Kapitel 24 Schreckliche Krankenhäuser

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Langsam wachte ich auf. Mein Kopf dröhnte. Meine Sicht war verschwommen. Wo war ich?

Vorsichtig richtete ich mich auf und allmählich erkannte ich das Bild vor mir. Ein Krankenzimmer. Sonnenlicht drang durch ein großes Fenster hinter mir und ließ meinen Schatten auf den Bettbezug werfen. Dieser war neutral weiß mit kleinen blauen Punkten. Weiter erkannte ich einen viereckigen Holztisch a là IKEA vor meinen Bettgestell, sowie ein Nachtkasterl neben mir worauf eine normale ebenfalls blaue Schirmlampe stand.

Kurz gesagt war das Zimmer nicht besonders, eher steril.

Aber wieso bin ich im Krankenhaus?, fragte ich mich in Gedanken, doch plötzlich rammten mich meine Erinnerungen wieder wie ein Zug. Ich war Beyak in die Hände gefallen, der mich knapp tötete, doch Noel rette mich und brachte mich spät in der Nacht hier her.

Noel! Wo war er?

Blitzschnell warf ich die fürchterliche Decke von mir und wollte schon aufspringen und aus dem Zimmer rennen, doch ich bedachte nicht, dass mein Körper noch verschlafen war und purzelte kopfüber aus dem Bett. Dabei warf ich auch noch die "schöne" Schirmlampe um, die klirrend am Boden zersprang.

Meine Haare verdeckten meine Sicht, deswegen hörte ich nur wie jemand die Tür öffnete und eilig auf mich zu rannte. "Miss Smith!", quiekte die Stimme in einem hohem Ton, der mir in den Ohren weh tat.

Sofort spührte ich wie große Hände nach meinen Oberarmen griffen und mich wieder aufsetzten. Ich pustete meine Haare nach hinten, dann konnte ich auch sehen wer da so voller Sorge meinen Namen gequietscht hatte.

Es war eine Krankenschwester in einem scheußlichem türkisen Kittel, der überhaupt nicht zu ihren Schlammbraunen mittel langen Haaren passte. Sie war leicht pummelig und in ihrem rundem Gesicht häuften sich die Sommersprossen.

"Mir geht es gut, keine Sorge.", murmelte ich, als sie mich besorgt danach fragte, ob ich mir weh getan hätte. "Sie können nicht einfach aufstehen und los rennen! Die Behandlung von gestern betäubt Ihren Körper noch, sie müssen noch eine Stunde warten.", belehrte sie mich und half mir mich wieder in das Bett zu legen.

"Welche Behandlung?", fragte ich, nachdem sie mich so fest zugedeckt hatte, dass ich mir sicher war einen Hitzeschlag zu bekommen. "Wissen Sie das nicht? Wir haben sofort die verschiedensten Elfenärzte her geholt, ihre Wunden waren tief und dazu noch verunreinigt. Die Chance einer Infektion war sehr hoch. Doch nach zwei anstrengenden Stunden waren Sie wieder geheilt. Natürlich haben Sie das nicht mit bekommen, denn sie wurden mit Feenstaub betäubt.", erklärte sie mir und ich erinnerte mich nicht daran, dass Elfen heilen konnten. Wieso erfuhr ich das jetzt?

Die pummelige Krankenschwester kehrte noch die Scherben der Lampe in den Mistkübel und verschwand dann.

Erdrückende Stille breitete sich im Zimmer aus und mir wurde unwohl zumute. Ich hätte den Fernseher aufdrehen können, doch nach einem kurzem Rundum Blick erkannte ich, dass die Fernbedienung am anderen Ende des Raumes lag. Verdammt!

Schwer seufzte ich und zupfte an meinem Krankenhauskluft herum. Es gab wirklich nichts abturnendes als solche Hemden. Wer kam überhaupt auf die Idee, dass solche Hemden im Krankenhaus gehören sollten? In diesem Ding fühlte ich mich eher kränker als ich es eigentlich war!

Am liebsten hätte ich es verbrannt, doch mit einem kurzem Blick unter dem Hemd stellte ich fest, dass ich nur meine Unterwäsche darunter an hatte. Wenn jetzt irgend jemand hinein kommen sollte ... okay, das Ding blieb an!

* * * *
* * *

Die Stunde verging quälend schleichend und ich starrte fast die ganze Zeit die Uhr hypnotisierend an. Doch selbst das ließ die Zeit nicht schneller werden.

