Kapitel 27 Ärger

1.9K 165 10
                                    

"Ich will eine verdammte Antwort haben!", knurrte ich wütend und sah meinen Vater an.

"Wann hast du mir jemals die Wahrheit erzählt? Hast du mir selbst meine Kindheit mit dir vorgelogen? Du mieses Schwein, wegen dir war ich fünf Jahre lang ein psychisches Wrack und habe dir hinter her getrauert! Wie kannst du zuerst Noel in die Hölle verbannen und ihn jetzt so erpressen? Wieso willst du nicht, dass ich glücklich mit ihm werde?", schrie ich ihm entgegen und ballte meine Hände zu Fäusten.

Doch mein Vater antwortete mir nicht, sondern sah nur an mir vorbei und schien mich nicht zu beachten, als sich plötzlich auch noch Michael einmischte. Beschwichtigend hob er seine Hände und ging zwischen mich und Cole. Er sagte:" Beruhige dich Elia. Ich bin mir sicher wir können das klären."

Bei seinen Worten musste ich auf schnauben. "Beruhigen? Wie soll ich mich beruhigen mit der Gewissheit, dass mich alle angelogen haben? Auch du Michael! Du hast gesagt, dass wenn ich Seraphim werde du Noel aus der Hölle zurück holst. Gib es zu, du wusstest von Anfang an, dass das unmöglich ist. Es ist eigentlich ein Wunder, dass er lebend wieder heraus gekommen ist."

"Von wo willst du das denn wissen? Wer sagt denn, dass es unmöglich ist? Glaube mir Elia, ich hätte einen Weg gefunden:", erklärte er mir, doch ich vertraute ihm nicht. Er und mein Vater steckten doch unter einer Decke und wollten uns zwei schon von Anfang an auseinander bringen.

"Mein Engel. Die Situation hier ist anders als du glaubst. Ich bin freiwillig hier her gekommen und habe mich von den Mächtigen befragen lassen.", brachte Noel plötzlich heraus und überrascht sah ich ihn an.

"Aber-aber ... du hast doch gesagt, dass du ihnen niemals den Weg zur Pforte der Hölle sagen wirst. Und-und.", stammelte ich verwundert, doch Noel unterbrach mich bevor ich zu Ende sprechen konnte. "Glaube mir bitte einfach. Alles was hier geschieht wurde von mir selber erbeten. Vielleicht kann ich es dir in ein paar Wochen erklären, aber jetzt ist nicht der Zeitpunkt dafür. Könntest du jetzt bitte ge ... ge ... ge."

"Fuck, es beginnt schon wieder.", fluchte Michael laut. Schnell sprintete er von mir weg zu Noel und drückte ihn mit Mühe gegen die Wand, obwohl mein Engel sowieso durch Ketten festgehalten wurde. Bewegungslos sah ich ihm zu und musste verwirrt und erschrocken zu sehen wie Noel immer wieder die selbe Silbe wiederholte und am ganzen Körper zu zittern begann.

"Halte ihn fest!", befahl Michael Cole barsch, der sofort dazu kam und seinem Chef half.

Stocksteif blieb ich an meinem Platz stehen und starrte sie weiterhin mit großen Augen an, als mich der Vater von Aaron und Peter plötzlich an den Armen nahm und mich von den anderen weg tragen wollte, doch ich wehrte mich dagegen und befreite mich.

"Was ist hier los?! Wieso hat Noel so einen Anfall?", fragte ich aufgewühlt und sah alle Mächtigen an, die jedoch aber nur fragend und zweifelnd zu Michael schauten.

Schnell drehte ich ihnen den Rücken zu und sagte fordernt zu dem Erzengel:" Beantworte meine Frage!"

Er seufzte kurz und nickte den anderen hinter mir zu, erst dann antwortete er mir:"Das alles hat damit zu tun, dass Noel in der Hölle gefoltert wurde und das anscheinend nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Irgendwann musste die seelische Belastung zu hoch gewesen sein und seine Seele hat sich gespalten und hat sich in die näheliegentse lebende Hülle "eingenistet". Zufälligerweise war das genau der Lord der Finsternis, Beyak."

"Aber was hat das jetzt mit seinem Anfall zu tun?", fragte ich verwirrt. Dieses mal antwortete mir Cole:" Wenn Beyak starke Gefühle fühlt, wie Freude, Raserei, oder Rachedurst, spührt dein Freund das und lässt ihn zu einen halben Demonen mutieren, aber auch nur innerlich. Äußerlich nicht, also bekommt er auch keine Hörner, scharfe Zähne oder Krallen und knöcherne Flügel."

