hey!«, sagte Clarke. Die Gruppe drehte sich um und Jasper und Monty fielen dem blonden Mädchen um den Hals.
»Hey, Clarke! Wie geht's dir?«, fragte Jasper.
»Gut, soweit. Finn und Bellamy ...?«
Monty schüttelte den Kopf. »Sie haben aber Patrouille geschickt und suchen nach unseren Freunden. Entweder laufen sie dort draußen herum oder sie sind ...« Ich spürte seinen Blick, der auf mir lag, ließ mir aber nichts anmerken.
»Was ist das hier?«, wollte Clarke schnell wissen.
»Das ist der Sitz der Mountain Men«, flüsterte ich und starrte auf die Ordner, die eine Frau Clarke und mir gegeben hatte.
»Jetzt auf einmal weißt du es?« Clarke sah mich an und ich nickte.
»Das ist hier so cool. Ihr müsstet mal das Essen sehen«, schwärmte Jasper und grinste mich an.
Das taten wir dann auch. Später saßen wir alle zusammen an einem Tisch. Während die fünfundvierzig Überlebenden der Hundert sich den Kuchen in den Rachen schaufelten, beobachtete Clarke wütend Dante Wallace. Ich starrte auf den Teller vor mir, rührte ihn aber, genau wie das blonde Mädchen zu meiner Rechten, nicht an.
»Andere hungern dort draußen und hier ...« Ich stockte und sah sie an.
»Finn und Bellamy geht es gut«, sagte sie zuversichtlich.
»Du hoffst es, aber du weißt es nicht ...«
»Was weißt du über die Leute hier?«
»Nicht viel, aber das, was ich weiß, ist nichts Gutes ...« Ich hob meinen Kopf und blickte zu dem alten Mann an dem Tisch, der quer gegenüber den anderen stand.
»Warte hier«, sagte Clarke auf einmal, erhob sich und verschwand.
Monty, der mir schräg gegenüber saß, sah mich fragend an und ich zuckte nur ahnungslos mit den Schultern.
»Wenn du deinen Kuchen nicht mehr willst ...«, begann er und ich schob ihm meinen Teller schon zu.
»Bitte. Mir ist der Appetit vergangen.« Ich lächelte zaghaft.
»Du bist ein echt toller Grounder«, meinte er und deutete mit der Gabel auf mich.
»Äh, danke.«
Plötzlich berührte mich jemand an der Schulter und ich sah auf.
»Komm«, flüsterte Clarke und wir verließen den Essensraum.
Zügigen Schrittes liefen wir durch die Korridore und als niemand mehr in unserer Sichtweite war, rannten wir los. auf einmal ertönten Sirenen und eine Frau sprach etwas durch Lautsprecher, was ich nicht recht verstand. Vor uns tauchten Gardisten auf, die bewaffnet auf uns zurannten.
»Lauf!«, brüllte Clarke und wir stürmten in die entgegengesetzte Richtung.
Die weißen Wände, die Skulpturen und Bilder - all das verschwamm vor meinen Augen. Ich sah nur noch den Weg unter meinen Füßen und mein Herz pochte wild. Ich bekam Seitenstechen, doch ich zwang mich, weiterzurennen. Ich konnte jetzt nicht aufgeben!
Wir bogen um eine weitere Ecke und stoppten. Vor uns befand sich eine riesige Tür. Man konnte sie nur mit einem Hebel öffnen, an welchem Clarke nun verzweifelt zog.
»Ich brauche deine Hilfe«, keuchte sie und ich rannte zu ihr.
»Hey!« Erschrocken drehte ich mich um. »Clarke, Rose, tut das nicht!« Jasper hielt beschwichtigend die Hände vor seinem Körper. Neben ihm stand Maya, die zu einem Regal ging und eine Waffe hervorholte.
»Ich werde schießen!«, drohte sie.
Flink ergiff ich ebenfalls eine schwarze Schusswaffe und hielt sie mit beiden Händen. »Ich auch!«, knurrte ich und zielte auf Maya.
»Clarke, du hast schon mal einen Hebel umgelegt und Menschen gerettet, doch wenn du diesen Hebel umlegst, werden diese Menschen durch die Strahlung sterben«, sagte Jasper.
»Ich will das nicht mehr, Jasper! Siehst du denn nicht, dass das hier alles eine Lüge ist? Ich kann nicht hier herumsitzen und darauf warten, dass unsere Leute sterben. Ich muss sie suchen und retten.«
»Da stimme ich Clarke zu«, meinte ich und diesem Moment begann sie zu weinen. Schluchzend sank sie zu Boden und Gardisten tauchten auf, die ihr und mir Schellen um die Hände legten. Wir wurden an Jasper vorbei und durch Korridore geführt.
»Wusstest du, wie man diese Waffe bedient?«, fragte mich Clarke, als sie sich wieder beruhigt hatte.
»Nein, aber ich schwöre, ich hätte geschossen, wenn doch. Und auch wenn ich sie dem Mädchen persönlich über den Schädel gezogen hätte, ich hätte es geschafft.«

Yu Gonplei Nou Ste Odon Nowe || The 100 [Staffel 1-3]Where stories live. Discover now