Doch nach genau 58 Minuten und 34 Sekunden wurde mein Leiden erlöst, als die pummelige Krankenschwester ihren Kopf in meine Türe steckte und sagte:" Sie können gehen, ihre Kleidung liegt im Badezimmer."

So schnell wie möglich hüpfte ich aus dem Bett und raste ins Badezimmer, wo ich mich in Rekordzeit umzog.

Das Gesicht der Krankenschwester, als ich nur wenige Minuten, nachdem sie mich entlassen hatte wieder raus kam, war unbezahlbar, doch ich unterdrückte mein Kichern und fragte sie aufgeregt:" Wissen sie vielleicht ob Noel Blackwood noch in seinem Krankemzimmer ist?"

Kurz tippte sie an ihrem Computer herum, dann schüttelte sie ihren Kopf:" Nein, er wurde nur kurz nach Ihnen entlassen. Aber es-". Doch mehr Information brauchte ich nicht und bedankte mich eilig und lief aus der Krankenstation.

Er konnte noch nicht weit sein!, dachte ich mir und versuchte in all den verschiedenen Paranormalen Lebewesen, die an mir vorbei sausten Noel zu finden, doch er war es nie.

Nach dem unzähligsten Engel, den ich für Noel hielt wollte ich schon aufgeben, als ich ein bisschen entfernt von mir ihn stehen sah, jedoch nicht alleine. Lolika und Thindrial waren bei ihm.

Weinend und in Tränen aufgelöst umarmte Lola ihren Sohn fest, wie als hätte sie Angst, dass er jeden Moment verschwinden könnte. Bis hier her konnte ich Noels sprachlosen Gesichtsausdruck sehen, er hatte anscheinend nicht gedacht seine Eltern schon an seinem ersten Tag auf Erden wieder zu sehen.

Selbst Thindrial, von dem ich nicht geglaubt hatte der sentimentalste zu sein, umarmte ihn freudig und einige Tränen stahlen sich aus seinen Augen, nachdem Lola von ihm abgelasen hatte.

Ich betrachtete das Wiedersehen von weiter weg. Ich wollte dieses Zusammentreffen nicht stören, das war nur eine Sache zwischen Noel und seinen Eltern.

"Elia?", hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir und drehte mich verwundert um. Es war Michael.

Ich erschreckte leicht, als ich ihn sah. Unter seinen Augen waren tiefe Augenringe und es schien als hätte er sich schon seit einiger Zeit nicht mehr rasiert. Seine Kleidung hing schlapp von ihm herab und ließ ihn somit um einiges dünner aussehen. Dazu war sein sonst so genau nach hinten gegeeltes Haar wild zerwuselt und fettig.

War Michael so beschäftigt, dass er sich nicht mal um sich selber kümmern konnte? "Ist alles in Ordnung mit dir? Du scheinst erschöpft zu sein.", erkundete ich mich leicht besorgt." Mit mir ist alles okay. Ich weiß wie ich Momentan aussehe, dass sollte aber nicht wichtig sein ... Aber wollen wir nicht vom Thema abweichen wieso ich eigentlich gekommen bin. Du musst zu den Feen trainieren kommen. Jetzt, sofort.", sagte er mit Nachdruck in der Stimme.

Nein! Ich wollte doch zu Noel! Jetzt sah ich ihn ein ganzes unendlich langes Jahr nicht und konnte selbst jetzt nicht in seine wundervollen Arme springen? Das war nicht fair!

Nachdenklich sah ich zu meinen Engel, der gerade mit seinen Eltern in einem Gespräch vertieft war. Thindrial und Lola sahen ihren Sohn sechs ganze Jahre nicht und ich regte mich wegen einem auf? War ich etwa so egoistisch und würde Noel und ihr Wiedersehen stören, nur damit ich ihn für mich hatte? Nein. Sie sollten ihren Sohn seit solch einer unendlich langen Zeit auch wieder für sich haben. Ich müsste warten.

"Ihr werdet euch noch oft genug sehen. Elia, deine Ausbildung als Seraphim ist jetzt um einiges wichtiger. Aber keine Sorge, er wird mit dir in deinem Zimmer schlafen.", beruhigte mich Michael, der meinen Blick anscheinend gefolgt ist.

Ich seufzte:"Na gut. Ich gehe in die Trainingshalle, du musst mir aber dafür versprechen, dass du dich ein bisschen aufs Ohr haust!". Eindringlich sah ich ihn an und er verdrehte die Augen, nickte jedoch.

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