Kapitel 34 Zeit zu Zweit

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"Endlich haben wir es geschafft!", rief ich erschöpft und kippte auf mein Bett. Obwohl die Matratze nicht mal sonderlich angenehm war kam es mir vor wie als würde ich auf einer herrlich weichen Wolke liegen und seufzte wohlig auf.
Noel kam müde wie ich ins Zimmer getaumelt und stöhnte:" Das kannst du laut sagen."
Kraftlos warf er sich neben mich, schaffte es aber dennoch mich eng an sich zu ziehen.
Sanft küsste er meinen Hinterkopf und murmelte liebevoll:"Mit dir an meiner Seite ist der Schmerz aber wieder schnell vergangen."
Unweigerlich musste ich lachen, als er das sagte. "Schleimer.", lachte ich.
"Glaube was du willst, ich habe nur die Wahrheit gesagt.", antwortete er ungerührt auf meine Neckerei und gab mir einen weiteren Kuss.

Danach schwiegen wir beide und ich nützte die Stille um über die letzten Tage nachzudenken. Unglaublich wie viel geschafft wurde und das in nur fünf Tagen.

Nachdem mein Bodyguard Franklyn sich als Voria enthüllt hatte und versprach, dass er und die anderen seiner Art bei der Evakuierung von Menschen und nicht kampffähigen Paranormalen Lebewesen helfe ging alles sehr schnell. In kürzester Zeit kamen sämtliche Voria an und ihnen wurde die Situation erklärt. Nicht mal eine Sekunde zögerten sie und halfen Zivilisten zu evakuiert mit der Ausrede, dass es eine Tsunami-Wahrnung gäbe und obwohl sich einige weigerten zu gehen, war es einfach die Menschen aus der Stadt zu bekommen.
Nicht so einfach war es bei den kampfunfähigen Paranormalen Lebewesen. Es hatte Tage gebraucht bis man schließlich auch noch den letzten dazu bewegen konnte, dass es unsinnig war für denjenigen zu kämpfen. Besonders Noels Eltern, Lola und Thindrial wollten auf keinen Fall ihre Söhne alleine lassen, doch schließlich mussten die beiden einsehen, dass sie es tun mussten, da sie schon zu Alt waren und auf Nathaniels Sohn Rafael aufpassen mussten.

Bei der Erinnerung wie sich Nathaniel, Cirilia, Noel und ich uns von den drein verabschieden mussten zog sich mein Herz zusammen. Besonders Nat und Ciri war es schwergefallen ihr Kind gehen zu lassen, doch beide waren Teil der Agentenabteilung und somit war es für sie Pflicht in diesen Blitzkrieg zu ziehen.

Und ich? Ich hatte sowieso keine Wahl, wieso sollte ich auch? Ich hatte Michael versprochen, dass ich Seraphim werde und ich breche mein Versprechen nicht. Ich werde für die Paranormalen Lebenswesen Luzifer töten, nicht mal Beyak wird mich daran hindern.

"An was denkst du?", riss mich Noel aus Gedanken und ich schüttelte schnell meinen Kopf, wie als wäre ich gerade aus einem Traum aufgewacht. "Ach, nur über die letzten Tage. Wieso fragst du?", antwortete ich ihm und richtete mich leicht von meiner liegenden Position auf. "Dein Gesichstsausdruck war so düster, da habe ich mir einfach Sorgen gemacht.", sagte er leise und betrachtete mich mit einem unergründlichem Blick.
Oh, war das wirklich so offensichtlich?, dachte ich mir peinlich berührt und zu meiner Überraschung nickte Noel auf meinen Gedanken. "Von wo weißt du was ich dach-...", wollte ich fragen, doch unterbrach mich selber, als es mir wieder einfiel. "Oh genau, du kannst ja meine Gedanken scannen, das habe ich vollkommen vergessen."

Ich wollte schon in meine Gedanken wieder abdriften, als Noel plötzlich aufseufzte. "Kaum bin ich ein Jahr nicht da bekommt meine Liebste schon Gedächtnislücken.", sagte er tadelnd und so schnell konnte ich gar nicht schauen, da war er plötzlich ober mir und stützte sich mit seinen Armen neben meinen Kopf ab. Überfordert von seiner Schnelligkeit starrte ich ihn sprachlos an, während er mich unter halbgeschlossenen Lidern ansah. Ohne ein Wort zu sagen betrachtete er jeden Zentimeter meines Gesichtes, von meiner Stirn bis zu meinem Kinn und abermals überraschte er mich, als er seine Betrachtung stoppte und sich zu mir herunter beugte. Kurz vor meinen Lippen stoppte er. "Ich glaube ich muss dir helfen diese Gedächtnislücken wieder zu füllen.", hauchte er leise und ich spührte seinen unregelmäßigen und beschleunigten Atem an meinen Wangen. "Liebend gerne.", flüsterte ich und ging auf sein Spiel ein.

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Fast schon keuchend und mehr als nur zufrieden lag ich auf Noels unbekleideter Brust und döste ein bisschen vor mich hin. Die orangenen Strahlen der untergehenden Abendsonne, die auf uns beide herabschien ließ mich noch müder werden und fast wäre ich schon vollkommen eingeschlafen, als auf einmal die Türklinge klingelte.
Ich machte Anstalten aufzustehen, doch mein Engel hielt mich auf.
"Ich gehe schon.", sagte er und hiefte sich schnell aus dem Bett, zog sich einen Morgenmantel an, um seine Blöße zu verdecken und öffnete schließlich die Eingangstür.

Neugierig versuchte ich ihrem Gespräch zu folgen, verstand aber trotzdem nichts, da Noel mit dem Fremden zu leise redete.
Die beiden sprachen ein paar Minuten, bis ich endlich hörte wie die Eingangstür geschlossen wurde und Noel mit einem nachdenklichen Blick und einem kleinen Zettel in seiner Hand ins Schlafzimmer zurückkehrte.
"Was hast du da?", fragte ich neugierig. Doch Noel antwortete mir nicht, so sehr war er in Gedanken versunken und hielt den Zettel fest in seinen Fingern.
Ein bisschen lauter als vorhin wiederholte ich meine Frage und erst jetzt bemerkte er, dass ich ihn etwas fragte. Entschuldigend sah er mich an und sagte:" Einen Zettel."
Ich verdrehte meine Augen.
"Das sehe ich auch. Ich meinte was drauf steht!", sagte ich energisch und Noels Miene verdüsterte sich.

"Es ist eine Nachricht von Michael. Er kann uns im Moment weder persönlich noch telefonisch erreichen, also hat er einen Lieferburschen ausgesandt.", erklärte er mir und ich machte eine Andeutung, dass er weiter reden sollte.
"Hier steht drinnen wo und in welcher Gruppe wir morgen kämpfen werden und wo ich Waffen herbekomme.", endete er und kehrte seufzend wieder ins Bett zurück.

"Was ist los?", fragte ich ihn und nahm seine Hand. Sorgenvoll sah er mich an und murmelte:"Ich habe Angst um dich. Du wirst eines der Top-Ziele für die Demons sein und ich will nicht, dass du verletzt wirst."
Er drückte meine Hand fester.
"Versprich mir, dass du und ich nach all diesem Chaos hier einfach weit weg fahren. Nach Portugal zum Beispiel. Ich wollte dir schon immer Lissabon zeigen."
Seine Augen glänzten förmlich vor Begeisterung und ich konnte nicht anders und lächelte ihn liebevoll an.

"Das machen wir auf jeden Fall, versprochen!"

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