Kapitel 25

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Langsam erwachten die anderen, und ich erhob mich. »Na, endlich. Ich dachte, ich erlebe diesen Tag nicht mehr«, meinte ich und reichte Octavia die Hand, um sie hochzuziehen.
»Wo, zur Hölle, sind wir?«, wollte Jasper wissen, und nach und nach erhoben sich auch die anderen.
Bellamy ließ seine Blicke schweifen und blieb schließlich an mir hängen. »Wie konntest du so früh wieder auf den Beinen sein?«
»Indem ich nicht die ganze Phiole getrunken habe«, erklärte ich.
Octavia fasste an ihren Rücken, doch ihre Hand griff ins Leere. »Mein Schwert ist weg.«
»Die Pistolen auch«, meinte Bellamy.
Sofort suchte Clarke nach dem Kästchen, und erst als sie die Schachtel geöffnet hatte und den Chip erblickte, atmete sie erleichtert auf. Währenddessen schlug Octavia gegen die rostige Wand des Gefängnisses aus Blech, und plötzlich wurde die Tür geöffnet. Helles Licht fiel auf uns, so dass ich meine Augen zusammenkneifen musste. Jemand betrat den Container, und erst als er einen Meter vor uns stand, erkannte ich eine Frau mit verwuschelten lockigen Haaren.
»Luna«, sagte Octavia.
Clarke, Jasper und Bellamy kamen näher zu mir und dem schwarzhaarigen Mädchen.
»Wo ist Lincoln?«, wollte Luna wissen.
Octavia sah kurz zu mir, dann wieder zu der Grounderin. »Lincoln ist tot.«
Luna schloss kurz die Augen und schlug dann den Blick zu Boden.
»Lincoln sagte, dass du uns helfen würdest«, erklärte Clarke.
»Hat er das?« Sie sah uns an.
»Luna, du bist die letzte deiner Art, das letzte Nachtblut.«
»Also ist Lexa ebenfalls tot.« Dies war keine Frage, eher eine Anmerkung.
»Ihr Geist hat dich zum nächsten Commander gewählt. Titus hat mir die Flamme anvertraut, damit ich sie dir gebe.«
»Dann hätte er dir sagen sollen, dass ich mein Konklave mit dem Schwur verlassen habe, niemals wieder zu töten«, sagte Luna mit ernster Stimme.
»Du musst niemanden töten«, erwiderte Clarke. »Zu führen, ist dein Geburtsrecht. Wie du führst, ist deine Entscheidung. Hier.« Clarke hielt ihr den Chip entgegen.
»Ich erkenne das heilige Symbol, doch was ist es?«
»Das ist die Flamme. Sie enthält den Geist der Commander, von Lexa. Wirst du sie annehmen und der nächste Commander werden?«
Luna schwieg und warf einen überlegenden Blick auf das kleine Ding. »Nein.« Sie schloss Clarkes Hand und verließ mit einem finsteren Ausdruck den Container.
»Hey, warte!« Clarke rannte ihr hinterher, wir folgten ihr.
Sofort begann der Wind mit meinen Haaren zu spielen, als wir den Blechkasten verlassen hatten. Staunend und schockiert zugleich sahen wir uns um - wir befanden uns mitten auf dem Ozean.

Wir saßen in der Versammlungshalle an einem kleinen Feuer. Ein junges Mädchen mit schwarzen Haaren erzählte eine Geschichte, doch hörten wir nicht zu, bis auf Jasper, der anscheinend ein Auge auf die Grounderin des Boat Clans geworfen hatte.
»Sie ist hier«, sagte Bellamy plötzlich und erhob sich. »Wir haben jetzt die Chance, mit ihr zu sprechen.«
Clarke und Bellamy liefen Luna entgegen, um sie zu überzeugen, doch war ich mir sicher, dass sie es nicht schaffen würden. Mit einem Stock stocherte ich im Feuer herum. Ein Mittel, um Zeit zu vertreiben.
»Hast du schon mal Leute vom Boat Clan gesehen?«, fragte Octavia mich.
»Nein«, antwortete ich. »Bis auf den Mann, den sie nach Polis gesandt hatten. Ein alter Mann mit Bart. Führte einen Aufstand gegen Lexa an, um sie zu stürzen.«
»Du hast nie erzählt, was damals dort passiert ist«, bemerkte Octavia. Sie suchte meinen Blick, doch ich starrte nur in die Flammen.
»Es gibt auch nichts zu erzählen.« Ich zerbrach den Stock und warf beide Teile ins Feuer. Es leuchtete kurz stärker auf, doch binnen weniger Sekunden tanzte es fröhlich weiter.
»Wir müssen sprechen«, sagte plötzlich jemand, und ich sah auf.
Luna stand vor Octavia und blickte sie abwartend an. Jasper verstand und ging, und auch ich sollte laut Lunas Blicken verschwinden, doch Octavia schüttelte den Kopf. »Sie bleibt hier. Rose war Lincolns Schwester.«
Luna nickte zustimmend und ließ sich rechts von Octavia nieder, da ich links saß.
»Ich will dir das zurückgeben«, meinte die Anführerin der Floukru und reichte Octavia Lincolns Buch.
»Danke.« Sie begutachtete das Buch in ihren Händen. »Und unsere Schwerter?«
»Eure Waffen werden auf dem Boot sein.«
»So viel für die große Luna. Um sie zu retten ...«, murmelte Octavia. Ich wusste, dass sie versuchte, sie zu provozieren, und ich beschloss, mich zurückzuhalten.
»Ihr wolltet mich nicht retten. Ihr wolltet jemanden, der mit euch kämpft.«
»Verdammt richtig. Wir befinden uns im Krieg.« Ernst blickte Octavia die Frau mit den braunen verwuschelten Haaren an. »Luna, du kannst das nicht einfach ignorieren. Lincoln hätte gewollt, dass du uns hilfst. Stimmt's, Rose?«
»Ja«, sagte ich knapp.
»Indem ich Commander werde. Das denke ich nicht.« Luna wandte ihren Kopf und sah Octavia direkt in die Augen. »Lincoln kennt unsere Regeln. Wir nehmen Leute, die kämpfen können, die töten können. Sieh dich an. Kämpfen ist alles, was du kennst. Tod ist alles, was du kennst.«
Ruckartig starrte Octavia in die Flammen. Sie wollte nicht, dass Luna sah, dass sie weinte.
»Lincoln hätte niemals gewollt, dass du so etwas erfährst.«
Plötzlich klatschten die Leute. Die Sprecherin hatte ihre Geschichte beendet. Luna erhob sich und schritt davon, während Octavia und ich ihr schweigend hinterhersahen.
»Sprich du mit ihr«, sagte das schwarzhaarige Mädchen auf einmal. »Du bist ein Grounder und du warst Lincolns Schwester. Auf dich wird sie hören.«
»Nein heißt nein. Egal, in welcher Sprache«, erwiderte ich.
Augenblicklich verfinsterte sich Octavias Gesicht. »Du hast noch nichts dazu beigetragen, den Krieg zu verhindern. Was tust du eigentlich hier?«
»Man kann keinen Krieg verhindern, wenn er bereits tobt.« Ich erhob mich ebenfalls und setzte zum Gehen an. »Wir befinden uns im Krieg - du hast es selbst gesagt -, und es ist unwichtig, ob Luna zustimmt oder nicht, denn es zählt nur, ob wir bereit sind, für das Gute zu kämpfen.«

Yu Gonplei Nou Ste Odon Nowe || The 100 [Staffel 1-3]Where stories live. Discover now