Kapitel 4 Durch die Finsternis

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In meinem Traum stand ich in einem dunklen Raum und nur über mir war ein Lichtkegel, welcher mich ein bisschen beleuchtete, doch sonst herrschte Finsternis. Ich drehte mich im Kreis, um etwas zu erkennen, doch nur diese bedrückende Schwärze umgab mich. "H-hallo? Ist da jemand?", stotterte ich fragend, aber nur die Stille antwortete mir.

Ich wusste nicht wieso, aber irgendwie machte mir diese beklemmende Stille Angst. Es war so still, ich konnte sogar das Blut durch meinen Körper fließen hören und mein fest bumberndes Herz auch dazu.

Ich drehte mich um meine eigene Achse und wollte sehen, ob ich wenigstens irgendetwas sehen könnte, doch die Dunkelheit verschluckte alles. Ich dachte nach, ob ich aus dem Lichtkegel heraus treten sollte, aber die Schwärze war so beängstigend ich wollte keinen einzigen Schritt wagen.

Aufeinmal hörte ich die wunderschönste und meist ersehnteste Stimme meinerseits: "Elia .... du musst aus dem Lichtkegel heraus ... vertraue mir .... gehe durch die Finsternis und finde deinen Weg zu mir ..."

Natürlich erkannte ich die Stimme sofort und um nicht laut aufzuschluchzen schlug ich meine Hand vor meinen Mund." N-n-noel? Bist d-du das?", flüsterte ich stammelnd in die Finsternis. "Ja mein Engel. Aber du musst zu mir kommen!", hörte ich sofort wieder seine geliebte Stimme und bei mir brachen alle Dämme. Ich brach auf den Boden zusammen und begann unkontrolliert zu schluchzen. Ich hatte noch nie von Noel geträumt und jetzt seine Stimme zu hören riss meine alten Narben wieder auf. Mein Herz blutete vor Sehnsucht. So oft hatte ich es versucht ihn mir vor meinem Inneren Auge aufzurufen, doch mit der Zeit verschwamm sein Gesicht immer mehr und ich konnte mich auch nicht mehr an seine wunderschöne samtige, aber zugleich tiefe Stimme erinnern. Jetzt sie wieder zu hören war wie als würden mich tausend Nadeln in meinem Körper stechen.

"Ich weiß nicht wie ich zu dir komme.", schluchzte ich und hörte ihn sagen:" Gehe durch die Finsternis und am Ende warte ich auf dich.". Bei dem Gedanken daran, dass ich durch die Dunkelheit gehen müsste machte sich sofort Panik und Angst in mir breit, die meine Traurigkeit vertrieb.

"I-ich kann nicht...", stammelte ich ängstlich und Noel erwiederte:" Bitte Elia, du musst! Ich habe nur wenig Zeit und ich weiß nicht wie lange ich dich noch träumen lassen kann. Mein Engel, ich verspreche dir, dass dir nichts geschehen wird. Die Dunkelheit wird dir nichts tun. Vertraue mir..."

Unschlüssig starrte ich in die Schwärze und allein bei dem Gedanken da durch zu gehen stellte sich eine meterdicke Gänsehaut auf meinem ganzen Körper auf. Aber Noel hat es versproche, dass mir nichts passieren würde, er würde mich niemals anlügen. Ich glaubte und vertraute ihm.

"Na gut, ich gehe jetzt.", sagte ich mit zitternder Stimme und trat mit einem Fuß aus dem Lichtschein. Sofort aber begann sich Kälte in mir breit zu machen und meine Angst wuchs um ein Vielfaches. Ich wimmerte vor Grauen.

"Hab keine Angst mein Herz. Folge einfach meiner Stimme und vergiss alles um dich herum. Konzentriere dich nur auf mich.", redete die Stimme meines Engels beruhigend auf mich ein und ich stotterte:"O-okay..."

Dann begann er mir alte Erinnerungen von ihm und seinem Bruder Nathaniel zu erzählen und tatsächlich konzentrierte ich mich nur auf seine Stimme. Die Schatten und die Kälte wichen dem Gefühl von Belustigkeit und die Finsternis schien aufeinmal nicht mehr ganz so gruselig zu sein.

Ich hatte zwar jetzt keine Angst mehr, doch trotzdem kam es mir so vor, wie als würde ich Stunden durch die Dunkelheit wandern, dann aber endlich sah ich es. Eine weiße Holztür, die einfach so mitten im Raum stand und sich von der Schwärze abhob. Sie sah recht alt aus und ich hatte schon Angst, dass wenn ich sie nur berührte sie zerbröseln würde, doch trotzdem konnte man auch die kunstvollen Schnitzereien, die hinein geschnitzt wurden, erkennen.

Zuerst zögerte ich und dachte mir, ob diese Tür mich wirklich zu Noel führen würde, doch dann raffte ich mich zusammen und öffnete sie schwungvoll.

Aber als ich einen Schritt hinein gehen wollte stolperte ich plötzlich und fiel zu meinem Überraschen ins Wasser.

Sofort machte sich die Panik in meiner Brust breit und hinderte mich daran logisch zu denken. Doch ich dachte daran, dass Noel auf mich hier irgendwo wartete und versuchte deswegen sofort an die Oberfläche zu schwimmen. Jedoch erfolglos, denn statt hinauf zu schwimmen schien es als würde mich etwas immer tiefer herab ziehen.

Meine Panik mischte sich mit einer grausamen Verzweiflung und irgendwann lähmten mich die beiden Gefühle so sehr, dass ich einfach aufgab und mich in die Tiefen ziehen ließ. Traurig und enttäuscht dachte ich mir: "Es tut mir leid Noel ... vielleicht sehen wir uns ein anderes mal ..."

Dann schlossen sich meine Auge und ich entspannte mich, sodass meine Arme sich durch das Wasser hoben. Das letzte was ich hörte war Noels Stimme, die sagte:" Ich komme bald Elia. Wir werden uns wieder sehen.". Dann wurde es schwarz um mich und ich starb in meinem Traum.

Bright AngelsWhere stories live. Discover now