Kapitel 35 Kurzes Paradies

1.9K 150 13
                                    

Moons Pov.:

Mit ernstem Blick sah ich in die Ferne und wartete. Wartete wann der Feind auftauchen wird. Wartete auf Michaels Stimme aus meiner Kreuzung von Handy und Walkie-Talkie, die uns sagte, dass wir angreifen. Wartete wann das befürchtete Blutbad begann.

Ein starker Luftstoß kam auf und die Bäume um mich begannen laut zu rascheln und wippten unruhig hin und her. Meine kurzen schwarzen Haare wurden aufgewirbelt und eine längere Strähne flatterte gegen mein Wange.
Genervt verzog ich mein Gesicht und wollte sie wieder auf ihren Platz zurecht rücken, doch eine andere, größere Hand kam mir zuvor und schob sie für mich sanft beseite.
Erschreckt zuckte ich zusammen und drehte mich zu dem Übeltäter um. Doch als ich erkannte, dass es nur Aaron war entspannte ich mich wieder.

"Mann, du hast mich erschreckt.", sagte ich anklagend und er lächelte schuldbewusst. "Tut mir leid, aber ich wollte nur helfen.", entschuldigte er sich und zwinkerte keck. Ich schnaubte halbherzig, wobei er wusste, dass ich das nicht bös meinte.

"Wieso bist du nicht bei unserer Gruppe? Wir haben immerhin das Privileg Elia beschützen zu dürfen.", fragte er. Ich seufzte und drehte mich wieder zum Sonnenuntergang.
"Ich will mich noch kurz entspannen, bevor die Hölle hier ausbricht.", murmelte ich düster und Aarons heiteres Lächeln verschwand. Er schwieg und drehte sich auch der schwindenden Sonne entgegen.

Einige Zeit herrschte Stille zwischen uns und wir beide lauschten dem rascheln der Blätter, als wieder Wind aufkam. Wir brauchten nichts sagen, wir verstanden uns beide, selbst schweigend. Zusätzlich war es nicht schwer zu erraten an was wir dachten, da diese Schlacht so nah war.
Unendlich viele Fragen rasten durch unsere Köpfe.
Was wird passieren? Werden wir gegen die Hölle ein weiteres Mal triumphieren, oder zu Grunde gehen? Wird es große Verluste geben?
Und am wichtigsten:
Werden alle meine Freunde und ich es überleben?

Bei dem Gedanken musste ich schwer schlucken und Aarons Blick verdüstete sich. Unbewusst ballte er seine Hände zu Fäusten, sodass sie laut knacksten und zitternd atmete er tief ein.
"Hey Aaron, beruhig dich. Es wird nichts passieren.", versuchte ich ihn von diesen schrecklichen Gedanken abzubringen und legte meine Hand sanft gegen seinen Arm. So gut wie ich es im Moment schaffte sah ich ihn zuversichtlich in seine grasgrünen Augen, die voller Angst mir entgegen blickten.
Wie als würde er mich daran hindern von ihm zu weichen umfasste er meine Arme mit seinen Händen und wich meinem Blick nicht aus.
Mit zitternder Stimme sagte er:" Moon, ich habe Angst. So unendlich große Angst und Sorge um meinen Bruder, meine Freunde und ganz besonders um dich, erst recht jetzt, wo wir uns wieder vertragen haben."

Verblüfft das von ihm zu hören musste ich einige Male überfordert blinzeln. Ja, wir haben uns wieder versöhnt, doch trotzdem gesagt, dass wir nur Freunde bleiben sollten, nichts weiteres. Was er jedoch sagte hörte sich ganz und gar nicht nur freundschaftlich an.
Liebt er mich noch so, wie ich ihn?, fragte ich mich in Gedanken und stotterte:" Aaron, ich-"." Nein, bitte Moon. Gib mir noch eine Chance. Eine Chance, dass wir wieder mehr als Freunde sind. Ich halte diese ganze "nur Freunde" Sache nicht mehr aus."

Er setzte an noch weiter zu sprechen, doch ich hatte genug und stellte mich blitzschnell auf Zehenspitzen und küsste ihn. Verblüfft riss er seine Augen auf und wusste anfangs nicht, was er machen sollte, doch dann fasste er sich langsam wieder.
Wie ich es mir schon seit langem unbewusst herbeigesehnt habe umarmte er mich mit seinen bulligen Armen und streichelte sanft meinen Rücken auf und ab, während er meinen Kuss erwiederte.
Mein Herz raste vor Freude und ich bemerkte, dass ich mich seit langem nicht mehr so gut gefühlt hatte wie in diesem Moment.

Aber so schön der Kuss auch war, er wurde leider von unseren Walkie-Talkie-Handys unterbrochen, als es rauschte und verzerrt Michaels Stimme heraus drang:" Erste Sichtung von Inth's und niederrangigen Demons.
Alle Gruppen Dragons sollen sich bereit machen zur Verwandlung und zur Hauptstraße fliegen. Gruppe 1 bis 5 der Feen müssen sich in das SAC Gebäude zurückziehen und auf mein Kommando warten. Jeglich verfügbarer Gestaltenwandler und Elf schnappt sich eine Waffe und soll sich einige Kilometer hinter den Drachen aufstellen. Engel positionieren sich vor der SAC und verteidigen sie. Gruppe Seraphim soll unverzüglich zu mir kommen, sodass wir komplett sind.
Ende."

Seufzend lösten wir uns beide. Der romantische Moment war zerstört.
"Nun ja.", sagte Aaron missmutig. "Dann befolgen wir lieber die Anweisungen von Big Boss.". Noch immer leicht unsicher nahm er vorsichtig meine Hand und ging mit mir von unserem wunderschönem Plätzchen.

Angespannt und Still schweigend wie vorher gingen wir den ganzen Weg und mussten uns nach einiger Zeit lösen, da zu viele andere Paranormale Lebewesen von A nach B rannten, um zu ihrem befohlenem Platz zu kommen.
Erst kurz vor dem Gebäude der SAC konnten wir wieder nebeneinander gehen.
Ich wollte schon die Glastür öffnen, doch zuvor hielt mich Aaron auf.
"Versprich mir bitte etwas Moon.", sagte er mit flehender Stimme. "Du wirst nicht sterben, dafür werde ich es auch nicht, einverstanden?"

Ich musste auflachen bei diesem kindisch formuliertem Versprechen, doch gleichzeitig dachte ich an Suns Traum vor einigen Wochen, in dem ich starb. Doch das durfte nicht passieren und ich werde es auch nicht geschehen lassen.

Ehrgeizig nickte ich.
"Einverstanden!"

Bright AngelsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt