Kapitel 37 Hinterhältig

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"Wir haben Luzifer und seine Schergen gleich erreicht!", rief uns Franklyn mit seiner tief dröhnenden Stimme über den Lärm der Schlacht hinweg zu. Da Michaels Stimme nicht so laut war, wie die von ihm, nickte er nur.
Der Erzengel sah danach weiterhin ernst aus, doch bei mir stieg die Nervosität ins Unendliche. Mir wurde plötzlich der große Druck klar, der auf meinen Schultern lag.
Was wenn ich es nicht schaffte den Teufel zu töten? Was wenn ich selber bei dem Versuch starb? Was werden die Demons machen, wenn wir verlieren würden?

Meine Gedanken verflochteten sich zu einem Gefecht aus Zweifeln und Unsicherheit und ich wurde beim Laufen unatchsam, sodass ich den Demon, der es schaffte den feurigen Klauen eines Vorias zu entkommen, nicht bemerkte. Erst zu spät erkannte ich es und konnte keinen Feuerball in meiner Hand erscheinen lassen.
Ein Schrei entwich meiner Kehle und ich hielt mir meine Hände schützend vors Gesicht, als plötzlich ein Schuss ertönte.
Pechschwarzes Blut spritzte auf mich. Der Demon fiel schwer wie ein Stein zu Boden. Mir wurde schlecht.
Doch ich blieb nicht stehen. Ich durfte einfach nicht stehen bleiben. Ich musste weiter rennen.

"Elia, konzentrier dich!", rief mir mein Vater verärgert zu. "All die Monate, die du trainiert hast dürfen nicht umsonst sein, nur weil du jetzt Angst bekommst!". "Aber Papa-", maulte ich wie ein kleines Kind, doch er unterbrach mich.
"Nein Elia. Kein aber. Ich weiß, dass du es schaffen wirst. Alle paranormale Lebewesen wissen es. Du selber weißt es. Du musst nur mehr dir selber vertrauen."

Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte. Doch mir fiel auf, dass ich das gar nicht brauchte, denn er hatte schon alles nötige gesagt. Ich werde es schaffen. Ich werde Luzifer töten.
"Okay Papa.", sagte ich mit fest entschlossener Stimme. "Ich glaube an mich."

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Noels Pov.:

Knatternd schoss ich mit dem Sturmgewehr über den Köpfen der Kämpfenden auf Demons, um Franklyn und seiner Gruppe Vorias zu helfen, die mittlerweile vollkommen überfordert mit der Horde von Höllenkreaturen waren.
Lange werden wir es nicht mehr schaffen uns zu verteidigen, grübelte ich. Bald müssen wir auch in die Offensive gehen.

"Nephaniel, hörst du mich?", erklang plötzlich Michaels Stimme aus dem Kopfhörer in meinem Ohr. "Klar und deutlich.", murmelte ich konzentriert und schoss ohne zu Zögern auf einen weiteren Demon. Michael bat mich, ungeachtet des lauten Knalls, welchen er auch hören konnte:"Könntest du bitte schauen, ob du Luzifer oder Beyak in der Nähe siehst?"

"Natürlich.", antwortete ich und blieb mit meinen Schwingen schlagend auf der Stelle stehen. Ich tat so wie als würde ich in die Ferne schauen, doch eigentlich hatte ich eine andere Weise Beyak und den Fürst der Hölle aufzuspüren. Eine viel bessere Weise, nämlich meine.

In meinen Gedanken sagte ich mir vor: Atmung verlangsamen. Puls senken. Gedanken so gut wie abstellen. Konzentrieren. Konzentrieren. Konzentrieren auf die Seele von Beyak.
Ich weiß es bis heute nicht, doch anscheinend kann ich Beyaks Präsenz in mir spüren, wenn ich mich gut genug konzentrierte. Anfangs hatte ich damit so meine Probleme, weil ich hin und wieder auch seine kranken Gedanken hören konnte, aber mittlerweile hatte ich gelernt sie nicht mehr zu mir kommen zu lassen. Doch jetzt war es ein sehr großer Vorteil, dass ich mit ihm Verbunden war.

Ich horchte in mich hinein. Nichts. Nichts. Nichts ... Nein! Da ist was!

