17. Kapitel

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»Ich weiß, dass ihr mich hören könnt. Ihr habt zwanzig Minuten, um herauszukommen. Wenn nicht, wird sie in zwanzig Minuten erschossen.« Wir vernahmen alle gebannt die Stimme einer Wache und beobachteten durch Montys Kamera, wie man Maya auf den Gang schob. Hastig zogen wir sie in den Speisesaal herein. Sie trug einen der blauen Schutzanzüge. Maya setzte sich auf einen Stuhl und Jasper hockte sich vor sie.


»Keine Sorge, wir finden eine Lösung«, sprach er zuversichtlich auf sie ein.


»Egal, was wir machen, sie wird eh sterben«, meinte ich und Jasper funkelte mich daraufhin wütend an.


»Sie hat recht.« Maya blickte zu mir. »Sie werden mich nicht mehr aufnehmen. Ich bin eine Verräterin.«


»Das kenn' ich. Töte oder geh selber drauf ...« Ich verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte mich gegen eine Säule. «Es muss aber einen Weg geben. Den gibt es immer.«


Wir saßen eine Weile schweigend da und überlegten.


»Wie wär' es mit dem Lüftungsschacht?«, fragte Harper schließlich.


»Den habe ich vorhin verriegelt ...«, gab Monty leise zu. »Tut mir leid, Jasper ...«


»Du kannst nichts dafür. Du wusstest es ja nicht ...« Jasper legte seinem besten Freund die Hand auf die Schulter.


»Kannst du die Klappe wieder öffnen?«, fragte ich.


»Ich kann es versuchen.« Monty lief mit Miller und einem weiteren Jungen zum Lüftungsschacht und versuchten die Schrauben wieder zu lösen.


»Ey, auf der anderen Seite ist etwas«, rief Miller und mit einem Ruck ging die Klappe auf.


»Bellamy!«, rief ich überglücklich und trat näher zu den anderen heran.


»Jasper, elf Minuten sind schon um!«, sagte Maya ungeduldig.


»Schnell, rein mit ihr!« Bellamy zog Maya in den Lüftungsschacht und Jasper und ich folgten ihm.



Wir bogen mit den Überlebenden der Arker um die Ecke und trafen auf einige Mountain Men.


»Dad!«, rief Maya glücklich und rannte auf ihren Vater zu.


»Nicht alle von uns sind Wallaces Meinung«, erklärte der Mann. »Wir teilen uns auf und bringen euch in Sicherheit.«


»Danke, dass Sie das für uns tun«, sagte Bellamy hinter mir. Er wollte gerade loslaufen, als Jasper ihn aufhielt. »Wo willst du hin?«


»Ich muss noch etwas erledigen.« Sein Blick traf auf mich und er musterte mich intensiv. »Du bleibst hier.«


Bevor ich antworten konnte, stürmte er auch schon davon.


»Rose, kommst du?«, vernahm ich Montys Stimme in meinem Rücken.


»Ja, geht schon einmal vor. Ich glaube, ich habe das Messer irgendwo liegen gelassen.«


»Pass auf dich auf.«


Die Schritte verklungen und ich setzte mich an die Verfolgung Bellamys. Ich bog um die Ecken, schlich durch die Korridore und lief zu einem Raum mit vielen Rohren. Zwei Männer standen vor einer Tür und jetzt erst erkannte ich den dritten - Bellamy. Ich zückte den Dolch, zielte auf eine der Wachen und warf das Messer. Mit einem Knacken blieb es im Nacken des Mannes stecken und er brach röchelnd zusammen. Bellamy tötete den anderen mit einem Schuss, tat seine Pistole zurück und sah mich mit einem wütenden Blick an.


»Du solltest bei den anderen bleiben!«


»Ohne mich wärst du wahrscheinlich tot«, gab ich schulterzuckend zurück. »Oder du wärst gefangen worden.« Ich lief zu ihm hinüber, zog den Dolch aus dem toten Körper der Wache, säuberte die Schneide an den Sachen und befestigte ihn wieder an meinem Gürtel.


»Wenn du meinst«, sagte Bellamy trocken und öffnete die Tür mit der Karte des einen Mannes.


Wir traten in den dahinterliegenden Raum und er drückte auf den Knopf an seinem Funkgerät am Ohr.


»Raven, ich befinde mich jetzt dort, wo auch die Nebeltanks sind. Was soll ich tun?«


Ich ließ ihn in Ruhe und schlenderte zwischen den Rohren umher. Es war komisch, wenn man überlegte, dass ich eigentlich ein Grounder war, aber nicht auf der Seite meiner Leute, sondern auf jener irgendwelcher »Fremden«. Meine Gedanken wanderten zu Lincoln.


Wie es ihm wohl geht?, fragte ich mich. Wo war er bloß?


Ich lehnte mich gegen einen der Tanks und ließ meine Blicke schweifen. Bellamy stand vor einem Monitor und redete mit Raven und einem Mann.


Ich wusste nicht, wie lange ich wartete, aber irgendwann warf der schwarzhaarige Mann die Hände in die Luft und lachte.


»Ich habe es geschafft!«


Ich lief hinüber zu Bellamy und blickte mit ihm auf den Monitor. Dort befand sich ein Halbkreis und in der Mitte stand PH. Ich hatte keine Ahnung, was das heißen sollte und wandte mich davon ab.


Bellamy schritt umher und bückte sich an einer Stelle. »Oh, nein!«, stieß er hervor und ich vernahm das Öffnen einer Tür. »Komm her!« Er zog mich mit sich und wir versteckten uns hinter einem Tank. Er legte einen Finger an seine Lippen - wir mussten leise sein.


»Er muss hier irgendwo sein«, sagte ein Mann.


Bellamy nickte mir zu und formte mit seinem Mund eins. Er reichte mir eine seiner Waffen - zwei. Er hatte sie geladen und ich nickte ebenfalls - drei. Wir kamen aus dem Versteck hervor und ich kletterte auf einen der Behälter. Sie hatten mich nicht gesehen und ich konnte ungehindert drauf herumlaufen. Ich sprang auf eine der Röhren und schoss auf einen Wachen. Irgendwie hatte ich es fertiggebracht, ihn zu treffen und ich lächelte daraufhin triumphierend.


Auf einmal erklangen unzählige Schüsse; man feuerte auf Bellamy. Ich sprang und landete leichtfüßig auf dem Boden. Ich stürmte zu dem nächsten Mann und schlitzte ihm die Kehle auf.


»Er hat keine Munition mehr«, rief einer.


»Tötet die Grounderin!«, befahl ein anderer.


Mir kamen zwei Männer entgegen. Ich schleuderte den Dolch und traf den Mann genau im Herzen. Er brach zusammen und den anderen tötete ich mit einem Schuss.


»Rose, komm! Schnell!«, ertönte Bellamys Stimme und ich drängte mich durch die Wachen hindurch, die vollkommen überrascht dastanden. Ich schlüpfte in den Lüftungsschacht und bewegte mich hastig vorwärts.


Auf einmal knallte es und eine Hitzewelle schoss durch den Schacht. Bellamy, der kurz vor mir war, und ich wurden herausgeschleudert und landeten in einem Zwischenraum von zwei Schächten.


Ich lag genau auf ihm und rappelte mich hustend und unter Schmerzen auf. Bellamy neben mir lachte und setzte sich ebenfalls auf.


»Alles in Ordnung?«, fragte er.


»Es könnte besser sein.«

Yu Gonplei Nou Ste Odon Nowe || The 100 [Staffel 1-3]Where stories live. Discover now