"Kann man ihm in diesen Zustand helfen?"." Nein. Er weiß wahrscheinlich nicht mal, dass er dies hier überhaupt ma-."

Bevor mein Vater seinen Satz beenden konnte, stieß Noel plötzlich einen lauten Schrei aus und schaffte es seine Hand zu befreien. Schnell stieß er Michael kraftvoll auf die Seite, der in hohem Bogen auf den Tisch knallte und tat das gleiche mit Cole, der aber gegen die Wand krachte.

Der Erzengel keuchte bei seinem Aufprall erschrocken auf, fasste sich aber sofort wieder und richtete sich mühevoll auf. Cole tat es ihm nach und beide verwandelten sich in Bruchteilen einer Sekunde in Engel. Zusätzlich ließ Cole noch zwei Pistolen in seiner Hand materialisieren, wobei er eine zu Michael hinüber schupfte.

Meinem Freund, dem es anscheinend gar nicht gefiel, dass eine Waffe auf ihn gerichtet wurde knurrte die beiden wie eine wilde Bestie angsterregend an und machte Anstalten seine Beine auch zu befreien.

Wie als wäre das nur ein Kinofilm und ich die Zuschauerin brachte ich es zuerst nicht über mich nur einen Fuß zu bewegen, als mir endlich die Situation klar wurde und ich schnell auf meinen Engel zu rannte.

"Nicht, Elia!", rief Cole erschrocken und wollte mich packen, doch ich war schneller und kam bei Noel an.

Mit rasendem Herzen blieb ich einige Meter von ihm entfernt stehen und näherte mich ihm langsam. Bei jedem meiner Schritte knurrte Noel lauter und sah mich mit glasigen violetten Augen an.

Beruhigend murmelte ich:" Ich bin es nur, Elia, deine Freundin. Ich will dir nur helfen.". Er reagierte darauf jedoch nicht und knurrte nur weiter. Als ich nah genug stand versuchte er sogar nach mir zu beißen.

Egal ob es Mut, Dummheit, oder meine Liebe zu ihm war, langsam näherte ich meine Hand seinem Gesicht, wobei er überraschenderweise gänzlich zum Knurren aufhörte und mich nur mit einem glasigen und wilden Blick ansah.

Mittlerweile war es so still im Raum, dass man das fallen einer Stecknadel hätte hören können. Jeder hielt seinen Atem an, als ich meine zitternder Hand langsam gegen Noels Wange lehnte, der mich daraufhin mit großen Augen ansah.

"Bitte hör auf Noel, du machst mir Angst.", flüsterte ich und konnte mich nicht mehr zurückhalten. Ohne, dass er es vorhersehen konnte umarmte ich ihn blitzschnell und ich spührte wie sein Körper zu zittern aufhörte und er leicht in sich zusammen sank.

"Elia? Bist du das?", murmelte er deutlich erschöpft und hielt sich an mir fest. Erfreut, dass er wieder der Engel war den ich kannte und liebte nickte ich.

"W-was ist passiert?", fragte er und ich antwortete ausweichend:" Ich erkläre es dir später, zuerst helfe ich dir aus den Ketten heraus."

Zögernd kam Michael näher, der uns zugehört hatte und gab mir den Schlüssel. Schnell sperrte ich alle Ketten auf und sogleich fiel Noel erschöpft auf mich.

"Ich bin müde.", brachte er matt heraus und ich streichelte sein zerwuseltes Haar. "Komm, gehen wir in unser Zimmer. Papa, könntest du mir bitte helfen?"

Überrascht sah mich Cole an, weil ich ihn seit Jahren wieder Papa genannt hatte und mir wurde auch klar, was ich gerade getan hatte. Obwohl, ich musste jetzt nicht mehr zu sehr wütend auf ihn sein, immerhin war das alles hier nicht seine Schuld.

Schnell kam er auf uns beide zu und jeder von uns legte sich je einen Arm über unsere Schulter, sodass Noel zwar noch gehen musste, aber wir sein halbes Gewicht trugen.

"Danke, Cole.", murmelte Noel mit halbgeschlossenen Augen und ich sah wie ein kleines Lächeln sich auf dem Gesicht meines Vaters zauberte.

Willkommen zurück von der Pause!


Bright AngelsWhere stories live. Discover now