Ich riss meine Augen auf, als ich plötzlich seine Seele fühlte.
Es war wie ein Schlag in den Magen.
Sein Hass und unendlich großer Blutdurst pulsierten wild und unhaltsam durch meine Brust und machten mir das Atmen schwer. Kurz strauchelte ich dabei, in der Luft zu bleiben, doch ich blieb standhaft.
"Reiß dich zusammen.", murmelte ich mit knirschenden Zähnen und verdrängte die Gefühle und versuchte mit Mühe den Standort seiner Seele herauszufinden.
"Wo bist du Bastard?", knurrte ich und kniff meine Augen zusammen.

"Hier bin ich."

Bevor ich überhaupt den Sinn der Worte verstehen konnte, wurde ich von dem Demon hinter mir an den Federn meiner Flügel gepackt, sodass einige dabei ausgerissen wurden.
Ein brennender Schmerz schoss von meinem Rücken wie ein Blitz durch meinen ganzen Körper und ich konnte es mir nicht verkneifen aufzuschreien.
Wild drehte ich meinen Oberkörper von rechts nach links, doch die Höllenkreatur ließ mich einfach nicht los und nur noch mehr Federn wurden dadurch brutal ausgerissen. " Na, wie fühlt sich das an? Der Schmerz, der so stark ist, dass du glaubst, dass dein Körper in jedem Moment zerspringen könnte.", flüsterte mir eine nur allzu bekannte Stimme in mein Ohr. "Aber hab keine Angst, das ist erst der Anfang."

"Du feiges Arschloch traust dich nicht mal mich richtig von vorne anzugreifen und versteckst dich hinter meinen Rücken.", zischte ich schwer atmend aus zusammen gebissenen Zähnen. Ich versuchte mich weiterhin zu wehren und musste zusätzlich gezwungenermaßen mit meinen verletzten Flügeln schlagen, da ich sonst vom Himmel fiel, was den Schmerz vergrößerte.
Beyak lachte genüsslich hinter mir.

"Du willst also mit mir kämpfen?", fragte Beyak, wie als wäre das nicht schon sowieso klar. "Dann muss ich dich erstmals vom Himmel holen."

Wieder hatte ich keine Zeit zu reagieren, da wurde ich schon von ihm mit unglaublicher Kraft aus 10 Metern Höhe zu Boden geworfen. Schmerzhaft fest und beunruhigend laut knackte es in meinem Rücken und mir drückte es jeglichen Sauerstoff aus den Lungen.
Aber ich wusste, dass ich nicht liegen bleiben durfte und richtete mich sogleich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf alle vier auf und japste hustend nach Luft.
Im Gegensatz zu mir glitt Beyak sanft zu Boden und schlenderte gemächlich auf mich zu. Mit Mühe versuchte ich mich aufzurichten, doch er ließ mich nicht mal dazu kommen und trat mir in meinen Magen. Sein Tritt war so stark gewesen, dass ich einige Meter zurück geschleudert wurde und gegen meinen Willen aufschreien musste.
"Ist das schon alles Nephaniel?", fragte er spöttisch und trat nochmal gegen meinen verwundeten Körper.
Und nochmal. Und nochmal. Verdammt, es tat so weh.

"Zeig mir was du kannst! Zeig mir deine angeblich so unglaublichen Kampftechniken!", schrie er mich schon wie im Wahn an und wollte einfach nicht aufhören mich zu attackieren. Doch ich hatte genug.

Trotz meiner Verletzungen nahm ich blitzschnell sein Bein und verdrehte es, sodass es grausig knackste. Ohne weitere Sekunden zu zögern schleuderte ich ihn mit all meiner Kraft von mir weg und sah zufrieden, wie er einige Meter entfernt im Dreck landete.
Nun hatte ich endlich Zeit mich aufzurichten und tat das auch.
Mit wackeligen Knien ging ich auf den Demon zu und verzog keine Miene, während es in seinen Augen begeistert glitzerte. "Endlich bist du wütend, ich hatte schon befürchtet, dass ich dich töte bevor der Kampf so richtig los geht!", lachte er.

Düster flüsterte ich:" Ich werde dir höchstpersönlich das Lächeln von den Lippen wischen."
Und dann geschah es endlich, worauf ich gehofft hatte, dass es passiert.
Wie aus dem Nichts tauchten plötzlich violette Flammen auf meinen Körper auf und hüllten mich ein. Verstärkt flackerten sie bedrohlich über meine Arme und ich hinderte sie nicht daran.

Diesmal grinste er nicht als Beyak sagte:" Dann wird es jetzt wohl ernst."

Bright AngelsWhere stories live. Discover now